The Gunslinger Born: Rezension
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Hinweis! Diese Rezension betrifft die sieben Hefte und die Gesamtausgaben der Reihe The Gunslinger Born, nicht die gesamten Dark-Tower-Comics.
Tiberius (4/5)
Wie so häufig beim Dunklen Turm und allem, was sich so darum bewegt, fehlen mir die Worte für den richtigen Anfang. Lassen wir es doch auf einen Versuch ankommen.
kurz zum Hintergrund
Stephen King hat lange überlegt, ob er noch etwas zum Dunklen Turm zu schreiben hat. Nach Der Turm (orig. The Dark Tower) und dessen Ende dürfte es auch für einen so begabten Schriftsteller wie ihn schwer werden, einen Nachfolger zu verfassen. Was macht man also, wenn das literarische Ende nicht mehr zu verbiegen ist? Man verfasst eine Vorgeschichte. Doch Stephen King geht häufiger neue und unbekannte Wege. So auch dieses Mal. Er ließ die Geschichte um Roland Deschains Jugend von jemand anderem erzählen und gleichzeitig illustrieren. In Comic-form. Ich hatte ernsthafte Bedenken vor dem ersten Heft der Reihe The Gunslinger Born, da für mich die Form des Comic nicht bekannt war und ich dachte, dass ausschließlich Stephen King etwas über den Dunklen Turm schreiben dürfe und nicht jemand anderes.
Gesamteindruck Bilder und Skript
Doch bereits im Februar 2007 wurden diese Bedenken ausgeräumt. Was Jae Lee und Richard Isanove an Bildern kreiert haben ist klasse! Die aktuelle Stimmung, Spannung und Gefühle werden durch Farben, Schattierungen, Panel-Anordnungen und so viele Elemente dem Leser überbracht, dass der Zeitrahmen von einem Monat zwischen den einzelnen Heften beinahe zur Qual wurde. Es sind die vier Hauptcharaktere der sieben Hefte (Roland, Cuthbert Allgood, Alain Johns und Susan Delgado) die herausstehen. Jeder wird allein durch Lees Zeichnung schon auf den Punkt charakterisiert. Ob der Stolz in Rolands Mimik, die Anmut in Susans Augen und Gestik oder die Ruhe und Sensibilität von Alain in dessen Statur.
Dazu passt Peter Davids Skript. Er benutzt Stephen Kings entwickelte Hohe Sprache und den Dialekt in der Baronie Mejis. Er setzt den Wechsel zwischen Sprechblasen und Erzählertext. Er führt uns und die Charaktere und in meinen Augen auch Kings Gedankengang weiter. Er verzichtet auf unnötige Onomatopoesie und setzt sie nur in wirklich wichtigen Situationen ein. Sag euch meinen Dank, Sai David.
King selbst ist "nur noch" in der Rolle des finalen Zustimmers. Die Arbeit, Handlungsstränge mit Peter David auszuarbeiten, liegt bei Robin Furth, die wohl am besten dafür geeignet ist. Sie war auch für das Konzept der Karten von Gilead und Mejis verantwortlich und auch auf den zweiten Blick sieht alles sehr stimmig aus.
Der Unterschied zwischen Heften und Gesamtausgaben
Die Hefte selbst bestanden nie nur aus der eigentlichen Handlung. Wir haben sehr viele Hintergrundinformationen und -Bilder sehen können. So wurde die Vergangenheit von Eldred Jonas und Rhea Dubavio erklärt. Stephen Kings Auftritt auf dem New York Comic Con im Jahr 2007 wurde festgehalten. Sehr viele Informationen, die den Fan des gesamten Zyklus freut.
Marvels Tradition verschiedene Varianten eines Heftes herauszubringen schlägt sich auch in dieser Reihe wieder. Zu jedem Heft gab es mindestens drei Ausgaben. Die normale, ein Artist Variant und ein Sketch Variant. Das Artist Variant zeigt in dieser Reihe immer den Revolvermann von einem anderen Künstler gezeichnet und coloriert. Exzellente Ausgaben, die bei Kingfans wie mir - generell schon von Haus aus Sammler - guten Zuspruch gefunden haben. Die ersten vier Hefte wurden sogar mit einem 2nd Print ausgestattet, die ersten beiden zusätzlich mit einem 3rd Print. Hintergrund war der Ausverkauf der regulären Ausgaben. Doch was steht hinter den verschiedenen Varianten? Es ist ausschließlich das Cover. Der Inhalt ist bei allen Heften der gleiche und so kann man auch mit den normalen Heften zurechtkommen ...
Doch warum vergebe ich nur vier Punkte, wenn ich bisher nicht einen negativen Aspekt gefunden habe? Der negative Punkt kommt mit den Gesamtausgaben. Bisher haben wir hier die Marvel-Version und die deutsche Ausgabe vom Heyne-Verlag.
Die erste Ernüchterung kam mit der Marvel-Gesamtausgabe. Ich hatte gehofft, auch hier die Hintergrundgeschichten zu finden, die ich in den Heften so klasse gefunden habe, doch leider gibt es die nicht. Das Buch ist dennoch gut aufgemacht. Wir haben die komplette Handlung. Die Hefte in sieben Kapitel aufgeteilt. Auch die beiden Karten von Robin Furth sind vorhanden, ebenso wie die Cover der verschiedenen Variants der Hefte. Dennoch wäre auch das ein wenig besser gegangen.
Der zweite Aspekt ist die deutsche Gesamtausgabe. Ich habe mich an anderer Stelle im Detail über den Titel Der Dunkle Turm und die Verwendung des Werbetextes Die Reihe erfährt eine Fortsetzung ausgelassen. Auch der Ärger über die Verspätung und wiederholte Verschiebung der Ausgabe ist verblasst, wenn man es erstmal in den Händen hält. Dennoch ein kleiner Kommentar zum Äußeren Eindruck: Aus dem versprochenen Harcover-Buch ist ein Taschenbuch geworden und auch der Preis ist mit 20 Euro nicht gerade günstig.
Doch generell ist die deutsche Ausgabe durchaus gut gelungen. Wulf Bergner hat sich bemüht, den Dialekt wie in den deutschen Ausgaben von Glas (orig. Wizard and Glass) klingen zu lassen und hat sogar für seine Verhältnisse viel Erfolg gehabt. Er hätte von mir sogar die Bestnote bekommen, wenn ich nicht die vorletzte Doppelseite gesehen hätte. Es hätte alles so schön sein können, wenn er nicht so stur Wort für Wort übersetzt hätte. Roland, I love thee sind die letzten Worte von Susan. Und auch wenn man nicht weiß, was die Besonderheiten von thee ist, ahnt man, dass Susan Roland ruft, dass sie ihm ihre Liebe schwört. Doch Wulf Bergner lässt Susan zu uns sprechen und macht aus diesem Satz Roland, Ich liebe ihn. Ah ja, danke Herr Bergner, Fall abgeschlossen.
Abschluss
Ein sehr interessantes Projekt. Ich freue mich auf die weiteren Hefte und auch, wenn es schon ein paar Andeutungen gibt, dass Robin Furth sich etwas von Stephen King entfernt, so finde ich die Idee, den Dunklen Turm in Bildform zu sehen, großartig. Ich hoffe nur, dass sich der Splitter-Verlag die Mühen macht, die Leistung des nordamerikanischen Teams in entsprechender Weise zu würdigen. Der Heyne-Verlag scheint dabei ein paar Probleme zu haben.