Sprachbarrieren
Version vom 28. Juni 2008, 17:47 Uhr von Wörterschmied (Diskussion | Beiträge) (Monstrum: Gardener on the Rocks)
Version vom 28. Juni 2008, 17:47 Uhr von Wörterschmied (Diskussion | Beiträge) (Monstrum: Gardener on the Rocks)
Absurde Übersetzungen | Sprach- barrieren |
Falsche Verknüpfungen | Absurde Buchtitel | Absurde Filmtitel | Fehler und Ungereimtheiten | Verwirrende dt. Titel | |||||||||||||||||||||
Dieser Artikel beinhaltet Kritik und das ist auch so gewollt. |
Romane
- Brian Lippy verspottet Trooper Eddie Jacubois, weil dessen Nachname klingt wie "Jack-you-boys" (siehe auch Aussprache); deshalb fragt Brian stets: "How many boys did you jack?" Auch wenn jack kein offizielles Wort dafür ist, wird aus dem Zusammenhang klar, dass es wie jemanden einen runterholen gemeint ist. Übersetzt wurde es mit: "Eddie, der Bläser vom Dienst".
- Duddits leidet am Down-Syndrom und spricht so undeutlich, dass nur seine Mutter und seine Freunde ihn verstehen können. An einer Stelle verwirrt er Owen Underhill, als er im Original sagt: 'Onesy ont war.' Underhill übersetzt dies verständlicherweise mit 'Jonesy wants war' ('Jonesy will Krieg'), Duddits meint aber mit 'war' 'water'. Im Deutschen sagt Duddits: 'Onzi will Assa', und Underhill versteht sofort 'Wasser', weiß aber jetzt nicht, welches Wasser gemeint ist.
- Owen Underhill erfährt, dass seine Nachbarin einen Schlaganfall hatte - einen 'stroke'. Er versteht aber 'stork', deutsch 'Storch' und glaubt, sie bekomme ein Baby.
- Gegen Ende von tot muss das Ka-tet ein Rätsel von Blaine lösen, um zu überleben: „Ihr müsst meine Pumpe zum Laufen bringen, und meine Pumpe läuft rückwärts.“ Auf einer Kontrolltafel befinden sich 100 nummerierte Knöpfe. Detta findet schließlich die Lösung: Es müssen die Knöpfe aller Primzahlen gedrückt werden, und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Der Leser der deutschen Übersetzung fragt sich an dieser Stelle, wie in aller Welt Detta darauf gekommen ist, dass Primzahlen der Schlüssel zur Lösung sind. Die Antwort ergibt sich, wenn man das englische Original betrachtet. Dort heißt das Rätsel „You'll have to prime the pump to get me going, and my pump primes backward“. „to prime“ bedeutet hier soviel wie „anlassen“, ist aber gleichzeitig ein klarer Hinweis auf Primzahlen („prime numbers“). In der überarbeiteten Neuausgabe des Heyne-Verlags aus dem Jahr 2003, stellt Blaine das Rätsel mit anderen Worten: "Ihr müsst meine Pumpe primeln, und meine Pumpe primelt rückwärts. So würde man noch eher auf die Primzahlen kommen, jedoch braucht man hierzu vermutlich eine Menge Phantasie.
- Das Rätsel des toten Babys ist für den deutschen Leser etwas fremd anmutend. Doch geht dies im englischsprachigen Raum auf eine mannigfaltige Art von Witzen des Schwarzen Humors zurück.
- Oys letzte Worte an den toten Jake Chambers lauten im Original: "I, Ake", und Roland fragt sich, ob sie für "Bye, Jake" oder "I ache" ("es tut mir weh") stehen. Rolands Gedanken fehlen seltsamerweise im Deutschen, obwohl mit Oys Worten "Au, Ake" das Wortspiel zumindest ansatzweise möglich gewesen wäre: "Ciao, Jake" oder "Au, Jake".
- In Kapitel 11 erfahren wir von dem Fluch, der Cary Rossington traf und ihn langsam in ein Reptil verwandelt (siehe auch Die drei Fluchopfer). Der Titel des entsprechenden Kapitels ist ein Wortspiel: The Scales of Justice kann interpretiert werden einerseits als Die Waage der Gerechtigkeit, was auf das Bild der Justizia anspielt, die in ihren Händen Waagschalen hält; zum anderen heißt 'scales' auch 'Schuppen' (im Sinne der Hautkrankheit). Der deutsche Titel Die Schuppen der Wahrheit ist somit eher rätselhaft.
- Die letzten Sätze des Originals lauten: Rachel's voice was grating, full of dirt. "Darling," it said. (vgl.: Epilog)
- Dabei hat das it im Englischen zwei Bezugsmöglichkeiten: Meint King die Stimme oder will er aussagen, dass Rachel nach ihrer Rückkehr ein Es ist? Diese Zweideutigkeit muss in der Übersetzung verloren gehen. Man entschied sich für den Bezug auf die Stimme und übersetzte: "Liebling", sagte sie.
- Als Lisey Landon das Arbeitszimmer ihres verstorbenen Mannes Scott betritt, quietscht die Tür wie die Tür zu einer Gruft, und Lisey denkt beim Gedanken an eine Gruft: "Welcome to the crypt, little Lisey, we've been dying to meet you". Hier wird auf die Doppelbedeutung von dying angespielt (wörtlich: "wir sind gestorben, um dich zu treffen", aber auch "wir wollten dich schon immer einmal treffen"). Im Deutschen steht nur: "Wir lechzen schon danach, dich kennenzulernen."
- Folgende in Klammern stehende Stelle erwies sich als schlicht unübersetzbar und fehlt im Deutschen: "Their married life had become something like the berserk merry-go-round (sort of a pun there, she thought – merry-go-round, marry-go-round) at the end of Alfred Hitchcock's Strangers on a Train." Deutsch: "Ihr Eheleben hatte sich in etwas verwandelt, das dem defekten, sich immer schneller drehenden Karussell am Schluss von Alfred Hitchcocks Der Fremde im Zug ähnelte." Die Klammer spielt an auf den ähnlichen Laut bei merry (wörtlich "fröhlich") und marry ("heiraten").
- Officer Joe Alston trägt den Spitznamen "Plug". Sein Kollege erklärt dies mit Joes verbissenem Einsatz beim Football-Spiel: "Auch wenn drei, vier Gegner an ihm hingen, ackerte er sich weiter durch. Daher haben wir ihm den Spitznamen Plug verpasst." Eine schleierhafte Erklärung; nur das Original hilft: "Even with four guys hangin off him, he kept pluggin. So we called him Plug." (Kapitel XVI/7) Die Übersetzung passt - nur ist sie keine Hilfe.
- Neben den Tommyknockerversen, tauchen in diesem Buch viele Gedichte, Reime und Wortspiele auf, die den Gedanken der Protagonisten einen ironischen oder sarkastischen Unterton geben sollen. Im Deutschen fallen diese meistens weg und werden nicht mehr als Reime erkannt. Beispiel:
- "Call the doctor, call the nurse, Bobbi's bad... and getting worse" / "Bobbi ist krank, wir brauchen einen Arzt, es wird immer schlimmer mit ihr." (Buch I, Kapitel 1/4)
- Jim Gardener fragt sich, warum er ständig seine Freunde verliert und kommt dabei auf eine elementarere Fragestellung: "Running out of friends? Or running them out? Which is it, Gard?" (Buch I, Kapitel 5/1). Im Deutschen wird dies zwar richtig übersetz: "Freunde verlieren? Oder Freunde vertreiben? Welches von beiden, Gard?", aber das Wortspiel geht dennoch verloren.
- Ron sagt über einige Typen mit denen Gard sich während der Sauftour im Stone Country Bar and Grille gestritten hat, es wären wohl Snops aus Mississippi gewesen. Dieser Satz wird im Deutschen vollkommen weggelassen, da Rons absurde Buchstabierung des Staates: "Em-Eye-Double-Ess-Eye-Pee-Pee-Eye" (Pee=pinkeln=P, Eye=Auge=I, MISSIPPI) für den deutschen Leser wenig Sinn ergibt... außer er benutzt die englische Lautsprache und spricht beim Lesen laut mit.
- Das sechste Kapitel des Buches heißt im Englischen "Gardener on the Rocks": Gard möchte vollkommen verkatert von einem Wellenbrecher in die Flut springen, um Selbstmord zu begehen. Zwar ist die Übersetzung "Gardener auf den Steinen" richtig, aber verliert den Wortwitz: "on the rocks" ist die Art, einen Drink zu mixen, indem man erst die Eiswürfel in das Glas kippt und dann den Alkohol darüber. Es besteht also eine Verbindung zwischen dem betrunkenen Zustand Gardeners und dessen Absicht, sich auf die Steine im Wasser zu stürzen.
- Alice Maxwell benutzt folgendes Wortspiel: "We can't assume anything," she said restessly, querulously. "My father says assume makes an ass out of you and me. Get it, u and me...". Wörtlich übersetzt: "Mein Vater sagt, dass Mutmaßungen einen Arsch aus dir und mir machen, verstanden? Aus dir und mir...", sprich: Lieber auf Nummer Sicher gehen, statt zu spekulieren.
- Wortwitz: Das Wort "assume" (dt. annehmen, mutmaßen) kann in die drei Worte: ass-u-me (Arsch-du-ich) aufgespalten werden.
- Dieses Wortspiel macht im Deutschen natürlich wenig Sinn, daher wurde hier ganz frei übersetzt: "Wir dürfen nichts annehmen", unterbrach Alice ihn unruhig, gereizt. "Hoffen und harren hält manchen zum Narren", sagt mein Vater immer."
- Als sich die Jack Sawyer-Gang Black House nähert, erscheint wie aus dem Nichts ein gewaltiger Schwarm Bienen. Da Jack zuvor schon positive Erlebnisse mit diesen Insekten hatte, ist er nicht verängstigt, sondern fühlt sich zuversichtlich. Und die Bienen (Biene ist auf Englisch bee) wecken eine Assoziation mit seiner Mutter, der Schauspielerin Lily Cavanaugh, die man zu Lebzeiten auch die "Queen of B's", also "Königin der B-Movies" - oder im Original auch "Königin der Bienen" (Gleichklang bee / B) nannte. (Im Übrigen ist diese Szene in der Originalausgabe Black House der Schere zum Opfer gefallen und ist absurderweise nur in der deutschen Fassung und dem englischen Hörbuch zu finden; Kapitel 28.)
- Als Beezer seine Jungs, die Thunder Five, fragt, ob sie mitkommen, um den Polizisten bei der Untersuchung der Leiche Irma Freneaus zu "helfen", steht im deutschen Folgendes: Sie "brummen, grollen und knurren, was offenbar Zustimmung signalisieren soll." Das englische Wortspiel: "The others rumble, mumble, and grumble, apparently in assent" geht dabei leider verloren.
- Jack warnt seine neuen Freunde vor der Pressekonferenz im letzten Kapitel vor den drei Ps: piss, puke and pass out. "Pissen, kotzen oder umkippen" verliert dabei den humorvollen Unterton.
- In diesem Roman wird auf den Gleichklang von Wörtern angespielt, die sich im Deutschen nicht ähneln.
- In seinen Träumen vom Roque-Hammer träumt Danny immer Roque-stroke-Roque-stroke; das korrekt übersetzte Roque-Schlag-Roque-Schlag kann dies nicht nachmachen.
- Wenn Danny im Englischen von redrum spricht, erscheint ihm im Deutschen das Wort DROM, mit dem die Verwechslungen des Romans nicht nachgemacht werden können (siehe dort).
- Als Jack Torrance schließlich wieder dem Alkohol verfällt, bestellt er sich bei Lloyd einen Martini; ein Wort, das ähnlich klingt wie 'martian', also 'Marsmensch'. Im Original sagt er: 'One large martian, if you please. They've landed somewhere in the world, Lloyd.' (wörtlich: 'Ein großer Marsmensch, bitte sehr. Sie sind irgendwo auf der Welt gelandet, Lloyd.') Übersetzt wurde dies jedoch mit: 'Einen großen Martini bitte. Die Martinis sind gelandet. Irgendwo auf der Welt, Lloyd.' (???)
- Barton Dawes ist überzeugt, dass sein ehemaliger Mitarbeiter Vinnie in seinem neuen Job nichts Weiter ist als ein "gofer". Im Original ist das ein scherzhaftes Wort, dass die Worte "go for" imitieren soll: "It's a person who does errands. (...) Gofer coffee, gofer Danish, gofer a walk around the block." Im Deutschen wurde der Begriff "Gofer" als Bezeichnung einfach stehen gelassen, der Rest des Textes aber normal übersetzt, woraus der deutsche Leser nicht schlau werden kann.
- Jack Sawyer lernt in der Region den Werwolf Wolf kennen und erfährt, dass dessen Rasse sich nicht "wolves" (der reguläre englische Plural) nennt, sondern "wolfs": "Wolfs (never Wolves - when Jack once used the proper plural, Wolf had laughed until tears spurted from the corners of his eyes) were solid, dependable workers, for the most part." (Teil I, Kapitel 17/1) Im Deutschen jedoch steht ganz normal "Wölfe" - obige Klammer wurde komplett weggelassen.
Kurzgeschichten und Novellen
- Hier war ein ganzer Abschnitt schlicht unübersetzbar und fehlt somit im Deutschen. Als Mike Enslin das Zimmer 1408 betritt, verliert er zunehmend den Bezug zur Realität, was sich auch auf seiner Tonbandaufnahme niederschlägt. Als er dort rein diktiert: "He [ Olin ] set out to give me the heebie-jeebies" (dt.: "Er hat's darauf angelegt, mir Angst einzujagen"), verstört ihn auf einmal der Ausdruck "heebie-jeebies" (etwa: "Schiss") und er denkt im Original darüber nach, ob dies nicht latent rassistisch ist: "Was 'heebie-jeebies' short for Hebrew jeebies? But that was ridiculous. That would be 'Hebrew-jeebrews', a phrase which was meaningless." ("Hebrew" = "Hebräer")
- Maddie Pace bekämpft ihren zu einem Zombie gewordenen Ehemann Jack und hackt ihn in Stücke. Noch immer liebt sie ihn und wünscht ihm: "Rest in peace" (Ruhe in Frieden); dann sagt ihr eine innere Stimme jedoch, dass sie lieber sagen sollte: "rest in pieces" (Ruhe in Stücken), was sie zum Weinen bringt. Dieser Witz, der auf dem Gleichlaut von "peace" und "piece" basiert, kann nicht übertragen werden.
- Stokely Jones III. wird auch "Ratz-fatz" genannt - im Original heißt er jedoch "Rip-rip". Dies ist es, was er vor sich hinmurmelt, wenn er sich mit seinen Krücken voran quält, laut Pete Riley "articulating what he'd like to do to the whole walking bunch of us." (Novelle 2, Kapitel 4) Dies wurde zwar wörtlich übersetzt (Er wollte "zum Ausdruck bringen, was er am liebsten mit unserer ganzen einherschlendernden Truppe machen würde"), gibt im Deutschen aber keinerlei Sinn. Im Englischen steht das RIP freilich für Rest In Peace (Ruhe in Frieden) und wird gleich in der Bedeutung "vermassakrieren" verstanden.
- Der Wortwitz des englischen Originals kann mit dem Schimpfwort "Spinnerlucy" für die Katze Lucy nicht nachgemacht werden. Im Original nennt Lulu die Katze "Screwlucy", was einen doppelten Wortwitz beinhaltet:
- Das Englische kennt wie das Deutsche die Redewendung "eine Schraube locker haben": "to have a screw loose"; die letzten beiden Wörter klingen fast exakt wie Screwlucy und passen gut, da Lulu wegen der typischen Katzenanfälle glaubt, Lucy habe eine Schraube locker.
- Das Verb "to screw", deutsch "schrauben", hat die Nebenbedeutung "bumsen" und wird in Flüchen im Sinne von "Scheiß auf ..." verwendet. Somit kann Screwlucy auch als "Scheiß auf Lucy" interpretiert werden.
- Als Ted Brautigan Bobby Garfield bittet, nach den Niederen Männern (orig.: low men) Ausschau zu halten, erinnert Bobby das, was er da versteht, an ein chinesisches Gericht: "'Lo mein?' It was what his mother ordered on the occasions when they went out to Sing Lu's on Barnum Avenue." Der Übersetzer entschied, das Missverständnis nicht auf phonetischer, sondern auf semantischer Ebene anzusiedeln und Bobby interpretiert das Wort "niedere" im Deutschen falsch: "'Nach kleinen Männern in gelben Mänteln?', fragte er verblüfft. Vor seinem geistigen Auge tauchten lauter gelbgewandete Zwerge auf."
- Elizabeth Garfield verdächtigt Ted, Carol Gerber und ihren eigenen Sohn sexuell belästigt zu haben. Als Ted sich von Bobby verabschiedet, sagt er: "I have enjoyed meeting you and knowing you." ("Es war mir eine Freude, dich getroffen und kennengelernt zu haben.") Das kommentiert Liz mit einem schnaubenden: "Kennengelernt!" Im Deutschen funktioniert das nicht, im Englischen schon, kann doch to know somebody eine altertümliche, oft noch in der Bibel anzutreffende Art und Weise sein, den Beischlaf zu paraphrasieren.
- Im Englischen wird die erste Silbe von homage wie das HOM in HOMburg gesprochen, deswegen fällt Clyde Umney auf, dass Samuel Landry es falsch ausspricht, denn er reimt die Vorsilbe auf das englische Wort Rome. Nur hat die vorgenommene wörtliche Übersetzung keinen Sinn mehr, wenn Clyde bemerkt, dass Landry die Silbe in Hommage auf Rom reimt - da das im Deutschen ja so ist!