Schlaflos: Rezension
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Croaton (4 / 5)
Schlaflos gehört zu den Romanen, die in meinen Augen eine ordentliche Rehabilitation erfahren haben, nachdem ich sie nach der ersten Lektüre nicht mochte. Ich erinnere mich gut, was mich ursprünglich störte: Es dauert lange, bis man endlich begreift, worauf die Handlung eigentlich herausläuft und was es mit Ralph Roberts' Schlaflosigkeit überhaupt auf sich hat. Diese Geduld fehlte mir beim ersten Lesen. Zudem nervte es mich damals ungemein, dass King den Roman eng an seinen Zyklus vom Dunklen Turm knüpfte. Leser, die damit nicht vertraut waren, so dachte ich, müssten sich einfach betrogen fühlen – und ich litt absurderweise mit ihnen. Ich hätte mir für diesen Roman eine 'eigene' Handlung gewünscht, einen Sinn, der sich innerhalb des Buches selbst und nicht in einem (damals noch lange unvollständigen!) Ganzen zeigt.
Nun ist Roland Deschains Epos vollendet, der Roman Schlaflos ist sogar als Buch Bestandteil des letzten Bandes der Saga, und ich kann ihm offener gegenübertreten. Sehr unterstützt von der wunderbar von Eli Wallach vorgelesenen Hörbuch-Version vertiefte ich mich erneut in die Welt von Ralph Roberts und seiner Freundin Lois Chasse, erfreute mich an den genialen Bildern, die King heraufbeschwört, als die beiden beginnen, die Auren wahrzunehmen (die Ballonschnüre etwa sind unvergesslich) und stand an ihrer Seite in ihrem Feldzug gegen Atropos und den Scharlachroten König.
Die Weltanschauungen des alten Gentleman Ralph sind einprägsam auf den Punkt gebracht. Die Szenen, in denen Ralph plötzlich Dinge über andere Menschen weiß, weil er ihre Auren liest (wie beispielsweise bei Zoë oder David Wilbert) oder auf ihre Souvenirs stößt (wie etwa bei Gage Creed), gehören – trotz (oder gerade wegen?) ihrer Beiläufigkeit – zu den packendsten. Auf die Kahlköpfigen Ärzte und ihre ganz eigene Philosophie muss man sich einlassen, dann erschließt sich aber eine ganz eigene Welt aus Farben und Emotionen.
Dennoch – 5 Punkte erreicht der Roman bei mir nicht. Bis heute sind nicht alle Geheimnisse rund um Patrick Danville geklärt (ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass da noch etwas kommt), was Ralphs Mission, ihn zu retten, noch immer einen faden Nachgeschmack verleiht. Vor allen Dingen leidet der Roman aber eindeutig an allen Ecken und Kanten (vor allem im Epilog) an Überlänge – eine Entschlackung um etwa 250 Seiten hätte ihm gut getan. Manche Passagen stechen hervor; zwei Stellen sollen als Beispiel dienen: Als Lois Ralph auf einer Parkbank sitzend davon berichtet, wie ihr Sohn und ihre Schwiegertochter sie in ein Altenheim einweisen wollen, verwendet King auf diese im Gesamtkonzept des Romans belanglose Erzählung fast 30 Seiten; als Ralph und Lois am Bürgerzentrum von Derry ankommen und sich dort umschauen, passiert knapp 20 Seiten lang präzise nichts.
Fazit: Ein packendes Buch mit unnötigen Längen und nicht ganz befriedigendem Schluss.
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