Das Mädchen: Rezension

Version vom 13. November 2007, 21:41 Uhr von Croaton (Diskussion | Beiträge) (Anpassung)


Croaton (3 / 5)

Wie schon Sie und vor allen Dingen Das Spiel ist der Roman Das Mädchen ein Buch mit einer sehr begrenzten Anzahl von Personen. Das (im Deutschen) titelgebende Mädchen, Patricia 'Trisha' McFarland, schlägt sich darin mutterseelenallein durch die Wälder Neuenglands, weil es aus eigenem Verschulden vom Appalachian Trail abgekommen ist. Doch sie kann das Geschehen ganz alleine tragen, da sie ein glaubwürdiger, liebenswerter Charakter ist. Sie ist ein Stadtkind und weiß nicht viel mehr über Wälder als der durchschnittliche Leser, was eine Identifikation mit der Protagonistin noch leichter macht.

Unverkennbar sind Parallelen zu Das Spiel. Wie auch im Fall von Jessie Burlingame, hört Trisha Stimmen, die sie begleiten. Während Jessie imaginäre Gespräche mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Ruth führt, fantasiert sich Trisha den Baseballspieler Tom Gordon als ihre Begleitung zusammen. Ebenso die unbestimmte Bedrohung, die im Wald lauert, zeigt deutliche Ähnlichkeiten mit dem Erscheinen des Schattens in Jessies Zimmer, der sich schließlich als der Killer Andrew Ray Joubert herausstellt.

Die Szenen, die es dem Durchschnitts-Deutschen etwas schwer machen, den Roman mit Begeisterung zu lesen, sind diejenigen, in denen King ein gewisses Verständnis für Baseball voraussetzt, um die Spannung zu verstehen, die Trisha empfindet, als sie im Wald per Walkman das Wirken ihres Idols Tom Gordon verfolgt. Ich persönlich werde Baseball nie verstehen - deshalb blieb mir nur das Überfliegen der entsprechenden Seiten.

Nicht leicht verdaulich ist der Schluss - für viele eine Enttäuschung, da nach all dem Gerede von einem 'Gott der Verirrten' dann doch 'nur' ein Bär hervorkommt, der Trisha angreift. Aber ist es nur ein Bär? King lässt die Frage offen (kann man dem Jäger Travis Herrick trauen, der in dem Bär für Sekunden lang als etwas undefinierbar Anderes sieht, was er aber niemals jemandem sagt?) - ein meines Erachtens etwas feiger Schluss, der mich nicht recht zu befriedigen wusste.

Insgesamt ein leicht verdaulicher, ganz netter Roman, der das wahre Können Kings nur in den Szenen aufzeigen kann, als Trisha sich vor dem Ding im Wald fürchtet.