The Green Mile

Version vom 20. Mai 2007, 15:32 Uhr von Croaton (Diskussion | Beiträge) (Teil 3: Coffeys Hände“ („Coffey’s Hands“))


Version vom 20. Mai 2007, 15:32 Uhr von Croaton (Diskussion | Beiträge) (Teil 3: Coffeys Hände“ („Coffey’s Hands“))


The Green Mile
Cover von The Green Mile
Deutscher Titel The Green Mile
Originaltitel The Green Mile
Herausgabe (orig.) 1996
Verlag (orig.) Signet
Herausgabe (dt.) 1996
Verlag (dt.) Bastei Lübbe
Übersetzer (in) Joachim Honnef
Länge ~ 131.000 Wörter
Hauptpersonen
  • Paul Edgecomb
  • John Coffey
  • Brutus „Brutal“ Howell
Charaktere Schauplätze
Rezensionen

The Green Mile ist ein sechsteiliger Fortsetzungsroman von Stephen King.

Über den Fortsetzungsroman

In den Monaten März bis August 1996 veröffentlichte Stephen King sechs 128seitige Folgen der Geschichte mit den jeweiligen Titel: Der Tod der jungen Mädchen, Die Maus im Todesblock, Coffey's Hände, Der qualvolle Tod, Reise in die Nacht und Coffey's Vermächtnis.

Die Teile des Fortsetzungsromans wurden weltweit gleichzeitig veröffentlicht, allein in Deutschland mit einer Auflage von 700.000 Exemplare. Herausgegeben wurden die Werke im Original durch den NAL/Signet Verlag aus New York. Die deutsche Übersetzung von Joachim Honnef wurde zeitgleich durch den deutschen Verlag Bastei Lübbe veröffentlicht. Noch im Jahre 1996 wird Stephen King mit den Bram Stoker Award und den 9th Annual Collectors Award für sammelnswerte Autoren und Einzelausgaben ausgezeichnet.

Stephen King selbst ist erklärter Anhänger des Schriftstellers Charles Dickens, der viele seiner Romane als Fortsetzungsgeschichten in Zeitungen oder sogenannten Chapbooks veröffentlichte. 1996 adaptierte King die Idee der Fortsetzungsgeschichte und führte sie einer modernen Neuauflage zu. Der Autor King definiert die Fortsetzungsromane wie folgt: Bei einer Geschichte, die in Fortsetzungen veröffentlicht wird, gewinnt der Schriftsteller eine Überlegenheit über den Leser, die er sonst nicht genießen kann: einfach gesagt, sie können nicht vorausblättern und sehen wie die Sache ausgeht.

Mit einem Vorwort veröffentlichte Stephen King auf Druck der Öffentlichkeit - auch zurückzuführen auf die äußert erfolgreiche und einfühlsame Verfilmung Frank Darabonts - einen kompletten Roman, der nun alle Fortsetzungsgeschichten beinhaltet.

Teil 1: Der Tod der jungen Mädchen“ („The Two Dead Girls“)

Der im März veröffentlichte Teil dient der Einführung der Gefangenen und der Wärter in Block E.

Der ehemalige Gefängniswärter Paul Edgecombe erinnert sich in seinem Tagebuch an seine Zeit als Oberaufseher des Gefängnisses Cold Mountain und dessen Todestrakts, Block E.

Seine Geschichte beginnt 1932, als John Coffey, ein geistig zurückgebliebener Farbiger in sein Gefängnis kommt. Er soll die Detterick-Zwillinge vergewaltigt und ermordet haben und wird von einem Polizeitrupp mit den Mädchen in den Armen vorgefunden. Sein Satz: Ich wollte es aufhalten, aber es war zu spät (vgl. auch hier) klingt wie ein Geständnis - er wird auf der Stelle festgenommen. Auch ein Lunchpaket kann gegen ihn vorgebracht werden, dessen Inhalt er offenbar verwendet hatte, um den Hund der Dettericks anzulocken und zu töten. Coffey wird schnell zum Tode verurteilt.

In einer anderen Todeszelle ist Eduard Delacroix inhaftiert, der eine zahme Maus sein Eigen nennt, die ihm auf kuriose Weise zugelaufen war. Wir erfahren von seinem gespannten Verhältnis zu dem Wärter Percy Wetmore, der ihn immer wieder misshandelt; der im ganzen Gefängnis verhasste Percy kann nur wegen seiner politischen Beziehungen hier arbeiten. Paul muss sogar seinem Wunsch nachgeben, bei Delacroix' Hinrichtung die Aufsicht zu übernehmen.

1932 leidet Paul an einer schlimmen Blasenentzündung, was später noch von großer Bedeutung ist.

Wir lernen die Aufseher Harry Terwilliger, Dean Stanton und Brutus Howell kennen, ebenso Direktor Moores und seine schwerkranke Frau Melinda, die an einem Gehirntumor leidet. Bereits am Ende des ersten Teils wird dem Leser mitgeteilt, dass sowohl Delacroix als auch Coffey den Tod auf dem elektrischen Stuhl finden werden, dass Coffeys Fall der einzige ist, der Paul je in Gewissensbisse gestürzt hat und dass Coffeys Hinrichtung die letzte sein wird, an der Paul teilnimmt.

Teil 2: Die Maus im Todesblock“ („The Mouse on the Mile“)

Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Paul sein Tagebuch in einem Altenwohnheim namens Georgie Pines schreibt.
Von den insgesamt elf Kapiteln des zweiten Teils spielen fünf zeitlich noch vor Teil I. In diesen Abschnitten berichtet Paul von den ersten Besuchen der Maus, die später den Namen Mr. Jingles erhalten wird. Zu diesem Zeitpunkt sind zwei Zellen belegt; die Häftlinge mit den Spitznamen 'Chief' und 'President' spielen für den Rest des Romans keine weitere Rolle. Die unerschrockene Maus inspiziert jede leere Zelle, als würde sie nach jemandem suchen und gibt auch nicht auf, als Percy mehrere Male versucht, sie zu töten.
Nachdem der 'Chief' hingerichtet und das Todesurteil gegen den 'President' in lebenslange Haft umgewandelt wurde, wird Eduard Delacroix – bald nur noch Del genannt – in den Block E gebracht. Sein erster Auftritt ist sehr dramatisch, da der Franzose von Percy mit brutalen Schlägen in seine Zelle getrieben wird. Der Aufseher beschuldigt den Häftling, ihm zwischen die Beine gefasst zu haben, doch alle Beteiligten bestätigen, dass dies nur ein Versehen gewesen sei, als Del für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht geriet. Diese banale Episode ist der Ursprung für den gärenden Hass zwischen den beiden.
Die Maus kehrt zurück und scheint am Ende ihrer Suche angekommen zu sein, als sie Del in seiner Zelle findet. Er tauft das Nagetier Mr. Jingles, bringt es in einer kleinen Zigarettenschachtel unter und lehrt es zahlreiche Kunststücke, mit denen die Maus alle Aufseher des öfteren begeistern wird.
Der 19-jährige William Wharton ist der nächste (und letzte) Gefangene, der im Jahre 1932 in Block E inhaftiert wird, und Teil II endet, als Wharton den Block betritt und den Aufseher Dean mit eindeutigen Tötungsabsichten angreift.

Teil 3: Coffeys Hände“ („Coffey’s Hands“)

Gemeinsam können die Wächter Wharton bewusstlos schlagen und einsperren. Nun beherbergt Block E drei Todeskandidaten: Delacroix, Wharton und Coffey, von dem wir in Teil II nichts gehört hatten.
Pauls Blaseninfektion erreicht ihren Höhepunkt, dennoch geht er zur Arbeit, da er eine Auseinandersetzung mit dem Direktor scheut, der soeben lernen muss, mit der Nachricht umzugehen, dass seine kranke Frau nicht mehr lange zu leben habe.
Während Wharton noch bewusstlos ist, geschieht in Block E etwas, was nicht nur Pauls Leben, sondern das gesamte Leben in Cold Mountain verändern wird. Als Paul gerade der einzige Aufseher ist, ruft Coffey ihn zu seiner Zelle, um etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen – in der Zelle. Auch wenn dies gegen Pauls gesunden Menschenverstand und sämtliche Vorschriften verstößt, öffnet der sich wie in Trance fühlende Paul die Zelle und setzt sich neben Coffey auf die Pritsche.
Hier nimmt das Buch eine überraschende Wendung, denn Coffey ist nicht, was er zu sein scheint: Er hat übernatürliche Kräfte und kann Paul durch Handauflegen heilen. Er überträgt die Krankheit auf sich und speit sie schließlich unter Qualen in Form von herumwirbelnden Teilchen, die wie Insekten aussehen aus. Was immer aus seinem Mund kommt, verschwindet innerhalb von Sekunden; Coffey ist todmüde, Paul geheilt.
Paul, ein sehr gläubiger Mensch, ist überzeugt, Coffeys Gabe müsse gottgegeben sein – Coffey selbst weiß nicht über den Ursprung seiner Fähigkeiten; nachdem Paul seine Zelle verlassen hat, ist der Hüne so unnahbar wie zuvor.
Paul erlebt weitere Schwierigkeiten mit Wharton, der in der Gummizelle inhaftiert werden muss. Außerdem erhält Paul einen Tiefschlag, als er zusammen mit seiner Frau Janice seiner Freundin Melinda einen Besuch abstattet. Moores Frau ist durch die Folgen des Tumors kaum wiederzuerkennen, und Paul kann nicht aufhören, über Coffeys heilenden Kräfte nachzudenken.
Nach einem Probelauf der bevorstehenden Exekution des Franzosen (eine in Cold Mountain stets praktizierte Prozedur), begeht Percy den Fehler, sich Whartons Zelle zu nähern. Er wird von dem Gefangenen angegriffen und gewürgt, bis man ihm zur Hilfe eilt. Percy uriniert vor Todesangst, was Delacroix zu stürmischem Gelächter veranlasst. Aus Rache für diese Demütigung beabsichtigt Percy, Mr. Jingles zu töten; als die unachtsame Maus ihm zu nahe kommt, tritt er auf das Tier, Dels einzigen verbliebenen Lebensinhalt.

Teil 4: Der qualvolle Tod“ („The Bad Death of Eduard Delacroix“)

Teil 5: Reise in die Nacht“ („Night Journey“)

Teil 6: Coffeys Vermächtnis“ („Coffey on the Mile“)


Anmerkung zu den verschiedenen Ausgaben

1996 erschienen die 6 Bände im monatlichen Rythmus. Im Jahr 2000 erschien The Green Mile in einem Band und im Jahr 2002 als Romanbox.


Interessante Parallelen zu Motiven der klassischen Literatur

King bedient sich in seinem Roman einiger Bilder- und Personenstereotypen, welchen auch in der klassischen Literatur ein hoher Bekanntheitsgrad zukommt. Als Beispiele hierfür können die Person Percy Wetmore sowie die tragische Verbundenheit Paul Edgecombs mit der Maus Mr. Jingels im Hinblick auf das ihnen eigene überlange Leben genannt werden.

So weist der Charakter des Gefängniswärters Percy Wetmore eine weitgehende dramaturgische Kongruenz mit der Figur des Curley aus John Steinbecks Theaterstück "Von Mäusen und Menschen" auf. Beide Charaktere werden hier nicht nur mit ähnlichen Charakterattributen ausgestattet (Eitelkeit, Jähzorn, Hinterlist) sondern ebenfalls im Hinblick auf ihre äußerlichen Erscheinung nahezu identisch beschrieben. Weitere Anhaltspunkte, welche auf eine direkte Bezugnahme Kings auf John Steinbecks Theaterfigur schließen lassen sind überdies im Text selbst zu finden. So beschreibt King die Figur des Percy Wetmore mit folgenden Worten: "Er verabscheute große Leute. Er war nicht schmächtig (...) aber klein, ein Zwerghahn, der Typ, der Leute provozierte (...)". Demgegenüber nimmt John Steinbeck in seiner ursprünglichen Beschreibung des Curley eine sehr ähnlich Charakterisierung vor: "Curley's like a lot of little guys. He hates big guys. He's alla time picking scraps with big guys.".

Ähnliche Parallelen lassen sich auch in Bezug auf das Motiv des einsamen überlangen Lebens Paul Edgecombs feststellen. Nach seinem Kontakt mit John Coffeys magischen Kräften ist er aufgrund seiner immens verlängerten Lebensspanne dazu verurteilt mitanzusehen, wie nach und nach alle seine Freunde und schließlich auch seine Frau sterben während er als einziger auf der Erde sein Leben in Einsamkeit fristen muss. Den einzig konstanten Weggefährten stellt die Maus Mr. Jingels dar, welche sein Schicksal teilt und ebenfalls mit einem unnatürlich langen Leben gesegnet ist. Auch dieses Bild, was King in seinem Roman entwirft - der Unsterblichkeit geteilt mit einer Maus - entspricht einer klassischen Vorlage, deren Ursprung Simone de Beauvoirs Roman "Alle Menschen sind sterblich" darstellt. Dieser handelt von dem Schicksal des italienischen Fürsten Raymond Foscas, welcher sich durch ein magisches Elexier zu Unsterblichkeit verdammt und auf seiner Reise durch die Jahrhunderte letztendlich an der Unfähigkeit zu sterben verzweifelt. Auch hier trinkt eine Maus zu Beginn seiner Reise durch die Zeit mit von der magischen Essenz. Der Roman endet mit der Vision Foscas', in welcher er sich selbst in einem leeren Universum sieht - einzig in Gesellschaft der Maus.

Hörbuch

  • 2005 brachte der Lübbe-Audio-Verlag diese Geschichte in zwei verschiedenen Hörbuchfassungen auf den Markt. Beide wurden von David Nathan gelesen, haben eine Länge von 900 Minuten und sind auf 12 CDs. Der Unterschied besteht darin, das die teurere Version zusätzlich Musik und Soundeffekte aufweist.

Wissenswertes

  • 1996 war Stephen King mit allen 6 Teilen seines Fortsetzungsromans "The Green Mile" gleichzeitig in der Bestsellerliste (Taschenbuch) der New York Times vertreten. Das hat vor und nach ihm nie wieder ein Autor vollbracht (siehe Bestsellerrekorde).
  • The Green Mile gewann 1996 den Collectors Award für die beste Sammelausgabe, den Bram Stoker Award für den besten Roman und war für den British Fantasy Society Award nominiert.