Billy Summers: Rezension

Version vom 21. Mai 2023, 06:40 Uhr von Vermis (Diskussion | Beiträge)

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Theklaus (5 / 5)

Stephen King kanns nicht lassen und beweist mal wieder, daß er durchaus in allen Genres glaubhaft und packend unterwegs sein kann. Und er schafft es sogar, daß ein professioneller Auftragskiller sympatisch beim Leser ankommt.
In seinem neuesten über 700 Seiten starken Werk Billy Summers, das am 9. Juli erscheint, zeigt er seinen Stammlesern und denen, die einen lohnenswerten Thriller lesen wollen, daß er nicht nur im Bereich Mystery und Horror glänzen kann. Bei Billy Summers geht es um einen "moralischen" Auftragskiller, dessen oberstes Gebot es ist, nur schlechte Menschen zu töten, niemals gute Menschen zu schädigen und dann wie Houdini zu verschwinden. Nun soll nur noch ein letzter sehr gut dotierter Auftrag seine berufliche Karriere abschliessen. Da der neue Auftrag durchaus viele Monate Vorbereitung und Planung einschliesst, ist das das ideale Spielfeld für den Autor Stephen King. King arbeitet die Charaktere sehr exakt und glaubhaft heraus und beschreibt die monatelangen Vorbereitungen von Billy Summers sehr eindringlich, inklusive dem Aufbau seiner dazu nötigen Scheinidentitäten, deren Freundschaften zu den verschiedenen Beteiligten und auch sein inniges und freundschaftliches Verhältnis zu den vorkommenden Kindern. Spannend entwickelt sich auch seine Schriftstelleridentiät, die einen Roman über das Leben von Billy Summers von frühester Jugend an schreibt. Bemerkenswert ist, dass in dieser Parallelerzählung sofort am jugendlichen Schreibstil das Alter des sehr jungen Billy spür- und erkennbar ist.
Ein absolut lohnenswerter Roman für alle Liebhaber durchdachter Thriller, die Handlungen ohne jegliche übersinnliche Element bevorzugen und dennoch Lesefutter für die vielen King-Fans dieser Welt. Es fällt durchaus schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

Vermis (2 / 5)

Der Klappentext versprach mal etwas wirklich anderes von King und dieses Versprechen hält Billy Summers durchaus. Und trotzdem, obwohl mir die Grundidee des Romans wirklich sehr gefällt, halte ich das Buch für misslungen. Also, das Positive vorweg: Der gesamte Plot rund um Billy, welcher für seinen nächsten Mordauftrag als Buchautor auftreten muss, ist stellenweise toll und ein geiler Twist mit Kings üblichem Einsatz eines Schreiberlings als Hauptcharakter. Billy, der keine vorige literarische Laufbahn hat, schreibt seine Lebensgeschichte, lernt dabei etwas über sich selbst, während wir Leser gleichzeitig mehr über ihn lernen. Das ist sehr nett.

Insgesamt ist das jedoch das größte Positive was ich zu diesem Roman sagen kann. Dieses Buch hat zwei große Probleme die es runterziehen (und einige Kleinigkeiten). Erstes Problem: es ist wesentlich zu lang, man kann hier getrost 200 bis sogar 300 Seiten raushauen und verpasst nichts. Wie Billy Summers sich undercover in einem Vorort einnistet ist nett, hätte aber wesentlich kürzer sein sollen. Das ganze Buch zieht sich einfach wie Kaugummi. Es wird etwas besser als Billy die junge Alice findet und die Handlung einen anderen Weg einschlägt als Anfangs gedacht, aber das rettet es am Ende auch nicht mehr.

Zweites Problem: ich hasse den Schreibstil, welcher in der Gegenwart erzählt wird ("Billy geht dorthin und tut dies und das."). King hat dieses Stil schon früher verwendet, ich denke da gerade an die Bill Hodges Trilogie, aber ich habe nun endgültig die Schnauze voll davon. Es fühlt sich an wie ein billiger Trick moderner Autoren, ein Gefühl von Dringlichkeit und Spannung zu kreieren, im Stil eines Drehbuchs, was für mich einfach überhaupt nicht funktioniert.

Zu den Kleinigkeiten, die auch eher subjektiv sind: die ständigen Erwähnungen von Trump werden schnell ermüdend. Es sind nie die Charaktere die so reden, es ist immer der Autor King der hier für mich die vierte Wand durchbricht um seine Meinung kund zu tun. Nach einer Weile nervt das einfach. Eine kleine Verknüpfung zu Shining gegen Ende fand ich so dermaßen deplatziert, mir stand der Mund offen. King versucht hier erneut einen Trhiller ohne Übernatürliches zu schreiben, aber bringt eine Verknüpfung ein, die sich nicht härter mit dem Ton der Story beißen könnte. Eine schlichte Erwähnung des Overlook-Hotels (ohne Erwähnung der Heckentiere!) hätte hier genügt.

Fazit: eine gute Grundidee nicht gut umgesetzt. Ein Schreibstil, den ich nicht ausstehen kann. Ein Werk, dass als 400 Seiten Buch vermutlich ein Pageturner geworden wäre, mit (im Deutschen) jedoch über 700 Seiten einfach zu viel Leerlauf hat.