Die Insel Roanoke Island (/ 'rəunəuk /) an der US-amerikanischen Küste von North Carolina war zum einen die wirklich erste britische Siedlung in den heutigen USA, ist zum anderen jedoch für das mysteriöse Verschwinden mehrerer englischer Kolonisten gegen Ende des 16. Jahrhunderts bekannt geworden. Der US-Autor Stephen King verarbeitet die Legende um die Insel in einigen seiner Werke.

Theorien und Wirklichkeit

Die erste englische Siedlung (1584 bis 1586)

  • Im Auftrag von Sir Walter Raleigh entdecken die Forscher Arthur Barlowe und Philip Amadas 1584 Roanoke Island und sind begeistert von der Landschaft und den sich dort bietenden Möglichkeiten. Sie können zwei Eingeborene namens Manteo und Wanchese dafür gewinnen, mit ihnen nach England zurückzukehren, um Roanoke Island als künftige Siedlung anzupreisen.
  • Königin Elizabeth I. ist so begeistert von dem Bericht der beiden Pioniere, dass sie Raleigh grünes Licht gibt, in der neuen Welt eine Kolonie namens 'Virginia' zu gründen, und so brechen 1585 100 Mann nach Roanoke Island auf.
  • Die erste Besiedlung ist ein Desaster: Nicht nur kommen die Siedler zu spät an, um noch auf eine gute Ernte hoffen zu können – sie geraten auch noch in einen Streit mit den Einheimischen, der darin gipfelt, dass der Häuptling getötet wird. Aus Angst vor Rache brechen die ersten Siedler wieder auf; ironischerweise nur eine Woche, bevor das nächste Versorgungsschiff anlegt und man die Insel verlassen vorfindet. Verwirrt lässt man 15 Mann zurück, um auf Roanoke die Stellung zu halten, während Walter Raleigh informiert wird.
  • Streng genommen ist also nicht Jamestown (1607), sondern Roanoke Island die erste englische Siedlung in den USA, doch war dieses Unterfangen so unglamourös, dass man in der amerikanischen Geschichte gerne den Mantel des Schweigens darüber ausbreitet.

Der zweite Versuch (1587)

  • Raleigh ist verärgert, nicht aber entmutigt und rekrutiert 117 neue Kolonisten; diesmal auch Frauen und Kinder. Von hervorstechender Bedeutung ist dabei die Familie White, mit dem zum Gouverneur der neuen Siedlung ernannten John und seiner schwangeren Tochter Eleanor. Auch Häuptling Manteo kehrt mit diesen Siedlern wieder in seine Heimat zurück.
  • Bei ihrer Ankunft müssen die Siedler erfahren, dass die 15 zurückgelassenen Männer mittlerweile von Einheimischen getötet worden waren – entsprechend ängstlich lassen sich die Neuankömmlinge nieder. Am 18. August 1587 gebiert Eleanor das erste britische Kind auf amerikanischem Boden, ihre Tochter Virginia. Nur knapp zwei Wochen später bricht White erneut nach England auf, um sich um den Versorgungsnachschub zu kümmern.
  • John White hat vor, umgehend wieder zurückzukehren, doch Spanien macht ihm einen Strich durch die Rechnung: die Armada greift an, und White kann erst exakt drei Jahre nach der Geburt seines Enkelkindes wieder nach Roanoke zurückkehren.

1590: Die verlorene Kolonie

Siedler finden das Wort Croatoan in einen Baum geritzt
  • Am 18. August 1590 kommt John White zurück – und findet die Kolonie verlassen vor. Nicht nur das: Sie ist offensichtlich geplündert worden und wie eine Festung mit hohen Holzwällen umgeben.
  • Auf einem der Baumstämme findet White das eingeschnitzte Wort 'CROATOAN', ein Hinweis auf eine nahe gelegene Indianerstätte und Heimat von Häuptling Manteo.
  • Whites Schicksal nimmt eine weitere tragische Wendung, da nun auch noch ein Hurrikan aufkommt und droht, die Schiffe zu zerstören. White muss fliehen und erneut nach England zurückkehren. Zeit seines Lebens bringt er nicht mehr die nötigen Finanzmittel auf, um nach Amerika zu reisen und stirbt, ohne je zu erfahren, was aus seiner Familie und der ganzen Kolonie geworden ist.

Theorien über den Verbleib der Kolonie

  • 1709: Einheimische in der Gegend von Croatoan erinnern sich an weiße Vorfahren und haben eine Augenfarbe, die sonst unter Indianern nicht anzutreffen ist.
  • um 1880: Der Forscher MacMillan trifft auf Indianer des Stammes der Pembrokes, die Englisch sprechen können und deutliche europäische Züge aufweisen.
  • Heute wird angenommen, die ursprüngliche Gruppe Siedler sei getrennter Wege gegangen. Manche wurden von Einheimischen getötet, manche haben sich wohl verschiedenen Indianerstämmen angeschlossen. Warum sie dies taten und warum niemals persönliche Gegenstände oder Aufzeichnungen etc. gefunden wurden, bleibt bis heute unklar.

Ein ausgefeilter Schwindel

  • 1937 wird in North Carolina eine Reihe von Steinen gefunden, die das Rätsel um Roanoke Island aufklären sollen. Ein Reisender findet den ersten Stein in einem Sumpfgebiet; Auftakt einer Serie von 40 Stein-Funden bis Ende 1939.
  • In die Steine hat Eleanor Dare (Tochter von John White, Frau von Annanias Dare) angeblich ihre Geschichte eingemeißelt; sie erzählt ihrem Vater auf diese Weise von der Flucht ins Landesinnere nach einem Indianerangriff. Auf den letzten Steinen berichtet ein unbekannter Verfasser schließlich ihren Tod 1599.
  • Die Presse stürzt sich auf diese Funde, muss jedoch bereits 1940 alles widerrufen, als der groß angelegte Schwindel von einem Reporter aufgedeckt wird.
  • Obwohl die Geschichte als Ente aufflog, werden Teile der auf den Steinen überlieferten Legende noch heute gerne in den USA erzählt. Das Bild von der mit ihrem Baby durch die amerikanische Wildnis flüchtende Eleanor gehört noch heute zur amerikanischen Folklore.

Einfluss auf King

  • 1986: Kurz hatte Stephen King Roanoke auch bereits wörtlich in ES erwähnt, da auch die ersten Kolonisten von Derry spurlos verschwunden waren.
  • 1988: Auch in Das Monstrum wird das Wort und die Insel erwähnt: "Es gehört zum Beruf des Schriftstellers] weiße Flecken auszufüllen, die kein Geschichtsbuch liefern konnte - zum Beispiel, was mit den Leuten geschehen war, die Roanoke Island vor der Küste von North Carolina besiedelt hatten und dann einfach verschwunden waren, ohne eine Spur hinterlassen zu haben, abgesehen von dem unerklärlichen in einen Baum geschnitzten Wort CROATOAN." (Buch I Kapitel 2/4)
  • 1990: Schriftsteller Robert Jenkins vergleicht das Schicksal der Passagiere des Flugs 29 mit den Einwohnern jener Insel (aus Langoliers).
  • 1999 verfasste Stephen King das Drehbuch zur TV Miniserie Der Sturm des Jahrhunderts, in dem er auf die Legende von Roanoke eingeht. King stellt die Geschehnisse um Roanoke Island mysteriös dar. Da es keine Beweise für die obigen Theorien gibt, gilt das Verschwinden der Kolonisten für viele noch heute als ungeklärtes Rätsel – somit ist Kings Begründung (der aufgezwungene Massenselbstmord) eine innerhalb seiner Geschichte 'plausible' Erklärung; doch der Reporter erwähnt auch das Wort 'Croatoan'. In der Kingschen Version ist es falsch geschrieben ('Croaton'; in der deutschen Übersetzung wurde der Fehler übrigens korrigiert) und wird als unerklärbares Wort bezeichnet: "Der Name eines Ortes? Ein Schreibfehler? Ein Wort einer Sprache, die im Laufe der Jahrhunderte ausgestorben ist? Auch das weiß niemand." (Seite 318 der Taschenbuchausgabe.) King hat nie dazu Stellung genommen; es bleibt somit offen, ob er dem Wort 'Croatoan' mit Absicht mehr Mystik zusprechen wollte (im Buch funktioniert es, da das Wort den Einwohnern Angst einflößt) oder ob er dessen Bedeutung in der Tat nicht kennt.
  • 2000er: Regis Thomas schreibt in Später eine mehrbändige Bestseller-Saga über Roanoke.

Wissenswertes

  • Paul Green schrieb über den Stoff das Theaterstück "The Lost Colony", das noch heute auf Roanoke Island aufgeführt wird.

Weblink

V E Artikel über Der Sturm des Jahrhunderts
DrehbuchTV-SerieInhaltsangabe (Teil I, Teil II) • Rezension • Coverpage
Charaktere: Mike AndersonMolly AndersonRalph AndersonRobbie BealsAngie CarverAlton HatcherAndre LinogeUrsula Godsoe

Schauplätze: Little Tall IslandRoanoke Island

Sonstiges: CroatonGebt mir, was ich will, und ich verschwindeAndre Linoges OpferWeissagungssteineIsolationHölle ist Wiederholung1989