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Croaton (4 / 5)
Die Erwartungshaltung war nach ES: Kapitel 1 riesig - am Ende konnte mich die Fortsetzung allerdings nicht ganz so überzeugen wie der erste Teil.
Auf der positiven Seite stehen die genial gewählten Schauspieler, die tatsächlich wie ältere Versionen der Kinderdarsteller aussehen; außer Ben Hanscom, denn die Verwandlung in einen derartigen Schönling ist dann wohl doch etwas übertrieben. Und natürlich leistet Bill Skarsgård als Pennywise erneut Großes. Der Film ist gut gespielt, weist tolle Spezialeffekte auf und erfreut den Fan mit einem denkwürdigen Cameo von Stephen King selbst, der die Tatsache, dass seine Bücher immer wieder für ihre Schlüsse kritisiert werden, humorvoll auf die Schippe nimmt.
Leider aber hat es viel zu wenig des Mammut-Romans ES in diese Verfilmung geschafft, und so ist mir Teil 2 viel zu weit entfernt von der Romanvorlage. Dass man das Ritual von Chüd mit einbringen will, ist ja löblich, doch wird es komplett neugedacht - und kann ES am Ende nicht besiegen. Gut, das Original-Ritual wird mit der Idee des Makroversum vielleicht unverfilmbar sein, aber die Filmemacher müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie sich eine völlig neue Version ausdenken, wenn die sich dann als ineffektiv im Kampf gegen ES erweist! Dann hätte man es auch ganz weglassen können.
Nach diesem Ritual werden die Freunde erneut getrennt. In starken Szenen müssen sich Bill Denbrough, Ben Hanscom und Beverly Marsh alleine ihren Albträumen stellen ... wieso aber nicht auch die anderen drei? Und wieso ist Mike Hanlon überhaupt da unten dabei? Weil Henry Bowers als Erwachsener zu einer nicht ernstzunehmenden Witzfigur verkommt, der Mike nichts anhaben kann. Im Gegensatz zur Buchvorlage entkommt Mike dessen Messerattacke so gut wie unverletzt.
Der Film ist voller Horror, und es ist einfach zu viel des Guten. Am Ende verschwimmen die Eindrücke, man kann kaum noch einzelne Szenen ausmachen, die besonders gelungen sind. Aber am quälendsten ist die Frage, derer ich bezüglich King eigentlich längst überdrüssig bin: Warum verfilmt man nicht einfach den Roman? Er ist voller genialer Szenen, die nun wohl für immer unverfilmt bleiben werden. Und am Ende drückt man dann noch einmal auf die Tränendrüse und lässt Stan Uris vor seinem Selbstmord auch noch sechs Abschiedsbriefe schreiben, was unlogisch ist, da sein Suizid ja eine Kurzschlussreaktion nach Mikes Anruf ist ...
Fazit: Ein starker Film, der allerdings nicht das Potenzial des ersten Films und schon gar nicht das des Buchs voll ausschöpfen kann.
OzCob93 (3 / 5)
Erste Vorab-Info: Diese Review wird Spoiler beinhalten. Wer dies also liest, bevor der den Film gesehen hat, ist hiermit gewarnt.
Zweite Vorab-Info: Ich werde in dieser Review auch auf den Ersten Film mit Bill Skarsgård eingehen.
Dritte Vorab-Info: "ES: Kapitel 2" ist ein guter Film, ABER...
Ich schließe mich meinem Vorredner [Croaton] an (an dieser Stelle ein großes "Danke" für deine guten Reviews, die eigentlich immer meine Meinung treffen), wenn ich sage: Die neue ES-Filmreihe hat sehr vielversprechend angefangen. Das Konzept, die beiden Handlungsebenen (Kinder und Erwachsene) zu trennen fand ich interessant und filmtechnisch logisch, da man so zwei Filme hat, die jeweils ihr eigenes Finale haben. Der erste Film hat auch einiges angedeutet, was ich in der "Curry-Verfilmung" vermisst habe: Die Schildkröte wurde öfters sehr prominent in Szene gesetzt, Bills "Zungenbrecher" ebenso und es gelang dem Film, eine angespannte Atmosphäre aufzubauen, die in der "Curry-Version" (für mich) nie so richtig aufkam. Dass die Handlung von Kapitel 1 in die 80er verlegt wurde, hat mich nicht gestört - im Gegenteil, ich fand es logisch, da ja sowohl im Buch, als auch in der "90er-Version", die Erwachsenen-Handlung (in etwa) in der damaligen Jetzt-Zeit spielten. Daher war es nur logisch, die neue Filmreihe so anzulegen, dass Kapitel 2 2019 spielt. Damit einhergehend ist es auch logisch, dass ES andere Formen annimmt, als im Buch. Auch die Schauspieler waren für mich hervorragend gewählt und spielten die Charaktere sehr überzeugend.
Nun zu meinen Kritikpunkten zu Kapitel 1: ES ist nicht nur ein Horror-Roman, sondern vor allem eine Coming-of-Age-Story. Es geht um Freundschaft, Liebe, Pubertät, Sexualität. Daher fand ich es sehr schade, dass nahezu alle Szenen in den Barrens fehlten. Im Buch waren dies (allen voran der Bau des Staudamms) die Szenen, die aus 7 Außenseitern den Club der Verlierer machten - ein Kreis, der in einer kranken Stadt niemanden hat, außer sich selbst. Genau dieses Gefühl kommt im Film nicht so richtig rüber.
Filmisch haben mich insbesondere die vielen Jumpscares gestört, die oftmals durch vorher anschwellende Musik eingeleitet wurden. Natülich ist dieses Stilmitteln aus Horrorfilmen kaum noch wegzudenken, allerdings wäre hier (wie so oft) weniger mehr gewesen. Mir wäre es lieber gewesen, den Horror durch die düstere Atmosphäre entstehen zu lassen und nicht durch ständiges "Erschrecken" der Zuschauer.
Alles in Allem hat mich Kapitel 1 aber durchaus überzeugt und heiß gemacht auf Kapitel 2.
Jetzt endlich zu Kapitel 2 Der Film ging richtig gut los: Der Angriff auf das Pärchen, das sich vom Festival auf den Heimweg macht, war brutal und blutig umgesetzt. Ob gewollt oder nicht: Dadurch, dass der Film im Jahr 2019 spielt, wird dem Zuschauer hier - meiner Meinung nach - sehr schön vor Augen geführt, dass "Schwulen-Hass" auch heute leider immer noch ein Thema ist. Das erste Erscheinen von Pennywise am Ufer des Kenduskeag ist filmisch genial umgesetzt. Danach werden kurz und bündig die erwachesenen Charaktere vorgestellt (mit einem netten Seitenhieb auf die andauernde Kritik, King schriebe gute Bücher mit schlechten Enden) und erklärt, was aus ihnen geworden ist.
Anstatt jetzt eine Inhaltsangabe zu schreiben (und mit Blick darauf, wie lang dieser Text jetzt schon ist), werde ich jetzt kurz gute und weniger gute Punkte in Kapitel 2 beschreiben. Die Szene im "China-Restaurant" ist besser umgesetzt, als in der "90er-Version", wird aber leider in eine Slapstick-Comedy-Szene aufgelöst. Die Visionen, die im Buch durch die "Rauchhütte" verursacht werden, entstehen im Film dadurch, dass Mike Bill unter Drogen setzt. (Der Name "Maturin" ist hier nicht der Name der Schildkröte - auch wenn der Name nur in der DT-Reihe genannt wird - sondern der Name der bewusstseinserweiternden Substanz). In dieser Szene wird auch erstmals das Ritual von Chüd angesprochen - mehr dazu später. Die Szene in Bevs alter Wohnung (die man aus dem Trailern kennen könnte) ist ebenfalls schön umgesetzt und stellt damit leider die letzte gute Buchumsetzung in diesem Film dar. Am Ende dieser Szene wird nämlich angedeutet, ES / Pennywise sei der Vater von Frau "Kersh", die jetzt dort wohnt - eine Tatsache, die im Internet zu heißen Diskussionen führte, ob es ein 3. Kapitel mit einer "Pennywise-Origin-Story" geben wird.
Auf diese Szene folgen 5 gleich aufgebaute Szenen: Einer der "Verlierer" geht an einen Ort, der ihm wegen seiner Kindheit viel bedeutet, es folgt eine Rückblende, die erklärt, warum dieser Ort wichtig/richtig ist, anschließend taucht ES auf (fast immer in der Form von Pennywise) und jagt dem Charakter einen Schrecken ein. Zwischen diesen Szenen wird eine Handlung eingewoben, die ich ganz gerne die "Disney-Krise" nenne: Die Gruppe zerbricht und verliert den Glauben an die Mission. Dann erinnert man sich, was man in der Gruppe alles durchgemacht hat und nimmt die Mission dann doch wieder auf - zu oft gesehen, zu vorhersehbar.
Auch Henry Bowers hat es in die Verfilmung geschafft, ist allerdings nie eine wirkliche Bedrohung, sondern ein irrer Schatten seines jugendlichen Ichs. Die Ehepartner von Bill und Bev werden zwar in der Charaktervorstellung angedeutet, tauchen aber danach nie wieder in der Geschichte auf. Bills Frau wird also nicht in die Kanalisation verschleppt und es muss eine andere - sehr konstruierte - Motivation gefunden werden, warum Bill wieder ES jagen will.
Es geht also wieder durch das Haus in der Neibolt Street, runter in die Kanalisation, in SEINE Behausung. Hier wird nun endlich das Ritual von Chüd eingeleitet. Das wird zumindest gesagt, denn was nun folgt, hat mit dem Ritual von Chüd soviel zu tun, wie der Film "Rasenmähermann" mit der Vorlage: Die 6 verbliebenen "Verlierer" bilden einen Kreis um eine "Indianer-Vase", halten sich an den Händen und wiederholen wie ein Mantra "Aus Licht wird Schatten". Dadurch scheinen die "Totenlichter" in besagte Vase gebannt werden zu können, doch zu früh gefreut. Als der Deckel schon auf der Vase ist, quillt aus dieser ein überdimensionaler roter Ballon und das Ritual war wirkungslos... wow...
Die eigentliche Lösung, um ES zu besigen, wird aus einem Satz abgeleitet, der in der "Visionen"-Szene betont beiläufig erwähnt wurde: "Jedes Wesen muss die Gesetze des Körpers befolgen, den es bewohnt" (oder so ähnlich). Daraus schließen die "Verlierer": Wenn sie ES einreden, es sei klein und schwach, können sie ES auch bekämpfen, als wäre es klein und schwach - gesagt, getan. ES liegt klein und schwach am Boden, Mike (der den Angriff von Bowers nahezu unbeschadet überstanden hat) reißt IHM sein Herz aus der Brust und zerquetscht es. Währenddessen stirbt Eddie im Hintergrund, wird von Richie beweint (später wird angedeutet, er war in Eddie verliebt) und es folgt eine pseudo-rührselige Szene, in der jeder der verbliebenen "Verlierer" einen Abschiedsbrief von Stan liest.
Da Bills Frau nie entführt wurde, fehlt auch das "Besiegen des Teufels" auf Silver - keine Ahnung warum Bill dieses Fahrrad überhaupt kauft und noch weniger Ahnung, warum er dem Verkäufer (Cameo Stephen King) erklärt, dieses Fahrrad habe "den Teufel besiegt"...
Um den Satz von ganz oben zu beenden:
"ES: Kapitel 2" ist ein guter Film, ABER wird den Buchkenner enttäuschen. Auch verfolgt er leider nicht die vielen Andeutungen aus Kapitel 1. Ich habe allerdings mit vielen Leuten gesprochen, die das Buch nicht gelesen haben und die fanden den Film alle gut bis sehr gut. Mir fehlt allerdings zuviel aus dem Buch, daher nur 3/5
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