Die Düne: Rezension

Version vom 17. Dezember 2018, 11:17 Uhr von Horaz Klotz (Diskussion | Beiträge) (Horaz Klotz (3 / 5))


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Croaton (3 / 5)

Stephen Kings Kurzgeschichte The Dune fällt eindeutig in die Sparte "unterhaltsam aber belanglos". Sie versteht es, in der gebotenen Kürze gut zu unterhalten und hat gar keine Gelegenheit, langweilig zu werden. Kings Versuch eines überraschenden Endes ist nett, doch nach dem Weglegen bleibt kein anhaltender Nachgeschmack übrig.

In den meisten Kurzgeschichten vermisse ich die Frage nach dem Warum nicht, dafür sind's ja Kurzgeschichten. In diesem Fall hätte etwas mehr Hintergrund aber sicher nicht geschadet. Warum erhält gerade Harvey Beecher diese Botschaften? Warum mittels einer Düne? Und ist etwas dran an seiner Vermutung, dass die Magie der Düne untrennbar mit ihm selbst verbunden ist?

Fazit: Harmloser Zeitvertreib, dessen Potential King etwas verschenkt.

Tussauds (3 / 5)

H.P. Lovecraft trifft auf die Sonne Floridas und schreibt darüber. Ein greiser ehemaliger Richter sieht Namen auf einer nicht verschwinden wollenden Sanddüne und kann damit den Tod voraussagen.

Es sind vor allem die kleinen Andeutungen an die klassische Horrorliteratur, welche die Geschichte so interessant machen. Fans von Edgar Allan Poe oder Lovecraft werden diese kurze Geschichte über einen konservativen Richter und seine kleine Lebensgeschichte lieben.

King nimmt sich nicht die Zeit Gründe oder Personen wirklich vorzustellen. Beecher erzählt die Geschichte seiner vergangenen 80 Lebensjahre innerhalb weniger Minute und genauso, wie die Aufmerksamkeit seines Anwalts immer stärker wird, so steigt die Spannung beim Leser. Oder so soll sie es zumindest.

Das Problem bei klassischer Horrorliteratur ist, dass man sie bereits kennt und als Fan ebensolcher sie schon häufig gelesen hat. Deshalb ist es schwer für Autoren, die diesen Stil nachahmen wollen. King bekommt es einigermaßen hin. Während Beecher seine Geschichte erzählt wird er zu einer mystischen Figur, wie der Besitzer des Wachsfigurenkabinetts, wie der Kurator des Museums, durch dessen Decke Cthulluh bricht. Allerdings sinkt mein Mitleid mit ihm, sofern es überhaupt existierte, seit er mit seinem Ruderboot von der Insel zurückkam. Ich leide aber auch nicht mit seinem zuhörenden Anwalt. Ich freue mich, dass er immerhin einen guten Scotch von seinem Klienten bekommt, aber das war es auch. Vielleicht sollte Beecher nicht unbedingt mit einem Anwalt reden, sondern mit einer Figur, deren Beruf etwas mehr Sympathien weckt.

Alles in allem eine gute Geschichte, die uns mal wieder näher nach Florida bringt. Aber nichts, was extrem besonders hervorsticht.

Horaz Klotz (3 / 5)

Auf den ersten Blick ist Die Düne nicht viel mehr als Urban Horror-Massenware. Und ein weiterer Beleg für King-Kritiker, dass der Meister aus Maine wirklich aus allem was ihm so unter die Augen kommt eine Kurzgeschichte bastelt. Die Rahmenhandlung - ein alter Erzähler berichtet Erstaunliches, sein jüngerer Zuhörer nimmt ihn nicht ernst, bis er plötzlich merkt dass er selbst Teil dieser Geschichte ist - ist nicht wirklich neu und wird halbwegs vorhersehbar durchgezogen. Auch die Figuren bleiben relativ farblos. Seit King sich bei seinen Protagonisten von Schulkindern zu Rentnern vorgearbeitet hat gibt es immer mehr Charaktere, die sich zu einem großen Teil über seine altersbedingte Gebrechen und Wehwehchen definieren. Ex-Richter Beecher bleibt da einer unter vielen. Auch der Twist wirkt - wenn auch nicht wirklich vorhersehbar - doch wie aus einem beliebigen Kurzgeschichten-Ratgeber.

Normalerweise habe ich gar nichts dagegen wenn eine Kurzgeschichte ein paar Fragen offen lässt. Aber bei der Düne hätte ich mir tatsächlich mal ein paar mehr Hinweise oder wenigstens Andeutungen auf eine irgendwie in sich logische Erklärung gewünscht. Natürlich sind eindeutige Antworten für übernatürliche Phänomene immer ein zweischneidiges Schwert (unvergessen ist die frühe Version von Täglich grüßt das Murmeltier in der Bill Murray von einem Zeitschleifen-Zigeunerfluch getroffen wird). Hier hätte es der Geschichte aber wahrscheinlich doch gut getan zu erfahren, wie die Düne so tickt. Warum schickt sie ihm manchmal Spitznamen die nur er zuordnen kann und dann wieder reihenweise Namen von Fremden? Und warum hat sie sich ausgerechnet Beecher ausgesucht? Das würde dann vielleicht auch besser erklären warum er die Düne unbedingt über seinen Tod hinaus bewahren will - wenn er die entscheidende magische Komponente war, wäre das ja überflüssig.

Aber apropos Beecher als Dünen-Retter. - Was mir tatsächlich gut gefällt ist die nüchterne Herangehensweise unseres Protagonisten an sein außergewöhnliches Talent. Die Fähigkeit Tode vorherzusagen ist ja nun kein Alleinstellungsmerkmal im King-Kosmos. Aber während andere Figuren heldenhaft dazwischen gehen sobald sie vom Tod ihrer Bekannten erfahren und sich zur Not mit überirdischen Gegnern anlegen um das Schicksal in eine andere Richtung zu lenken (Ur), genügt unserem ehemaligen Richter der voyeuristische Schauer, ganz allein zu wissen, wen es als nächstes erwischt. Vielleicht nicht die actiongeladenste aber auf jeden Fall eine charmant realistische Herangehensweise an die Präkognition. Und das uns King nach seinen ganzen Alkoholikern mal einen Dünen-Süchtigen spendiert war auch eine ganz nette Abwechslung.

Fazit: Ein paar richtig gute Ideen, aber im Großen und Ganzen leider ein bisschen zu formelhaft um länger im Gedächtnis zu bleiben. Da ist man von King ein bisschen mehr gewohnt.


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