Der Rasenmähermann: Rezension
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Croaton (5 / 5)
King in bester Laune: Der Rasenmähermann ist eine jener kleinen aber feinen Leckerbissen (in der gebundenen Ausgabe gerade einmal zwölf Seiten lang), in denen der Autor uns mit dem Horror des Absurden konfrontiert.
Wie hätte Harold Parkette das erwarten können? Nichts ahnend beauftragt er eine Firma, seinen Rasen zu mähen, und der Arbeiter, den sie schicken, ist absolut verrückt. Nackt kriecht er hinter seinem von selbst fahrenden Rasenmäher hinterher und isst das frisch geschnittene Gras – und einen zerhackten Maulwurf zum Nachtisch.
Eine komplett irrwitzige Situation, der durch die wenigen Dialoge der Geschichte noch die Krone aufgesetzt wird: Der stets gut gelaunte Rasenmähermann amüsiert sich über Harolds verstörte Reaktion ... und als dieser es wagt, die Polizei zu rufen, meint er nur, dass er Harold jetzt leider für seinen Boss, den Hirtengott Pan, opfern müsse – ob er wohl ein Messer habe, um das Ganze schnell hinter sich zu bringen? Harold wehrt sich und wird vom Rasenmäher zerstückelt – Überreste finden sich sogar im Vogelbad.
King spielt mit einer besonderen Art des Horrors, dem Einfall des Absurden in den Alltag, etwas, worauf niemand zu reagieren weiß. Howard Mitla bekämpft in der gleichnamigen Kurzgeschichte einen ebenso surrealen rasenden Finger, Harold aber ist zu verblüfft, um zu kämpfen und kann nur fliehen. Wie hätten wir auf den Verrückten reagiert?
Kingston (3/5)
Eine ebenfalls gute, aber nicht überragende Kurzgeschichte aus dem Buch "Nachtschicht" von Stephen King. Und übrigens gut verfilmt. Der Rasenmähermann kommt für mich durchaus gut rüber. Er ist ein leicht debiler Mann, der später richtig böse wird. Dann wird es meiner Meinung nach zwar schön blutrünstig, aber auch sehr platt. Die Beschreibung der Angriffe mit dem Rasenmäher kommen eher lustlos daher und verlieren daher für mich Atmosphäre.
Mr. Dodd (3 / 5)
Wie schon bei Hier seyen Tiger, ist diese Kurzgeschichte zu absurd, um sie nach normalen Gesichtspunkten zu beurteilen. Der Rasenmähermann trifft genauso unerwartet verrückt in Harold Parkettes Leben wie der Tiger in Charlies. Das Verhalten des Rasenmähermannes macht keinen wirklichen Sinn und auch warum er Harold am Ende tötet, ist mir zu schwammig erklärt. Alles in allem eine Spur zu absurd um gut zu sein, aber auch zu absurd um schlecht zu sein.
Horaz Klotz (3 / 5)
Irgendwie ist es ja wirklich nett, dass King immer wieder mal alle Regeln des Geschichtenschreibens über Bord wirft und den Leser kopfüber in eine Welt des absurden Wahnsinns wirft. Das kann auch wirklich Spaß machen - und eine schnelle Kurzgeschichte ist genau das richtige Spielfeld für solche Experimente. Eine so abgedrehte Story muss man in einem Rutsch durchlesen, am besten so schnell dass man gar keine Zeit hat zu hinterfragen, was einem da vorgesetzt wird und sich einfach von den immer absurderen Entwicklungen berieseln lassen kann. Leider hatte ich inzwischen ein bisschen Zeit über die Geschichte nachzudenken - und je länger ich mich damit beschäftige umso weniger kann sie mich überzeugen.
Der Rasenmähermann selbst ist dabei gar nicht das Problem. King gelingt es ziemlich geschickt, ihn auf wenigen Seiten vom komischen Kautz zum bizarren Monster mit gespaltenen Hufen und grünem Fell umzuschreiben. Dabei schafft er es interessanterweise wesentlich geschickter eine Albtraumatmosphäre aufzubauen, als bei den üblichen Traumbeschreibungen die er immer so in seine Geschichten einstreut. Hier muss alles immer nur für den einen Moment Sinn ergeben und Motive, Charaktere und der Ton der Story können sich von Sekunde zu Sekunde ändern. Das schafft eine ganz besondere Gruselatmosphäre, bei der sich der Leser auf nichts mehr verlassen kann. Daneben finde es ganz erfrischend, dass sich unser Rasenmähermann als Pan-Jünger vorstellt, statt eine Verbindung zum übrigen King-Kosmos aus dem Hut zu ziehen. Obwohl es natürlich ganz witzig gewesen wäre zu sehen, wie die Fans diese absolute Nonsens-Story in die große King-Welt einzubinden versuchen.
Wenn man den Wahnsinn erstmal verdaut hat bleibt leider nicht viel übrig: Ein Monster bringt einen Mann um. Ende. Keine doppelter Boden, kein - egal wie abgedrehtes - Motiv. Keine Erklärung. Und auch keine Moral - wir wissen zu wenig über Harold Parkette um zu wissen, ob er es irgendwie verdient hat, unter die Rasenmäherräder zu kommen. Klar, eine richtige Botschaft hätte die Story kaputt gemacht. Es geht ja gerade darum, alles so absurd und sinnlos wie möglich zu halten, aber so finde ich die Story ein bisschen dünn. Vielleicht hat mich auch der Ton ein bisschen aufs falsche erzählerische Gleis gelockt. Das ganze hätte das Zeug zur Gruselstory, aber King erzählt es so jovial-spaßig herunter, das ich die ganze Zeit auf eine Pointe gewartet habe, die nicht kam.
Vielleicht habe ich auch einfach nicht den gleichen Humor wie unser Autor. Das ist mir auch schon bei anderen Kurzgeschichten aufgefallen, bei denen King uns schwarzen Humor verspricht und dann einfach sinnlos ein paar Unschuldige über die Klinge springen lässt. Immer wieder erstaunlich, dass der selbe Autor so anrührend ausführlich über das Sterben und den Tod einzelner Figuren schreibt, nur um andere dann für einen schnellen Lacher abzumurksen.
Fazit: Zum einmal durchlesen ganz nett absurd. Ansonsten leider nicht mein Humor.
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