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Version vom 21. November 2017, 09:01 Uhr von Croaton (Diskussion | Beiträge) (Croaton (? / 5))

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Croaton (? / 5)

Strange Weather.jpg

Natürlich muss eine Novellensammlung wie Joe Hills Strange Weather nach den einzelnen Novellen bewertet werden. Also los!

  • 1) Snapshot (5/5)
Was für eine starke erste Erzählung dieses Bandes! Snapshot vereint alles, was ich an Joe Hill so schätze, seinen einlullenden Schreibstil, der einen nach wenigen Seiten unwiderruflich in einen Lese-Sog zieht, eine geniale Grundidee (die hier nicht verraten werden darf, da dies sträflich wäre!) und eine Dauerspannung, die sich zum einen aus einem glaubhaften Hauptcharakter und zum anderen aus der hier super gewählten Ich-Perspektive speist, weil so auch dem Leser nur verständlich werden kann, was auch der zum Zeitpunkt der Ereignisse 13-jährige Michael Figlione begreift. Die Novelle überspannt letztlich mehrere Jahre, doch zentral sind wenige Augusttage im Jahr 1988, ein Jahr, das Hill mit einer Lebendigkeit erweckt, dass man sich in der Tat in der Zeit zurückversetzt sieht. Snapshot ist in jeder Hinsicht ein Leckerbissen!
  • 2) Loaded (5/5)
Eine 180°-Wende zur ersten Novelle: Mit diesem knallharten Krimi beweist Joe Hill, dass er auch nicht-übernatürlich kann. Und wie! Die Geschichte der Farbigen Aisha, die im Kindesalter ihren besten Freund an weißen Polizeiterror verlor und als erwachsene Journalistin auf einen waffenbesessenen, weißen Psychopathen trifft, ist derart spannend, dass es mir kaum möglich war, das Buch aus den Händen zu legen. Und dann dieser Schluss! Ich muss den letzten Satz mindestens dreimal gelesen haben, bis ich glauben konnte, dass dies das Ende sein soll - und musste erst einmal darüber schlafen, um akzeptieren zu können, dass es wohl einer der besten, weil aufwühlendsten und intensivsten Schlüsse ist, die man sich hätte vorstellen können. Loaded ist ein Kurzkrimi, den ich auch in voller Buchlänge genossen hätte und dessen letzter Satz einen unerwarteten Paukenschlag darstellt.

3) Aloft (2/5)

Ein Problem von Joe Hill ist, dass er die Tendenz hat, sich in ziemlich blödsinnigen Grundideen festzubeißen. So habe ich mich von Anfang an gefragt, wie er aus der Kiste herauskommen will, dass ein Fallschirmspringer auf einer Wolke aufschlägt, die keine Wolke ist, sondern eine Art gedankenlesendes UFO ... Die Antwort ist einfach: gar nicht. Stattdessen verstrickt Hill sich in immer hanebücheneren Darstellungen, sodass ich die Geschichte gegen Ende eher überflogen habe. Einen Punkt gibt es für den gleichbleibend guten Schreibstil, einen für die Rückblicke, die ein recht interessantes Beziehungsgeflecht entwerfen und erklären, weshalb die an Höhenangst leidende Hauptfigur überhaupt den Sprung aus dem Flugzeug gewagt hat. Am Ende ist ausgerechnet die Novelle, die vom Titel und von der Handlung her am höchsten hinaus will, ein klares Zwischentief der Sammlung.