Mister Sahneschnitte: Rezension
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Croaton (3/5)
Stephen Kings Kurzgeschichte Mister Sahneschnitte nimmt Anleihen an The Green Mile, da Ollie Franklin seine Geschichte (wie Paul Edgecombe) in einem Seniorenzentrum erzählt. Das hat mir ganz gut gefallen. Mit der Hauptaussage der Story kann ich allerdings nichts anfangen: Am Ende seines Lebens wird ein Mensch von der Geister-Version der Person heimgesucht, die ihn in seinem Leben am meisten sexuell erregt hat ... Hm, da dürfte Pamela Anderson in den nächsten Jahren ein sehr vielbeschäftigter Geist sein! Das ist im Vergleich zu anderen Todesfantasien Kings eher niveaulos - vielleicht bedarf es mehr Interpretationsarbeit, aber das erscheint mir hier eher als verlorene Liebesmüh (oder Sexmüh?).
Gut gefallen allerdings hat mir die Schilderung der verschiedenen Beziehungen der Charaktere, allen voran Ollies Versuch, der senilen Olga Glukhov mit ihrem Puzzle zu helfen; ihre Reaktion darauf ist so menschlich, wie vielleicht nur King sie überzeugend schildern kann. Insgesamt rangiert die Geschichte bei mir zwischen 2 und 3 Punkten, doch ist sie flüssig genug geschrieben und hat auf einer zwischenmenschlichen Ebene genug zu bieten, um die 3 zu verdienen.
Fazit: Es menschelt sehr, was positiv über die verqueren Sex-Geister hinwegzutrösten vermag.
Andreas (4 / 5)
Mister Yummy ist so eine dieser unscheinbaren Geschichten, wie sie King immer wieder vorbringt. The Green Mile wurde schon erwähnt - nimmt man mal John Coffeys Talent von ihm - aber auch ein paar andere Kurzgeschichten, Alles, was du liebst, wird dir genommen, oder Mein hübsches Pony haben diesen gänzlich unspektakulären Kern, weil es mehr um das Nachdenken geht, als um das Erleben von Schicksalen der Charaktere.
Dabei beschäftigt sich King durchaus mit brenzlichen Themen. Schon im Vorwort warnt er, dass es Gegenstimmen gegeben habe, als er entschied über AIDS und Schwule zu schreiben. Wie könne er nur? Erinnert ein wenig an den Aufstand, nachdem er Der Musterschüler veröffentlichte und eine ähnliche Begründung lieferte. Er beschreibt es aus seiner Sicht, wohl wissend, dass er nicht alles verstehen kann, nicht alle Ängste ausgelebt hat.
Ich kann ebenfalls nicht beurteilen, wie gut die Binnengeschichte von Ollie Franklin ist. Wie realistisch es ist, dass eine Gruppe von Männern im mittleren Alter in den 80er Jahren in den Clubs an der Christopher Street ungestört etwas trinken gehen können. Aber die Idee, dass man kurz vor seinem Ableben seinen größten Schwarm sieht - sie hat etwas romantisches. King vermittelt kein Grauen, sondern eine Art Abschluss. Ganz so als würde man seinen Lieblingssong als letztes Lied hören, bevor der Tanzschuppen zur Nacht schließt. In Kings Geschichte fürchtet sich niemand vor dem Ableben, Ollie nicht und Dave zum Abschluss ebenfalls nicht. Hat etwas beruhigendes.
Die volle Punktzahl hat die Kurzgeschichte dann doch nicht verdient. Dazu hätte ich dann doch noch etwas mehr erwartet, denn Franklin wirkt - bevor er seine Geschichte erzählt - eher wie der typische Cliché-Schwule, wie er in romantischen Komödien vorkommt. Aber alles in Allem gefällt sie mir.
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