Raststätte Mile 81: Rezension
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Croaton (5 / 5)
Ich gebe zu: Es könnte meiner – für viele Kingfans eher unverständlichen – Vorliebe für Stephen Kings Roman Der Buick geschuldet sein, dass auch das eBook Raststätte Mile 81 was meine Begeisterung betrifft sofort auf fruchtbaren Boden fiel. King klaut massiv bei sich selbst und wirft verschiedene bekannte Elemente in einen Topf: Man nehme den Buick, gebe eine Prise Niedere Männer in Gelben Mänteln dazu (die Szene, in der einem Reifen des Autos der Niederen Männer ein Tentakel wächst, wurde 1:1 übernommen) und verfeinere alles mit dem Floß-Monster. Einmal umrühren und voilà: Mile 81.
Die Geschichte ist bissig, teils eklig und – auch wenn sich einige Elemente schnell wiederholen – durchwegs unterhaltsam. Am Ende musste King sich etwas Neues einfallen lassen, so erklärt er diesmal die Herkunft des Fahrzeugs, das (wie einst der Buick) keines ist. Was das Ende betrifft, werden die Meinungen auseinandergehen (das bezeugen bereits erste Rezensionen auf Amazon); ich persönlich fand es schön, einmal wieder Kinder zu sehen, die es besser wissen als die Erwachsenen. Pete Simmons und Rachel Lussier, zehn und sechs Jahre alt, haben Angst davor, dass die heraneilenden erwachsenen Polizisten eh keine Chance haben und nehmen das Ganze mal selbst in die Hand. Und die Idee (Spoiler!!), ein außerirdisches Wesen mit einem Brennglas in die Flucht zu schlagen, verdient die volle Punktzahl!
Fazit: Gelungene Neumischung bekannter Horrorthemen à la King, ganz nach meinem (Buick-)Geschmack.
Tiberius (5 / 5)
Wenn ich ehrlich bin, teile ich die Begeisterung, die manch Anderer bei Kings Roman Der Buick empfindet, nicht so ganz. Also, eigentlich so ganz und gar nicht. Und dennoch ist für mich Mile 81 (zu deutsch, etwas ausführlicher: Raststätte Mile 81) eine wunderbare Geschichte. Das geht? Na klar geht das!
King macht nämlich hier für mich vieles richtig im Gegensatz zu seinem Roman. Er verwendet Elemente, die in seinen Geschichten so häufig funktionieren. Nachvollziehbare und emotional bindende Charaktere, alltägliche Situationen und dann dieses unwirkliche, horrorartige Element, gegen die sich die Charaktere durchsetzen müssen. King schreibt in seiner Einleitung, dass er die Idee zur Geschichte schon vor 40 Jahren hatte. Das merkt man dem Grundgerüst an. Denn die wahren Helden sind nicht aufgeklärte Erwachsene oder ältere Herren und Damen, die für ein letztes Abenteuer nochmal in den Ring müssen. Es sind zwei Kinder, die als Einzige die Situation richtig einschätzen und entsprechend richtig handeln.
Die Geschichte wirkt - trotz ihrer Andeutungen auf aktuelle Themen und aktuelle Dinge - wie eine der frühen Geschichten Kings. Viel zielstrebiger, viel direkter, ohne dabei den Blick auf die Charaktere zu verlieren. Das merkt man vor allem bei den Szenen, in denen der abgestellte Wagen an der Raststätte an Mile 81 sich Nahrung besorgt. Wie bereits erwähnt, dürfen sich Fans von Kings Kurzgeschichten in der Art von Das Floß freuen, denn auch hier wird sehr detailiert beschrieben, wie jemand möglichst grausam sterben kann. Und das nicht nur einmal.
Die Geschichte mag zwar zu den Längsten der Sammlung Basar der bösen Träume gehören, aber das sollte Niemanden abschrecken. Auch dass die Handlung die eine oder andere Seite braucht, bis sie wirklich ins Rollen kommt, schadet nicht, denn das was spätestens dann beginnt, als der erste hilfsbereite Charakter sich dem Wagen zu weit nähert, ist große Klasse.
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