1408: Rezension
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Inhaltsverzeichnis
Croaton (5 / 5)
1408: Für mich unübertroffen die beste Kurzgeschichte von King. Genial wird der Spannungsbogen aufgebaut, denn die erste Hälfte spielt lediglich im Hotel Dolphin, nicht aber in besagtem Zimmer, eine Technik, die an Filmklassiker wie Der weiße Hai oder Alien erinnert, wo das Böse lange Zeit nicht sichtbar ist. Hotelmanager Olin will Mike Enslin davon abhalten, das Zimmer zu betreten und fährt dazu alle verbalen Geschütze auf, indem er ihm von der schrecklichen Geschichte des Spuk-Zimmers erzählt. Sogar der abgebrühte Schriftsteller Enslin muss insgeheim zugeben, dass Olins Berichte an seinen Nerven zerren, was er sich freilich nicht anmerken lässt und auf einer Übernachtung in 1408 besteht.
Was dort passiert, die 70 Minuten, die Enslin in diesem Zimmer verbringt, sind meines Erachtens das Maß aller Dinge, was die Beschreibung subtilen Horrors betrifft. Eine Gänsehaut jagt die andere - ohne dass eigentlich viel passiert. Eine Speisekarte, die sich vor Mikes Augen verändert, mysteriöse Telefonanrufe, Bilder, die ein Eigenleben zu führen scheinen ... King zieht uns immer mehr in Enslins rasant anwachsende Paranoia hinein. Ein Geniestreich ist dabei Kings Idee, Enslin immer wieder in sein Tonbandgerät sprechen zu lassen - diese Aufzeichnungen zeigen Mikes Realitätsverlust überdeutlich; dass manche Passagen unerklärt bleiben, erhöht nur ihren Reiz.
Die Geschichte kommt (ganz im Gegensatz zu dem von mir gehassten Film) ganz ohne spektakuläre Action aus, weiß aber zu fesseln. Vielleicht habe ich mich so in die Story verliebt, weil ich sie erstmals in Hörbuchform erlebte, gelesen von King selbst, der sie genial interpretiert.
Wörterschmied (2 / 5)
Ich erinnere mich noch sehr genau an meinen ersten Besuch im Louvre: das Cibola aller sich für Kunst und Kultur interessierenden Menschen. Ich vermied es, das wohl berühmteste Werk des Museums, Da Vincis Mona Lisa, en passant zu betrachten. Es sollte nach Van Gogh, Cézanne und den weißen Marmorskulpturen im Sully der Höhepunkt werden. Nach vier Stunden endlich vor besagtem Kunstwerk angekommen – eine halbe Stunde musste ich dafür anstehen – machte sich ein Gefühl der Enttäuschung in mir breit.
„Das ist es?“ (zit. nach Mike Enslin im Film als dieser im mysteriösen Zimmer ankommt) Ja, das war es. Ich meine: es ist ein gelungenes Portrait, das kaum seines Gleichen findet – ein Meisterwerk! – aber neben den riesigen Frescen und Gemälden wie dem Schwur der Horatier wirkt es wie eine Diätportion, eine Briefmarke.
Ich bin sehr betrübt darüber, dass es mir bei dem etwa fenstergroßen Portrait so sehr auf die Größe ankam, aber dieser erste Eindruck ließ mich das Bild auf Fotos nie wieder so vergöttern wie vor dem Besuch im Louvre…
Bei 1408 erging es mir ähnlich. Ich habe erst den Film gesehen, den ich als einen sehr guten Film betrachte (siehe auch Zimmer 1408: Rezension) und dann mit großen Erwartungen die Kurzgeschichte gelesen.
Ich war enttäuscht über die eher an L. R. Stines Kindergruselgeschichten erinnernden Horroreffekte. Der Protagonist muss sich vor verschobenen Wandbildern, einem Stillleben, Plastikobst, einer diffusen Menükarte und einen verrückten Telefon fürchtet… Wahnsinn!
Zugegebenermaßen ist das Telefon noch ziemlich gruselig, „aber wo ist der grausame Gänsehautfaktor – zeig mir das strömende Blut!“ (Enslin im Film)
Der Protagonist hat weder eine spannende Hintergrundgeschichte – Bruder an Lungenkrebs gestorben; geschieden (Warum?); Kinder? – noch ein ausgefeiltes Charakterprofil. Zu schnell lässt er sich vom „Schrecken“ des Zimmers erwischen, zu banal wirkt seine Schrifstellerkarriere. Ein Charakter mit viel Potenzial, das Regisseur Frank Darabont viel besser auszuschöpfen weiß als Stephen King selbst.
Weder Olin noch Enslin sind fassbar, sie wirken wie unterbezahlte Statisten, für die King nicht genügend zahlen wollte, um sie zu mehr Esprit, mehr Ausdruck zu motivieren. Obgleich die erste Hälfte, die nur aus dem Dialog der beiden Charakter besteht, noch das Beste an der Geschichte ist.
Mike überlebt den „Schrecken“ mit einigen Brandwunden, ändert sein Leben und will nie wieder schreiben – welch typisches Ende für eine typische profillose Gestalt einer Kurzgeschichte.
Leider nur zwei Totenköpfe auf der Gruselskala.
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