Absurde Titel
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Dieser Artikel beinhaltet Kritik und das ist auch so gewollt. |
Bei der schieren Masse von Stephen Kings Werken bleibt es nicht aus, dass hin und wieder eine Übersetzung daneben geht. Das beginnt schon bei verschiedenen Titeln und findet sich auch immer wieder in den Texten selbst.
Hier eine (nicht ganz ernst zu nehmende) Zusammenschau der absurdesten Titel:
Inhaltsverzeichnis
Romane
- 'Salem's Lot: Brennen muss Salem; der deutsche Titel nimmt das Ende des Romans vorweg ... und verstößt gegen den deutschen Satzbau.
- The Dead Zone wird zu Das Attentat, was die Ereignisse der ersten drei Viertel des Buchs völlig ignoriert.
- Roadwork („Straßenarbeiten“): Sprengstoff. Liegt ja – äh – nahe ...
- Different Seasons: Frühling, Sommer, Herbst und Tod. Wenigstens wurden nicht alle Monatsnamen aufgezählt.
- Pet Sematary: Friedhof der Kuscheltiere. Der deutsche Titel schafft es, grusliger zu sein als das Buch. Pets sind keine Kuscheltiere, sondern Haustiere. Durch die Übersetzung geht auch der kindliche Fehler im Titel verloren (richtig wäre die Schreibung 'cemetery'; im Französischen etwa wurde dem englischen Titel mit der falsch geschriebenen Übersetzung 'Simetierre' statt 'cimetière' Tribut gezollt).
- Skeleton Crew: Blut. Nun …
- Misery („Elend“) wird zu Sie, um an den Erfolg von ES anzuknüpfen, der Fan fragt sich, wo Er bleibt.
- The Tommyknockers: Das Monstrum ... Was ist das Monstrum (Singular) in diesem Buch?
- The Dark Half: Stark – nur wer das Buch liest begreift, dass das ein Name sein soll und kein Adjektiv .
- Needful Things („Nützliche Dinge“): In einer kleinen Stadt. In der Schule hätte es dafür die Note 6 für unvollständigen Satzbau gegeben.
- The Regulators wird zu Regulator, doch man wartet vergeblich auf den Gangregler einer Maschine.
- Bag of Bones („Sack voller Knochen“) wird zu Sara, was sogar King selbst entfremdete und ihn zu einer Anmerkung bei einer Lesung im Waterstone's veranlasste.
- The Girl Who Loved Tom Gordon: Das Mädchen. Welches Mädchen? Na, das!
- Dreamcatcher („Traumfänger“): Duddits. Wieder einmal wird die Hauptfigur zum Romantitel. In diesem Fall sogar sein kindlicher Spitzname. Wir warten an dieser Stelle auf das Buch Doodledidoo.
- Cell wird zu Puls. Auch hier ist der Name verwirrend. Das Ereignis, welches die Menschheit bis auf wenige Personen zu Wahnsinnigen macht, war ein Impuls. Ein Puls kam nie vor.
- Lisey's Story wird nicht übersetzt, sondern bekommt einen anderen englischen Titel, der nichts mit dem Buch zu tun hat: Love. Als eine Art Erklärung zog der Heyne-Verlag ein Zitat von Friedrich Nietzsche heran, welches so aber nie bestätigt wurde und auch nicht erkärt, warum man einen englischen Begriff genommen hat (ein ähnliches Schicksal war Jack Ketchums Evil beschieden).
- Blaze (Name der Hauptfigur) wird zu Qual. Wessen Qual wird auch nach der Lektüre nicht deutlich.
- Duma Key (Schauplatz des Romans) wird zu Wahn. Soll man sich an dieser Stelle bedanken, dass es nicht Schmerz geworden ist, oder trotzdem Kritik an der Titelvergabe üben? Immerhin ist es schon der vierte Roman in Reihe, der mit vier Buchstaben auskommt. Wahn-sinn.
Dark-Tower-Zyklus
Durch beinahe die gesamte Reihe scheint sich ein großes Fragezeichen zu ziehen, was man wohl bei der Titelvergabe gemacht hat. Hier ein Überblick nach Erscheinungsdatum:
- aus The Gunslinger wird Schwarz
- Ein Gunslinger ist ein Revolvermann. Der Titel Schwarz (es ist wohl der Mann in Schwarz gemeint, den der Revolvermann verfolgt) beinhaltet also das komplette Gegenteil und reduziert den Feind komplett auf sein Aussehen.
- aus Drawing of the Three wird Drei
- Verwirrend dürfte es sein, unbedarften Turm-Lesern zu erklären, wieso plötzlich Buch Nummer zwei Drei heißt. Wieder wird im Titel gekürzt und ein einziges Wort herausgestellt - ein Rekord bei den Romantiteln, was die Kürzung angeht. Die eigentliche Aussage wird erneut zumindest verfälscht.
- aus The Waste Lands wird tot.
- wieder ein Einzelbegriff, wieder weit davon entfernt, den eigentlichen Sinn (nämlich eine Anspielung auf The Waste Land von Thomas Stearns Eliot) wiederzugeben und stattdessen ein Wort mit einem Punkt dahinter. Man darf sich an dieser Stelle sicherlich berechtigt fragen, weshalb ein Ein-Wort-Satz als Titel gewählt wurde.
- aus Wizard and Glass wird Glas
- und wieder hat man Angst, mehr als ein Wort zu benutzen. Was es mit diesem Glas auf sich hat, ist nicht leicht herauszufinden. Das englische Glass steht hier für die Magischen Kugeln des großen Zauberers Maerlyn. Wofür Glas stehen kann? Nun ja, Roy Depape - eine Figur des Romans - trug bekanntlich eine Brille.
- aus The Wolves of the Calla wird Wolfsmond
- es gibt keinen Wolfsmond in Mittwelt. Es hat ihn noch nie gegeben und es wird ihn wohl auch niemals am Himmel geben. Ein logischer Titel im Original, der den Inhalt präzise auf den Punkt bringt, wird so im Deutschen zu einer romandicken Suche nach einem spezifischen Mond. Es gibt ihn allerdings nicht.
- aus Song of Susannah wird Susannah
- erneut eine Ein-Wort-Schöpfung aus dem Hause Heyne. Manch einer wartet sicherlich noch auf Roland, Jake, Eddie und Oy. Immerhin: Mit Schwarz haben wir ja schon einen Teil einer weiteren Hauptfigur. Vielleicht gibt es auch einen Dreifachroman Odetta, Detta und Mia.
- aus The Dark Tower wird Der Turm
- Man muss an dieser Stelle der Redaktion ein Zugeständniss machen. Der erste Titel der Reihe, der schon aus zwei Worten besteht. Bravo! Doch wie begründet man, dass man das größte Ziel des Revolvermanns plötzlich verunstaltet? Roland lässt all seine Begleiter sterben. Er übergeht den Tod und alles andere, nur aber um festzustellen, dass der große, Dunkle Turm, die Nabe aller Universen, plötzlich nur noch Der Turm ist? Eine sinnvolle Begründung wäre wünschenswert.
Bekanntlich sollten Traditionen gepflegt werden, denn sonst wären sie keine guten Traditionen. Die interessante Titelvergabe der Dark-Tower-Reihe scheint eine sehr gute Tradition zu sein. Marvel Comics geben insgesamt 30 Hefte der Dark-Tower-Comics heraus. Einzelne Hefte werden in Reihen zusammengefasst und scheinbar jährlich herausgegeben. Im Jahr 2007 begann man damit und Heyne hat sich - zum Glück und zur großen Freude für alle King- und Marvelfans - die Veröffentlichungsrechte im deutschsprachigen Raum gesichert. Doch Heyne baut auf Traditionen. Da wären die Veröffentlichungszeiten, die sich mitunter wöchentlich nach hinten verschieben, und natürlich die Titelvergabe und die Veröffentlichugnsstrategie, die an dieser Stelle behandelt werden soll:
- aus Dark Tower: The Gunslinger Born wird Der Dunkle Turm
- Bevor dieser Titel in den Gedankengängen wirklich versackt, die ersten zwei Sätze aus den Werbezeilen:
Die Saga um den "Dunklen Turm" wird weitererzählt!
Stephen Kings Hauptwerk, die siebenbändige Saga um den "Dunklen Turm", erfährt eine lang ersehnte Fortsetzung |
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- Man sollte zur Verteidigung der Redaktion vielleicht erwähnen, dass man sich bei Heyne schon bei anderen Werken mit der Lieferung des Originals schwer getan hat. Robin Furths zweiter Teil der Dark-Tower-Konkordanz erreichte den Verlag später als den normalen Kunden aus Deutschland. So ist es nur verständlich, dass man über den Inhalt nicht Bescheid wissen konnte. Das Argument, dass die Informationen beispielsweise hier im KingWiki schon im November 2006 standen, findet mit Sicherheit gute Entkräftigungen. Wie auch immer. Aus einem eindeutigen "Prequel" der Saga wird der Titel, der perfekt auf das Ende gepasst hätte. Der Dunkle Turm! Drei Wörter! Wir sollten zufrieden sein. Aber es passt immerhin zur Ankündigung, dass nun endlich, nach jahrelangem Warten, die Saga weitererzählt wird. Immerhin hat sie sich ja schon mit Schwarz einzig und allein um den Dunklen Turm gedreht. Roland Deschain ist nur eine Nebenfigur, die sich mehr schlecht als recht durch die sieben Teile geschleppt hat. Endlich gibt es die Fortsetzung zur Saga. Dass die Handlung schon einmal ausführlicher in Glas von Roland selbst erzählt wurde, spielt keine Rolle. Dass es keine Fortsetzung, sondern eher eine Vorgeschichte ist, wird verschwiegen. Dass hier nicht der Dunkle Turm, sondern einzig und allein Roland im Mittelpunkt der sieben Comic-Hefte steht (und auch im Mittelpunkt des gesamten Zyklusses) wird gar nicht in Erwägung gezogen. Danke schön, lieber Heyne-Verlag! Danke für die
...lang ersehnte Fortsetzung der "Dunkle-Turm"-Saga mit neuen Geschichten. | ||
- Man mag sich vielleicht nur die sicherlich unbedeutende Frage stellen, was dann aus dem zweiten Teil der Comics wird? Einen englischen Titel gibt es bereits, genauso wie den Handlungsstrang. Sollen wir ihn erzählen? Na, wenigstens den Titel, damit niemand sagen kann, wir hätten nicht gewarnt. (Auch hier stehen die Fakten bereits seit dem Herbst - mindestens vier Monate vor der Veröffentlichung in unserem KingWiki)
- was wohl aus The Dark Tower:The Long Road Home wird?
Andere Werke
- Rita Hayworth and Shawshank Redemption: Pin Up. Gut, dass es diesen Übersetzer zu Zeiten Shakespeares nicht gab. Sonst würden wir heute A Midsummer Night's Dream als Striptease kennen.
- The Sun Dog: Zeitraffer. Wo? kommt? die ? Idee? des ? Zeitraffers? vor???
- Suffer the Little Children (ein Wortspiel aus der Bibel: suffer the little children to come to me = lasst die kleinen Kinder zu mir kommen; der Titel lässt sich aber auch verstehen als: lasst die kleinen Kinder leiden): deutsch Kinderschreck. Aber die Kinder sind der Schreck, nicht die Lehrerin!
- It Grows on You ('Es wächst dir ans Herz'): Es wächst einem über den Kopf. Der Übersetzer fehlte leider in der Idiomatik-Stunde an der Uni.
- L.T.'s Theory of Pets: L.T.s Theorie der Kuscheltiere. Die Monster sind zurück!