Ein Gesicht in der Menge: Inhaltsangabe

Version vom 17. Dezember 2015, 17:58 Uhr von Andreas (Diskussion | Beiträge) ([Bot] Kurzgeschichte -> Kurzgeschichten)


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Die Kurzgeschichte Ein Gesicht in der Menge von Stephen King und Stewart O'Nan erschien als ebook, ist in Deutschland aber auch in gebundener Form erhältlich. Die knapp 60-seitige Geschichte ist nicht weiter unterteilt.


Dean Evers sitzt im Sommer nach dem Tod seiner Frau in seiner Eigentumswohnung in Florida. Er ist Red-Sox Fan und sieht sich nun immer häufiger Baseball an, um sich von der Leere in seiner Wohnung abzulenken.

Sechsundvierzig Jahre war er mit Ellie verheiratet gewesen, doch schon fünf Jahre nach ihrem Umzug nach St. Pete erlitt sie einen Schlaganfall, obwohl Dean keinerlei Anzeichen bei ihr sah, denn an besagtem Tag war sie in guter Verfassung gewesen. In der rechten Körperhälfte ging alles verloren, doch sie überlebte; allerdings vergingen nur zwei Monate, bis sie an einem zweiten Schlaganfall starb, direkt vor Deans Augen.

Deshalb zog er in ein Hochhaus mit Blick auf die Bucht, wo niemand ihn kannte und er jegliche Ablenkung willkommen hieß. Er macht sich gerade Essen und setzt sich vor den Fernseher, wo gerade die Rays gegen die Mariners spielen, weshalb die Tribünen größtenteils leer sind; nur, wenn die Sox oder die Yankees spielen, ist im Stadion viel los. Dean sieht einem Jungen zu, der wie wild in die Kameras winkt, als er plötzlich hinter ihm seinen alten Zahnarzt Dr. Young sieht. Evers hört sofort mit Essen auf und sieht ihn sich genau an: Ja, es ist eindeutig Dr. Young, der schon alt war, als Dean noch ein Kind war. Young sieht noch genauso aus wie beim letzten Mal, als Dean ihn sah: vor über fünfzig Jahren.

Dean greift sich ein Bier, um sich zu beruhigen. Nie kann das Dr. Young sein; er wäre inzwischen weit über 90. Evers erinnert sich, wie sehr er ihn verachtete, seinen widerlichen Zigarettenatem und seinen vor Kater zittrigen Händen. Als die Rays wieder am Schlag sind, hält Dean Ausschau, kann Young aber nirgends mehr sehen. Dean fragt sich, was er da gesehen hat. Ein Zeichen? Ein Omen? Und warum ausgerechnet seinen alten Zahnarzt? Oder vielleicht verliert er allmählich den Bezug zur Realität? Am nächsten Tag geht Evers mehr unter Menschen, um diese Zweifel loszuwerden. Er würde auch gerne seinen Sohn Pat wiedersehen und hinterlässt ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.

Am nächsten Tag sieht er sich wieder ein Spiel an, doch als das sechste Inning läuft und Dean sein abendliches Bier öffnet, sieht er in der dritten Reihe seinen alten Geschäftspartner Leonard Wheeler, der denselben Anzug trägt, mit dem er beerdigt wurde. Dean ist geschockt, doch dann wird er von Zweifeln geplagt. Er will nochmal genau hinsehen, in Erwartung nur jemanden zu sehen, der Leonard nur ähnlich sieht, aber das Bild hat schon gewechselt. Er erinnert sich, wie sie beide sich eines Tages gestritten hatten, als Wheeler beschloss, mit ihrer LKW Firma landesweit zu expandieren. Wie er es erst vernünftig versuchte und dann in Streitereien verfiel. Wieder versucht Dean, sich einzureden, dass es nur jemand war, der Wheeler ähnelt, doch das klappt erneut nicht. In dieser Nacht kann Evers trotz Tabletten nicht einschlafen.

Evers erinnert sich daran, dass seine Assistentin Martha - mit der er eine Affäre hatte - in den Vorruhestand ging und sie die einzige seiner früheren Kollegen ist, die er vermisst. Während er eindöst, fragt er sich, ob sie wohl noch lebt oder ob er morgen das Spiel anschalten würde und auch sie dort sitzen sehen würde. Am nächsten Tag forscht er nach und findet heraus, dass Dr. Young schon lange tot ist. Ihm zu Ehren trinkt Dean zwei Gläser zusätzlich.

Beim nächsten Spiel sieht Evers Lester Embree, einen Jungen, den er und seine Freunde in der Schulzeit verspotteten. Er wurde vor Evers Augen tot aus dem Marsden's Pond gezogen, und der Lester auf der Tribüne scheint Dean direkt anzusehen. Dean denkt an seinen alten Kumpel Chuckie Kazmierski - allgemein nur Kaz genannt -, mit dem er noch in Kontakt steht. Beide haben schon lange nicht mehr über Lester Embree gesprochen. Dean geht ins Bett; um schlafen zu können, wirft er einige Tabletten ein, die er mit Scotch runterspült; dennoch findet er diese Nacht kaum Schlaf.

Obwohl er sich am nächsten Tag vornimmt, nicht ins Spiel zu schauen, hält er nach dem sechsten Kapitel im Buch, das er gerade liest, die Fernbedienung in der Hand. Er schaltet ein, doch die Person, die er während des Baseballspiels diesmal sieht, ist seine tote Frau. Sie tippt auf ihr i-Phone, hält das Handy ans Ohr und winkt ihm kurz, als in seiner Tasche sein Handy vibriert. Er will zuerst nicht, doch schließlich nimmt er sein Handy. Sie macht ihm Vorwürfe, dass er nie für seinen Sohn da war, weil er nur an die Arbeit dachte, und dass sie von seiner Affäre mit Martha wusste. Nachdem sie auflegt, schenkt Dean sich noch einen Scotch ein, schaltet den Fernseher aus und denkt über Ellies Worte nach.

Wieder geht er mit Schlaftabletten und Scotch ins Bett und verbringt den nächsten Tag hauptsächlich mit Lesen, als sein alter Kumpel Kaz aus Punta Gorda anruft und Dean fragt warum er ihm nicht Bescheid gab, dass er Karten fürs Baseballspiel hat. Evers schaltet das Spiel ein und tatsächlich sieht er sich selbst im Stadion sitzen. Dean wird klar, was er tun muss. Er sagt Kaz, dass sie damals netter zu Lester Embree hätten sein sollen, dann legt er auf.

Dean macht sich mit dem Taxi auf den Weg ins Stadion und tatsächlich kann er dort eine vorbestellte Karte entgegennehmen. Als Evers Platz nimmt, klingelt sein Handy erneut: Es ist wieder Kaz, der Evers erzählt, er hätte gleich gewusst, dieser Polizist, der bei ihm war, redete nur Schwachsinn, denn der behauptete, Dean Evers liege tot in seiner Wohnung, wahrscheinlich schon länger. Als Dean auflegt, kommen alle verstorbenen Leute, denen er irgendwann übel mitgespielt hat, und setzen sich auf die Tribüne. Evers ruft noch seinen Sohn Patrick an und sagt ihm, dass er ihn lieb habe, als der Akku alle ist. Dann sieht er zu, wie sich das Stadion füllt und hält neben sich einen Platz für Kaz frei, der auch eines Tages kommen würde. Er blickt auf die Anzeigetafel, um sich auf den neusten Stand zu bringen. Allem Anschein nach würde es ein langes Spiel werden.