Der Fall des Doktors: Inhaltsangabe
Inhaltsangabe zu Der Fall des Doktors
Stephen Kings Kurzgeschichte Der Fall des Doktors ist in der Sammlung Alpträume zu finden.
Anmerkung: Die folgenden Überschriften dienen nur der Orientierung des Lesers und sind nicht vom Autor beabsichtigt!
Inhaltsverzeichnis
Ein lange gehegter Wunsch
Schon im ersten Satz macht Dr. Watson (wie auch bei Doyle der Ich-Erzähler) klar, dass dies ein Fall ist, den er, nicht Sherlock Holmes löste. Wir erfahren, dass Watson bereits über 90 Jahre alt ist und diese Geschichte jetzt endlich erzählen will – über 40 Jahre nach Sherlock Holmes' Tod.
Es ist, obwohl der Wetterbericht schöneres Wetter angekündigt hatte, ein eklig kalter und nasser Nachmittag im November des Jahres 1899, als der Polizist Lestrade (den Holmes insgeheim verabscheut, was er aber niemals sagen würde) einmal mehr bei Holmes vorbeischaut. Er ist sehr aufgeregt und habe etwas für Holmes, was dieser sich schon immer gewünscht habe: "Das perfekte Verbrechen in einem verschlossenen Zimmer!"
Sofort ist Holmes Feuer und Flamme ("The game is afoot"!); zusammen mit Dr. Watson und Lestrade macht er sich auf den Weg und lässt sich in der Droschke von Lestrade auf den aktuellen Stand bringen. Es geht um einen Lord Albert Hull, den Besitzer einer Reederei. Doch nun ist Lord Hull tot – erstochen in seinem Arbeitszimmer, sein Testament vor sich. Dieses Arbeitszimmer, so Lestrade, sei Holmes "verschlossener Raum". Holmes erinnert sich daraufhin an den Fall des "Gefleckten Bandes" (Doyles wohl bekannteste Geschichte um jenen verschlossenen Raum) und warnt in seiner ihm eigenen Arroganz davor, sich zu früh zu freuen – jenen Fall hatte er schließlich im Handumdrehen gelöst.
Die Fakten des Falls
Lord Hull war ein Widerling wie er im Buche steht, seine Familie nicht viel mehr als seine Sklaven. Er schlug seine Frau Rebecca und verachtete seine drei Söhne. Sie aber übten sich in Geduld, denn der schwerreiche Mann litt an Gicht und Angina und konnte nicht mehr lange zu leben haben. Doch auch sein Testament ist ein Skandall, da er von den 300.000 Pfund, auf die sich sein Vermögen belief, 10.000 für ein Katzenheim spenden wollte. Doch es kommt noch schlimmer: Wäre Hull nicht ermordet worden, hätte er in seinem neuen Testament seine Familie komplett zugunsten des Katzenheims enterbt.
Hier wird Holmes hellhörig – Katzen? Lestrade lächelt zufrieden: Katzen. Lestrade weiß von Holmes' Schwäche, einer Katzenallergie, und sagt ihm süffisant voraus, dass er viel wird niesen müssen. Doch Holmes ist gefasst und zieht bereits einen ersten Schluss: Hull muss gewusst haben, dass er bald stirbt, da er seinen neuen letzten Willen bis zum Schluss zurückgehalten hatte, um seine Familie mit dem alten Testament gefügig zu halten.
Es wird Zeit, sich den Verdächtigen zu widmen, Hulls drei Söhnen. Der älteste, William, ist ein sehr körperbetont lebender Mann ohne Lebensziel, der sein Geld müßig in Spielsalons verschleudert; Jory ist eine Missgestalt und wurde kurz nach seiner Geburt gar für tot gehalten. Nur knapp 1.60 groß, mit O-Beinen und einem krummen Rücken wäre er die Witzfigur der Familie, hätte er nicht das Talent, hervorragend zu malen. Somit ist er von seinem Vater finanziell unabhängig und deshalb das meistgehasste Kind. Stephen, der jüngste Sohn, kümmert sich um das Geschäft, doch selbst dieser "gute Sohn" wäre nach dem neuen Testament ohne Provision entlassen worden.
Doch dieses neue Testament ist spurlos verschwunden; es war das alte, das bei Lord Hulls Leichnam gefunden wurde.
Hull, so stellt sich heraus, hatte einen Termin bei seinem Arzt, der ihm voraussagte, dass er aufgrund von Wundbrand nur noch etwa sechs Monate zu leben hatte. Daraufhin änderte das Scheusal Lord Hull sein Testament, rief seine Familie zusammen und gönnte sich das Vergnügen, ihnen die Änderungen hämisch vorzulesen: "Ihr habt mir vierzig Jahre lang getreulich gedient. Und nun habe ich vor, euch alle mit dem reinsten und ungetrübtesten Gewissen zu enterben."
Wieder stutzt Holmes: Weshalb hatte er das alte Testament zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch? Eine Antwort scheint für ihn nahe liegend: Wollte der alte Kauz, dass man ihn wegen des neuen Testaments tötete? Wollte der alte Teufel so seinem Leiden ein Ende setzen und noch dafür sorgen, dass ein Mitglied seiner Familie seinetwegen am Galgen endete?
Nach dieser Konfrontation begibt sich Hull in sein Arbeitszimmer, während seine Frau und die drei Söhne bedrückt ihrer Wege gehen. Fünf Minuten später ... ein Schrei aus dem Arbeitszimmer. Stephen bricht die Tür auf und findet den Toten. Keine versteckten Türen sind zu entdecken, der Mord ein Rätsel.
Sie kommen am Haus an, wo die Familie bereits wartet; Holmes möchte sich jedoch zuerst den Schauplatz des Verbrechens ansehen, den verschlossenen Raum. Kaum betritt Holmes das Haus, als er auch schon beginnt, heftig zu niesen. Aber er schlägt sich tapfer und besichtigt mit Watson den Tatort. Der Raum ist schmal und lang und leicht zu überblicken: Kein möglicher Geheimzugang oder eine Falltür in Sicht.
Watson löst den Fall
Auch Watson schaut sich um – und er sieht sofort das, was Holmes entgeht. Später wird Watson dies sofort fast schuldbewusst zu entschuldigen wissen: Schließlich tränten Holmes' Augen wegen der Allergie heftig. Watson aber sieht die Schatten, die der kleine Kaffeetisch wirft sehr wohl. Und Holmes wiederum sieht seinem alten Freund sofort an, was los ist: "Ich glaube, dass Watson den Fall gelöst hat", meint er ruhig, als Watson auf einem Stuhl zusammenbricht, so überwältigt ist er von sich selbst.
Doch er genießt diesen Augenblick des Triumphs. Als eine Katze Holmes um die Beine schleicht, schickt er Holmes und Lestrade nach draußen und lockt die Katze mit einer Brotkruste unter den Kaffeetisch. Schnell bittet er die beiden wieder herein und lässt sie die Katze suchen – doch diese ist verschwunden. Unvermittelt aber taucht sie wieder auf ... aus dem Nichts, wie es scheint. Nun begreift auch Holmes.
Die Schatten, die der Kaffeetisch wirft, waren Watson sofort komisch vorgekommen. Schatten bei diesem Hundewetter? Tatsächlich sind die Schatten auf Filz gemalt; Watson kann sie einfach vom Boden aufheben. Doch das ist nicht alles: Eine Leinwand wurde vor die Beine des Kaffeetisches gespannt, eine Leinwand, die nichts Anderes zeigt, als das Nichts unter dem Tisch. Hinter dieser Leinwand war die Katze verborgen – und der Mörder.
Auf Lestrades verblüffte Frage, warum der Mörder Schatten malen sollte, wenn er ohnehin (laut Wetterbericht) mit einem sonnigen Tag rechnen durfte, kann Holmes antworten: Die Leinwand hätte die Schatten blockiert (siehe hierzu Absurde Übersetzungen), die von den Tischbeinen hätten geworfen werden müssen. Jory ging komplett auf Nummer sicher. Denn Jory ist der Künstler der Familie: Er hat seinen Vater ermordet.
Wie der Mord begangen wurde
Jory hat den Mord von langer Hand geplant, zu perfekt ist das Gemälde unter dem Tisch. Als Lord Hull ankündigte, am nächsten Morgen seine Familie sprechen zu wollen (siehe auch hierzu Absurde Übersetzungen), war die Zeit gekommen und Jory brachte das Gemälde an. Nach der Besprechung eilte Jory hoch, schlüpfte noch vor seinem Vater (der wegen seiner Krankheit gebückt und langsam gehen musste) nach oben und versteckte sich hinter der Leinwand.
Dort wartete er, denn er ist in Wirklichkeit kein Unmensch. Hatte Lord Hull vielleicht nur einen üblen Scherz beabsichtigt und würde nun doch das neue Testament vernichten? Aber nein, wenige Minuten später macht Hull Anstalten, das alte zu verbrennen – Jory kommt unter dem Tisch hervor und ersticht ihn.
Dabei aber läuft etwas schief: Lord Hull schreit laut auf, ein Schrei, der im ganzen Haus zu hören ist. Jorys ursprüngliche Planung, nach dem Mord sein Gemälde und die Schatten zu entfernen und alles nach einem Einbruch aussehen zu lassen, ist zunichte gemacht, vor allen Dingen, weil er das große Pech hat, dass auch noch ein Polizist in der Nähe ist, der sofort zur Stelle ist, als er diesen Schrei vernimmt.
Die Verschwörung und Watsons Urteil
Noch während Watson die Aufgabe des Erklärens übernimmt, die sonst immer Holmes zukommt, wird ihm etwas Ungeheuerliches klar: So wie die Dinge liegen, kann Jory nicht allein gehandelt haben. Stephen hatte ausgesagt, er habe die Tür zum Arbeitszimmer aufgebrochen, doch Jory war ja schon drin – entweder Jory hätte die Tür von innen öffnen können oder Stephen hätte den Mörder dort erwischt. Somit muss Stephen mit ihm unter einer Decke stecken.
Aber Holmes geht noch einen Schritt weiter: Alle Hulls sind in den Fall verstrickt. Denn die anderen deckten Stephens Aussage, er sei der erste im Arbeitszimmer gewesen. Es ist eine Verschwörung der Familie gegen den Haustyrannen, nichts Anderes. Und die Zukunft der Familie ist klar: Jory wird hängen, Stephen und William lebenslänglich in den Kerker gehen, Lady Hull fünf Jahre in ein Gefängnis, das als "Syphilis-Tempel" bekannt ist.
Holmes bringt die wichtigste Frage auf den Punkt. Werden sie die Aufklärung des Mordes, dessen Motive sie so gut nachvollziehen können, an die Behörden weiter melden, wohl wissend, dass Lord Hull ohnehin innerhalb eines halben Jahres gestorben wäre? Die Notare, die von dem neuen Testament ohnehin bestürzt waren, würden sicher schweigen. Watson hat den Fall gelöst, es ist an ihm, der Familie das Urteil auszusprechen.
Als Antwort sammelt Watson stumm die Filzschatten ein und steckt sie sich in die Jackentaschen. Holmes versteht und entfernt das Gemälde unter dem Tisch; Lestrade öffnet leicht ein Fenster – war wohl doch alles nur ein Einbruch. Watson verlässt schnell das Haus und bekommt nie einen der Hulls zu sehen (auch hierzu: Absurde Übersetzungen).
Wieder zu Hause in der Baker Street fragt Holmes Watson, ob dieser wohl in der Nacht gut würde schlafen können. "Vorzüglich", antwortet Watson, und draußen kommt endlich die versprochene Sonne zum Vorschein.
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