House of Cards: Rezension
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Inhaltsverzeichnis
Tiberius (4/5)
Immer dann, wenn es um den Dunklen Turm geht, wird es schwer zu urteilen. Da ist diese Bedingung, dass jeder Abschnitt einer Geschichte, jedes Bild zum gesamten Zyklus passen muss. Da ist aber auch die unbändige Freude, wenn es kleine Details gibt, die einem Augenzwinkern der Autoren oder der Zeichner gleichen, die dem Leser entgegengeworfen wird. Auf der einen Seite also der quasi vorprogrammierte Misserfolg, dem sich eine Adaption stellen muss, aber auch die unzähligen Möglichkeiten durch Winzigkeiten das Ergebnis leicht zu verbessern.Bei House of Cards - deutsch: Haus der Karten ist dies besonders ausgeprägt. Es gibt eine Unmenge an Herausforderungen, denen sich Robin Furth und Peter David in der Handlung stellen müssen. Dazu kommen die Probleme, die sich für Piotr Kowalski (Zeichner) und Nick Filardi (Colorierer) schon während The Prisoner (deutsch: Der Gefangene) andeuteten. Aber es gibt so viele Momente, die für mich in Stephen Kings Vorlage Drei wichtig waren, und deren Umsetzung leicht erscheinen. Schauen wir mal, was insgesamt daraus geworden ist.
Die Handlung ist relativ simpel wie kurzweilig. Junkie Eddie Dean weiß, dass er in der Klemme sitzt. Sein Rückflug aus den Bahamas nach New York City ist extrem schief gelaufen. Und ganz nebenbei findet er sich in einer fremden Welt einem totkranken Revolvermann gegenüber. Beide Figuren könnten unterschiedlicher nicht sein, allerdings können beide ohne den jeweils Anderen nicht überleben. Roland Deschain würde an Blutvergiftung und Eddie Dean an Bleivergiftung sterben. Sie müssen einander physisch wie psychisch aushelfen um die Krankheiten und Eddie Deans Gegner Enrico Balazar zu besiegen.
Die Haupthandlung der fünf Hefte findet innerhalb weniger Stunden statt. In dieser Zeit erleben wir mehrere dramatische Höhepunkte, ein paar witzige Einlagen und schließlich den Höhepunkt der ganzen Reihe, der Schießerei in Enrico Balazars Restaurant Zum Schiefen Turm. Der Epilog, das gesamte letzte Heft, dient vor allem der Bindung zwischen Revolvermann und angehendem Mitglied seines Ka-Tets und speziell der Erkenntnis des jungen Mannes, dass er nie wieder in sein New York City mit seinen Problemen und Ausflüchten zurückkehren wird.
Im Großen und Ganzen ist das Ganze gut erzählt. Furth und David haben sich der Aufgabe gestellt, den Spannungsbogen bis zur großen Schießerei in Heft 4 aufzubauen, und vor allem Eddie Deans Konflikte dabei nicht außer Acht zu lassen. Gewisse Hürden in der Logik sind Kings Vorlage geschuldet und lassen sich nicht ohne weiteres Ausbügeln. Wann beispielsweise andere Menschen die mal sichtbare und mal unsichtbare Tür sehen, und welche Regeln es dort gibt - wann sie sich am Strand mit der Handlung bewegt und wann sie statisch bleibt - wird nie wirklich geklärt. Ist aber auch nicht weiter schlimm, denn für uns Mittwelt-Anhänger ist vor allem von Bedeutung, dass sie da ist. Es ist wichtig, dass Eddie Dean Roland mit Aspirin versorgen kann und der Revolvermann nicht nur psychisch in Eddies Kopf, sondern auch in Fleisch und Blut in unsere Welt kommen kann. Zum Leidwesen von Enrico Balazar und seinen Leuten.
Handlungstechnisch ist also alles in Ordnung. Mehr noch, die erhofften Augenzwinker gibt es zu Hauf. Wenn Eddie seine Begleiter schockt als sich seine Augenfarbe ändert. Wenn er einem schockierten Roland klar macht, was er ihn in den letzten Tagen zu essen gegeben hat - und das eventuell seine eigenen verdauten Finger dabei sein könnten. Selbst als Henry Dean kurz vor seinem eigenem Tod in der Scrabblerunde völlig schwachsinnige Antworten liefert. Für einen Anhänger des Dunklen Turms und für die Fans von Kings Vorlage sind solche Momente extrem stark.
Der Grund, warum es nicht die volle Punktzahl in der Bewertung gibt, hängt erneut mit der künstlerischen Begleitung zusammen. Schon bei Der Gefangene war ich mit der Darstellung von Roland Deschain und Enrico Balazar nicht zufrieden. Diese Unzufriedenheit wird langsam aber sicher zur Verärgerung. Piotr Kowalski hatte in der vorangegangenen Reihe ein Händchen für Perspektiven und auch für einige spannende Details. Ohne Frage, seine Arbeit ist noch immer grundsolide. Aber es fehlt hier an Einigem. Durch seine Entscheidung, so gut wie alle Gesichter vollständig auszuleuchten. Durch seinen Stil der Zeichnung wirkt das Ergebnis mehr und mehr zweidimensional. Vorangegangene Comics bildeten Räume durch ihr Spiel mit Licht, Schatten und absoluter Dunkelheit. Doch Kowalski verzichtet mehr und mehr auf den Einsatz spannender Mittel. Es wirkt wie eine Standardaufgabe und eine Umsetzung Ebenjener. In Mittwelt scheint zum Beispiel die Sonne immer aus der gleichen Richtung und gleichmäßig über die nahezu gleiche Landschaft.Das Blöde ist, diese vermeintliche Simplifizierung äußert sich nicht nur bei der Ausleuchtung. Auch bei der Darstellung von Charakteren, die als Füllmaterial mit auf das Bild gehievt werden, scheint bei Kowalski die Kreativität ausgegangen zu sein. Besonders deutlich wird dies während Eddie Deans Verhör in Heft 2 (siehe rechts). Es wirkt, als hätte man den nicht ganz so wichtigen Polizist im Hintergrund einfach zweimal in andere Bilder kopiert um Aufwand und Zeit zu sparen. Das passiert Kowalski nicht nur dieses eine Mal, sondern häufiger während dieser Reihe. Ich frage mich, ob er das auch schon während der letzten Reihe getan hat, und es mir nur nicht auffiel ...
Alles in Allem qualitätsmäßig noch immer Welten davon entfernt, was während The Dark Tower: The Gunslinger passierte. Kowalski verliert zwar durch das uninspirierende Arbeiten ein wenig an Kredit, liefert aber immer noch eine vernünftige Arbeit ab. Die Schießerei in Balazars Büro ist gut gemacht. Auch die Momente, wenn Eddie Deans Körper von Roland übernommen wird sind optisch mehr als vernünftig.
Und im Endresultat gibt es erneut eine 4 von 5. Diesesmal aber nicht am oberen, sondern am unteren Ende der 4, was allein Kowalski verschuldet ist. Ich muss sagen, ich bin sehr froh, dass wir in der kommenden Reihe Lady of Shadows (dt. Herrin der Schatten) nicht nur eine andere Erzählperspektive, sondern auch andere Zeichner und Colorierer erleben werden.
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