Stephen Crane
Leben und Werk
Stephen Crane wurde als 14. Kind einer Methodistenfamilie geboren und begann bereits im Kindesalter zu schreiben. Später studierte er am Lafayette College und an der Syracuse University, brach sein Studium aber nach dem Tod seiner Eltern 1890 nach wenigen Monaten ab und begann seine Autoren-Laufbahn als Journalist in New York City, wo er vor allem über das Leben in den Slums der Stadt berichtete. Diese Erfahrungen brachte er in seinen ersten Roman Maggie: A Girl of the Streets (1893) ein, der das im Titel genannte Thema in naturalistischer Manier behandelte. Das Buch wurde bei seinem Erscheinen seiner schonungslosen Darstellung und angeblicher Beleidigung des sittlichen Empfindens wegen allgemein abgelehnt.
Bis heute ist Crane vor allem für Die rote Tapferkeitsmedaille (The Red Badge of Courage, 1895) bekannt, mit der er seinen literarischen Durchbruch erzielte. Dieser Roman schildert in eindrücklicher Weise die Erfahrungen eines jungen Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg und wurde 1951 mit Audie Murphy als Hauptdarsteller unter demselben Titel verfilmt.
1898 ließ Crane sich in Sussex, England, nieder und kam so in Kontakt mit dortigen Literaturgrößen, darunter Joseph Conrad und Henry James. Aufgrund seines literarischen Ruhms wurde er als Kriegsberichterstatter angestellt. Dadurch sah er den Griechisch-Türkischen Krieg 1897, ein Jahr später den Spanisch-Amerikanischen Krieg. Auf einer dieser Reisen erlitt er Schiffbruch und trieb mehrere Tage in einem offenen Boot, wodurch sich seine bereits angegriffene Gesundheit weiter verschlechterte.
1898 veröffentlichte er den Kurzgeschichtenband The Open Boat and Other Tales, im Jahr seines Todes 1900 Whilomville Stories; zu seinem Werk zählen zudem zwei Gedichtbände (The Black Riders and Other Lines (1895) und War is Kind and Other Lines (1899)).
Crane litt an Tuberkulose und versuchte verzweifelt Heilung zu erlangen. So kam er nach Badenweiler in Deutschland, wo er im Juni 1900 im Alter von 28 Jahren seiner Krankheit erlag.
Einfluss auf Stephen King
Mehrfach nutzt Stephen King eines von Cranes Gedichten. So zum Beispiel in seinem Roman Die Augen des Drachen (orig. The Eyes of the Dragon):
Ihm [ Thomas ] war zumute, als hätte jemand in seine Brust gegriffen, ein winziges Stück seines Herzens herausgerissen und ihn gezwungen, es zu essen. Sein Herz schmeckte sehr bitter, und er hasste Peter mehr denn je, wenngleich ein Teil von ihm seinen prächtigen älteren Bruder immer noch liebte und immer lieben würde. Und obwohl der Geschmack bitter gewesen war, hatte er ihn gemocht. Weil es sein Herz war. | ||
—Die Augen des Drachen, Kapitel 24 |
Dieser Abschnitt geht aus folgendem Gedicht von Crane hervor:
In der Wüste Ich sagte, "Ist es gut, Freund?" |
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Auch gegen Ende von Wolfsmond (orig. Wolves of the Calla) benutzt King dieses Gedicht erneut. So erstellt Eddie Dean die Verbindung. Nach dem Ende der Schlacht gegen die Wölfe an der East Road verschwindet Susannah Dean, während die Dorfbewohner der Calla Bryn Sturgis ausgelassen feiern. Eddie hasst die Bewohner der Calla dafür.
Wegen euch mistigen Motherfucker ist meine Frau jetzt weg, dachte er. Es war ein dämlicher Gedanke, auch außergewöhnlich unfreundlich, aber einer, der ihm eine gewisse hasserfüllte Befriedigung gewährte. Wie hatte es in diesem Gedicht von Stephen Crane doch geheißen, das sie damals in der Highschool gelesen hatten? "Ich liebe es, weil es bitter ist. Und weil es mein Herz ist." | ||
—Wolfsmond (orig. Wolves of the Calla) Epilog 4, (TB Seite 924) |
Erwähnung findet die Textpassage auch in Die Arena. Julia Shumway zitiert die markante Textstelle in ihren Gedanken (Im Rahmen, 13)
Zu Beginn von Nachts ist dieses Gedicht abgebildet. Noch heute gilt Crane in Nordamerika als einer der bedeutendsten Kurzgeschichtenautoren der 1890er Jahre.