Pool
Der Pool ist ein mystischer Ort in Boo'ya Mond, der Parallelwelt in Stephen Kings Roman Love.
Jahrelang dachte Lisey Landon, ihr Mann, der berühmte Schriftsteller Scott Landon, verwende das Bild vom Pool, um bildlich zu illustrieren, wie es manchen Menschen immer wieder gelingt, genau die richtigen Worte zu treffen: Sie gehen zum Sprach-Pool und fischen sich ganz besondere Brocken heraus; ein Schriftsteller wagt es sogar, ganze Netzladungen an Land zu ziehen.
Schließlich aber findet Lisey heraus, dass es den Pool in der Tat gibt – er liegt in Boo'ya Mond, jener Welt, die Scott aufsuchen kann und in die er sie schon einmal mitgenommen hat. Lisey weiß, wie man zum Pool kommt: Vom Sweetheart-Hügel aus muss man zu jenem Baum, an dem die Glocke hängt, die Scott dort angebracht hat; weiter geht's eine Senke entlang in den "Märchenwald" (wo des Nachts die Lacher zum Vorschein kommen), vorbei an einem grauen Felsen. Und dann wird man völlig überwältigt vom Anblick des vor einem liegenden Pools.
Er hat die Form eines weiblichen Beckens und ist von einem weißen Sandstrand umgeben. Links ragt eine gewaltige Wand gen Himmel, eine Wand, in die hunderte Bänke eingelassen sind, auf denen Liseys Schätzungen zufolge etwa zweitausend Menschen Platz finden würden; doch bei ihrem ersten Besuch sitzen dort nur etwa 50, bei einem späteren Aufenthalt ca. 200 Menschen. Die meisten von ihnen gehören zu den Verhüllten, unerklärliche Gestalten, die komplett in Schleier gehüllt sind, die an Leichentücher erinnern; wieder andere starren einfach nur wie katatonisch auf das Wasser herab. Überall herrscht Schweigen, und wann immer Lisey dieses bricht, wird sie von den Fremden wie in einer Bibliothek ermahnt.
Das Wasser des Pools ist beinahe heiß, doch wenn man davon trinkt, ist es in Mund und Magen kühl und erfrischend. Dieses Wasser hat heilende Kräfte – Scott kam oft allein oder mit seinem Bruder Paul hierher, um sich zu heilen, meist nach den Blut-Bools ihres Vaters Andrew; Scott quält sich auch nach dem Attentat von Gerd Allen Cole hierher, was für seine rasante Genesung verantwortlich ist. Lisey selbst beschleunigt durch ein Bad im Pool ihre Heilung nach der Folter durch Jim Dooley. Bei jedem Besuch am Pool sieht Lisey Menschen, die sich mit dessen Wasser reinigen; einmal ist es ein schwerverletzter Mann, der laut Scott eben einen Autounfall hatte.
Die Atmosphäre am Pool ist stets von einer Art ergriffener Traurigkeit geprägt, außerdem kann der Pool einen leicht in seinen Bann schlagen und hypnotisieren – als Lisey ihn von einer der Steinbänke aus betrachtet, vergeht in einem scheinbaren Wimpernschlag fast eine halbe Stunde. Der Pool schafft es, jeden zu faszinieren und sieht für jeden Besucher ein wenig anders aus. Amanda Debusher, Liseys Schwester, sieht auf dessen Wasser zum Beispiel stets das fiktive Piratenschiff Stockrosen vor Anker liegen.
Anmerkung: In seinem Nachwort zu Love schreibt King:
Es gibt tatsächlich einen Pool, zu dem wir – und mit wir meine ich in diesem Fall die große Gemeinschaft von Lesern und Schriftstellern – hinuntergehen, um zu trinken und unsere Netze auszuwerfen. (...) Ich bin den dorthin führenden Weg (...) oft gegangen und kann mir keinen besseren Ort vorstellen, um meine Tage zu verbringen; das Wasser ist weiterhin süß, und die Fische schwimmen noch. | ||
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