Mr. Mercedes: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. Mai 2016, 23:20 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Andreas (4 / 5)
Oha! Pünktlich um Mitternacht geladen und keine acht Stunden später durchgelesen. Ein gutes Zeichen? Definitiv! Stephen King begibt sich in etwas ungewohnte Gefilde und macht dabei keine schlechtere Figur als die meisten seiner Mitstreiter.
Doch der Reihe nach. Wir befinden uns zusammen mit den beiden Hauptcharakteren inmitten der US-Amerikanischen Rezession der Jahre 2009 und 2010. Bill Hodges ist ein Excop mit einer Exfrau in einer stinklangweiligen Nachbarschaft die man scheinbar nur in einem Sarg oder durch die Flucht an Unis außerhalb des Bundesstaates verlassen kann.
Brady Hartsfield dagegen verkörpert den seit Thomas Harris bekannt gewordenen Begriff des Soziopathen. Er hasst seine Umgebung innerlich, ist aber nach außen hin zu jedem freundlich und zuvorkommend. Ein typischer Irrer, wie man es aus Filmen und anderen Büchern kennt. Er fühlt sich am Anfang der Geschichte so überlegen, dass er versucht, einen renomierten Polizeibeamten in den Suizid zu treiben.
Was folgt ist ein typischer Kingroman nur ohne Horror. King schafft es einen weitestgehend kontinuierlichen Spannungsbogen aufzubauen und die Geschwindigkeit von Kapitel zu Kapitel anzuheben. Natürlich kommt es zu der beworbenen Hetzjagd und zu dem einen oder anderen Schwenker. Doch am Ende des Tages wird eine Frage beantwortet werden müssen: Kann der übergewichtige Rentner den smarten Irren aufhalten, bevor dieser einen noch größeren Anschlag durchführen kann, oder nicht?
In meinen Augen funktionieren folgende Elemente in der Geschichte wunderbar: Zum einen kennen wir die echten Namen der Protagonisten sehr früh. Hodges aber ist bis fast zum Schluss im Unklaren, wer der Mercedes-Killer ist. Zusätzlich stellt King auch uns Leser eine Stufe über den Detective im Ruhestand. So zum Beispiel als er den Eiswagen kurz nach Beginn an seinem Fenster vorbeifahren lässt. Ebenjener Eiswagen ist zumindest auf dem US-Cover prominent vertreten.
Außerdem ist man Teil von mehreren Veränderungen innerhalb der Handlung. Die eigentliche Verbrecherjagd bildet den Rahmen für körperlichen wie geistigen Wandel bei mehreren Charakteren. Das, was King so speziell macht, fabriziert er hier ohne den übernatürlichen Zwang zur Wandlung.
Leider gibt es hier und da aber leichte Abzüge: King ist so sehr in der Welt gefangen, dass es scheinbar kaum einen normalen Menschen gibt, der für die Handlung wirklich wichtig ist. Die Verbindung, die ich normalerweise zu seinen Charakteren aufbaue, sind hier nur sehr beschwerlich vonstatten gegangen. Hodges durchlebt seine 'Reaktivierung' zu rasant, Hartfield dagegen wirkt wie ein zweifelhafter Versuch, Jamie Gumb und Hannibal Lecter aus 'Das Schweigen der Lämmer' zu vereinen. Ein guter Versuch, aber leider nicht ohne Fehl und Tadel.
Darüber hinaus begeht King ein paar Fehler, die erklären, warum Hollywood gern einen Film daraus machen würde. Momente, die mich an den Fähigkeiten der Polizei zweifeln lassen und daran, was Menschen überhaupt möglich ist.
Dennoch ein sehr guter Roman. King übertrifft den gängigen Thriller-Schriftsteller, weil er es schafft, seine Geschichte einigermaßen glaubhaft in unserer aktuellen Zeit spielen zu lassen. Die Depression der Wirtschaft überträgt sich bei ihm auch in die Köpfe ihrer Opfer, egal ob Täter, Opfer oder Gesetzeshüter.
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Croaton (4 / 5)
Es war eine Freude, sowohl den "Merckiller" als auch seine Gegenspieler kennenzulernen. Mit Brady Hartsfield gelingt King ein Gänsehaut-Soziopath, vor allen Dingen durch die mehr als gruselige Beziehung zu seiner Mutter und - ebenso erschütternd - zu seinem Bruder. So ist Brady für mich eine Verschmelzung zweier Normans geworden, dem Muttersöhnchen Norman Bates aus Psycho und Kings früherem Soziopathen Norman Daniels (aus Das Bild), der ebenfalls als im Rollstuhl sitzender Behinderter in die Schlacht zieht. (Ich frage mich ernsthaft, ob es Zufall ist, dass Bradys Vater tatsächlich ausgerechnet Norman heißt ...)
Der Roman wartet mit unvorhersehbaren Wendungen und Schockmomenten auf und ist immer dann am stärksten, wenn Bill Hodges seinen ihm lange unbekannten Feind analysiert und auf Under Debbie's Blue Umbrella zur Weißglut bringt. Auch der Showdown beim Konzert ist spannend geschrieben, und ich mag die unorthodoxe aber effiziente Weise, in der Holly Gibney am Ende die Bombe entschärfen kann.
Einen Kritikpunkt habe ich dennoch: Wenn man bedenkt, wie zentral am Schluss die Figur eben dieser Holly ist, ist es schon verwunderlich, wie lieblos sie eingeführt wird. Plötzlich ist sie irgendwann da, wird unvermittelt immer wichtiger, am Ende sogar die Heldin schlechthin. Das ist handwerklich schlampig; zumindest in der Überarbeitung hätte King dafür Sorge tragen sollen, Hollys Weg in die Geschichte geschickter zu ebnen, und eine interessante Figur ist sie ja allemal.
Fazit: Ein solider Krimi, der im Vergleich mit dem Krimi-Standard heutzutage 5 Punkte verdient hätte, sich aber bei King mit King messen muss und da natürlich mit seinen großen Werken nicht mithalten kann.
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