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Finderlohn: Inhaltsangabe (Teil I): Unterschied zwischen den Versionen

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Die hier vorgenommenen Übersetzungen sind Laienübersetzungen und werden mit der Erscheinung der deutschen Übersetzung überarbeitet.
 
 
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Version vom 10. September 2015, 18:58 Uhr

Stephen Kings Roman Finderlohn ist in drei Teile und einen Epilog unterteilt. Der erste Teil ist in Jahreszahlen, die beiden anderen Teile in nummerierte Unterkapitel gegliedert.

Das deutsche Cover
Zu Teil II der Inhaltsangabe geht es hier entlang.

Teil 1: Der Verborgene Schatz

1978

"Aufwachen, Sie Genie!"
Der 79-jährige John Rothstein wird mitten in der Nacht unsanft geweckt: Da sind Männer in seinem Schlafzimmer, drei Männer mit verschiedenfarbenen Skimasken. Rothstein ist sich sofort des Albtraums bewusst, in dem er gefangen ist - auf einer Farm acht Kilometer entfernt von der Stadt, im eigenen Haus von Fremden überfallen. Nur ein Gutes kann er der Situation abgewinnen: Da sie Masken tragen, wollen sie ihn nicht umbringen. Wahrscheinlich.
Rothstein, ein zurückgezogen lebender, einst berühmter Schriftsteller, ist reich, sodass er den Unbekannten sofort Geld anbietet, damit sie ihn verschonen. Nur eins darf nicht passieren: dass sie seine Notizbücher mitnehmen ... aber wieso sollten sie? Die Herren Gelb und Blau führen ihn in sein Wohnzimmer, zwingen ihn in seinen Fernsehsessel, während Herr Rot bereits das Zimmer auf den Kopf stellt. Mr. Gelb ist der Boss, das wird Rothstein gleich klar, er ist auch derjenige, der darauf besteht, dass man Rücksicht nimmt auf die Gebrechlichkeit des alten Mannes. Wieder bietet Rothstein ihm Geld an, doch Mr. Gelb tut das ab; sie sind auf der Suche nach mehr als dem Bargeld, das der Greis im Geldbeutel oder in einer Teekanne versteckt hat.
Und Bingo: Mr. Rot findet den Safe. Den Safe mit den Notizbüchern. Rothstein ist nicht stark genug, um den Code geheimzuhalten und ist beunruhigt, als Mr. Gelb diesen als seinen Geburtstag erkennt. Die anderen sind vielleicht des Geldes wegen hier ... aber Mr. Gelb?
Der Safe ist voll mit Geldscheinen, da Rothstein Kreditkarten immer schon verabscheute. Knapp 30.000 Dollar, wie Rothstein sehr wohl weiß. Und im Safe sind die Notizbücher, von deren Existenz Mr. Gelb zu Rothsteins Entsetzen sehr wohl weiß; es könnte nicht klarer sein, dass er genau deswegen hier ist. Handgeschriebene Notizen, nichts reif für eine Veröffentlichung, doch Mr. Gelb glaubt, dass Rothstein gar nicht plant, es je zu publizieren. Mr. Gelb kennt sich aus: Rothstein hat mit der "Jimmy Gold Trilogie" ein Vermögen verdient, die drei Bücher werden sogar regelmäßig an Universitäten unterrichtet.
Rothstein fleht, sie mögen ihm die Notizbücher lassen, doch er rechnet nicht mit der Reaktion von Mr. Gelb. Der will wissen, warum er Jimmy Gold nicht in Ruhe lassen konnte. Was meint er damit? Dass Rothstein nach Der Läufer keine Fortsetzungen mehr hätte schreiben sollen, die Mr. Gelb wohl für misslungen hielt? Mr. Gelb bestätigt dies, zumindest halbwegs: Teil 2, Der Läufer im Einsatz, war ja noch okay, doch Teil 3, Der Läufer setzt sich zur Ruhe, war völlig daneben. Hier nämlich wird Jimmy Gold zu einem Durchschnittstyp degradiert, der sein Geld mit Werbung verdient. Rothstein ist schockiert, als Mr. Gelb nach seiner Anklage die Maske abnimmt. Vor ihm steht ein Rothaariger mit grünen Augen, heller Haut und blutroten Lippen.
Rothstein will den Verrückten besänftigen, will ihm sagen, dass Jimmy Gold in den zwei komplette Romane umfassenden Notizbüchern genau diesem Alltagsleben wieder abschwört, doch Mr. Gelb will nichts hören, zieht stattdessen eine Pistole aus der Jackentasche. Zu seiner eigenen Überraschung wird Rothstein daraufhin zornig, beschimpft den Eindringling, der sich mit seinen knapp über 20 Lenzen zum Literaturkritiker aufschwingt. Jähzorn war immer schon Rothsteins größte Schwäche, und nun nimmt er Fahrt auf: Wie dumm Mr. Gelb sei, ein Idiot, der das, war er gerade gestohlen hat, niemals würde verkaufen können. Rothstein hat keine Angst vor dem Tod, im Gegenteil hat er eher Angst vor den Gefahren des Alters, sodass er Mr. Gelb sogar noch anstachelt: Er sei eine Schande für die gesamte Leserschaft da draußen. Als Herr Gelb ihn letztmalig warnt, ruhig zu sein, erwidert Rothstein: "Ich scheiß auf Ihre Warnung! Erschießen Sie mich oder verschwinden Sie aus meinem Haus."
Mr. Gelb erschießt ihn.

2009

Tom Saubers macht sich bereit für eine lange Nacht: Er will so früh wie möglich am Auditorium sein, denn der Bürgermeister hat eigenen Angaben zufolge mindestens 1.000 Arbeitsplätze zu vergeben. Diese Jobbörse ist für Tom, der im Finanzcrash seinen Job als Makler verloren hat, immens wichtig, doch seine Frau Linda hat nur Spott dafür übrig, dass er bereits um Mitternacht dort sein will. Es kommt zum Streit, den die Kinder Tina und Peter besorgt beobachten. Doch Tom geht seinen Weg: Zusammen mit seinem ebenfalls arbeitslosen Freund Todd Paine fährt er zum Jobcenter.
Dort hat sich bereits eine lange Schlange gebildet, die Tom mit grimmiger Genugtuung für seine Frau fotografiert - er hatte also Recht behalten mit seiner Eile. Dann beginnt eine lange Nacht des Wartens, die vor allem Todd - gelegentlich aber auch Tom - mit gutem Whiskey zu verkürzen sucht. In der Schlange beobachtet Tom mitleidserfühlt eine junge Frau, die ihr Baby dabei hat und einen Mann, der sich um sie kümmert. Ob die beiden wohl verheiratet sind? [1]
Eine kalte, unbequeme Nacht neigt sich dem Ende entgegen, als plötzlich Aufregung in die Menge kommt: Ein grauer Mercedes rast ungebremst auf die wartende Menge zu, die sofort in Panik gerät. Tom geht im Gedränge zu Boden, sieht, wie der Wagen die Frau, das Baby und den Mann überrollt, bevor es ihm quer über die Hüfte fährt.
48 Stunden später erwacht er im Krankenhaus, wo seine Frau schon an seinem Bett sitzt. Sie muss ihm mitteilen, dass Todd im Koma liegt und Tom sich sehr viele Knochenbrüche zugezogen hat - es wird wohl noch lange dauern, bis er wieder gehen können wird.

1978

Mr. Gelb, alias Morris Bellamy, hat seine Komplizen mit der Ermordung des Schriftstellers vor den Kopf gestoßen: Während Curtis Rogers sich beim Anblick der schädellosen Leiche die Därme herauskotzt, stellt Freddy Dow Morris zur Rede - dieser Mord war so nicht abgesprochen. Morris rechtfertigt sich damit, dass die Notizbücher somit noch viel wertvoller seien, verheimlicht aber, dass Rothstein ihn einfach bis aufs Blut gereizt hatte, was er ihm nicht hatte durchgehen lassen können.
Morris, der schon einige Zeit gesessen hat, weiß sehr wohl, dass er sich seiner stupiden Partner entledigen muss und will dies bereits beim ersten Rastplatz hinter sich bringen. Freddy richtet er ohne viel Aufhebens auf der Herrentoilette per Kopfschuss hin, Curtis wird zu einem Problem: Ein Bauchschuss reicht nicht, dann ist der Revolver zu leicht, um ihn damit zu erschlagen ... schließlich überrollt Morris den Kopf des am Boden Kriechenden mit dem Fluchtauto.
Einige Meilen vom Tatort entfernt wäscht Morris den Wagen in einer Waschstraße gründlichst und kehrt mit seinem aus vielen Notizbüchern bestehenden Schatz nach Hause zurück.

2010

Die Streitereien im Hause Saubers werden immer schlimmer, was vor allem Sohn Pete mit immer größerer Sorge beobachtet. Seit dem schrecklichen Unfall seines Vaters ist es mit der Familie bergab gegangen: Sie mussten in ein ärmlicheres Viertel umziehen, als Petes Mutter ihren Job als Lehrerin verlor. Sie arbeitet nun Teilzeit in einer Bibliothek; Dad muss an Krücken gehen und ist seit dem Unfall arbeitslos. An jenem Tag, an dem Petes Leben eine unerwartete Wendung nimmt, werden seine Eltern so laut, dass er es nicht mehr aushält und unbeobachtet Reißaus nimmt. Er geht zum Fluss, um sich mit dem unbequemen Thema einer möglichen Scheidung auseinanderzusetzen.
Doch etwas lenkt ihn ab. Aufgrund des Tauwetters ist ein Stück Böschung unterhalb eines Baums weggerutscht - und in dem so entstandenen Loch macht Pete eine erstaunliche Entdeckung: Jemand hat dort einen alten Lederkoffer vergraben. Pete ist sofort überzeugt, wie in einem Buch oder einem Film einen Schatz gefunden zu haben; was sonst sollte man in einem Koffer verstecken wollen? Notdürftig stopft er wieder das Loch, um am nächsten Tag besser ausgerüstet zurückzukehren. Es gelingt ihm nun, den Koffer aus dem Loch zu befreien, und als er ihn problemlos öffnen kann, traut er seinen Augen nicht: Der Koffer ist voller Notizbücher und Umschläge mit 100-Dollar-Scheinen.
Er weiß, dass er wahrscheinlich gerade eine der wichtigsten Entdeckungen seines Lebens gemacht hat und geht bedächtig vor. Das Geld nimmt er mit und versteckt es vorübergehend in seinem Zimmer, die Notizbücher wandern im Koffer zurück in das Loch unter dem Baum. Erst unter der Dusche hat Pete eine Idee ...

1978

Alles läuft schief für Morris Bellamy. Als er sich mit seinem besten (und einzigen) Freund Andy Halliday trifft, mit dem zusammen er den Rothstein-Coup plante, reagiert der bei seinem Anblick panisch, erst recht, als Morris ihm eines der ergaunerten Notizbücher präsentiert. Denn Rothsteins Ermordung ist schon publik, die Polizei ist schon auf der Suche nach eben jenen Notizbüchern. Und dann streitet Andy, der als Verkäufer in einem Buchladen behauptete, die nötigen Beziehungen zu haben, um Rothsteins Notizbücher zu verschachern, auch noch rundweg ab, dass er das Stehlen jener Bücher je ernsthaft in Betracht gezogen hätte - das war doch nur dummes Gerede! Und Morris war dumm genug, es tatsächlich zu tun! Und auch noch seine Komplizen zu ermorden, obwohl doch jeder wusste, dass die drei zusammen auf denselben Baustellen gearbeitet hatten!
Andy weiß, dass Morris nur eines bleibt: Er muss die Notizbücher schnellstmöglich verstecken, da die Polizei ihm jede Minute auflauern könnte. Zähneknirschend und obwohl alles in ihm danach drängt, endlich Rothsteins Aufzeichnungen zu lesen, folgt Morris Andys Rat und vergräbt seinen Schatz in einem Lederkoffer unter einem Baum. Niedergeschlagen, aber sicher, dass dies nur eine vorübergehende Notlösung ist, kehrt Morris in sein Elternhaus zurück - genau das Haus, in das 2010 eine gewisse Familie Saubers einziehen wird.

2010

Etwa eine Woche nach Petes Entdeckung des Schatzkoffers erhält die Familie Saubers einen mysteriösen, ordentlich an sie adressierten Umschlag. Er ist randvoll mit Dollarscheinen, enthält insgesamt 500 Dollar. Die Saubers sind wie verzaubert - vor allen Dingen, als ein solcher Umschlag von nun an monatlich seinen Weg in ihren Briefkasten findet. Zwar hinterfragen sie die Herkunft der Umschläge immer wieder, sind aber zu dankbar für das Geld, um mit ihrem Geheimnis an die Öffentlichkeit zu gehen. So geht es wieder aufwärts mit Petes Eltern und der ganzen Familie, der das Schicksal hold scheint: Der Irre, der den Mercedes in die Menge fuhr, wird verhaftet, Tom findet sogar wieder einen Job, bei dem er von zu Hause arbeiten kann, selbst Petes sonst so tratschige Schwester Tina erzählt niemandem etwas von ihrem geheimnisvollen Gönner. Pete agiert wie ein Profiverbrecher, denn nie erwischt ihn jemand dabei, wie er die Geldscheine von verschiedenen Briefkästen aus verschickt.
Es wird jedoch August, bis Pete eine Gelegenheit findet, die Notizbücher zu bergen. Er transportiert sie in Koffern nach Hause und vergräbt den ursprünglichen Koffer wieder unter dem Baum. Er versteckt die Notizbücher auf dem Dachboden und begreift, dass er hier mehrere, handschriftlich gefertigte Romane vor sich hat - das Buch, das er wahllos auswählt, beginnt mit der Seitenzahl 482. In dem kurzen Auszug, den er liest, fällt der Name Jimmy Gold, der ihm entfernt bekannt vorkommt. Er nimmt sich vor, den Namen bald einmal zu googlen.

1978

Morris Bellamy erwacht mit einem monströsen Kater - und in einer Gefängniszelle. Was um Himmels willen hat er angestellt? Hat er etwa im Vollsuff mit der Ermordung Rothsteins geprahlt? Hat man die Spuren der drei Morde doch schon zu ihm zurückverfolgt? Woher kommen die Kratzwunden an seinem Gesicht? Er begreift nichts, bis ein ihm zugeteilter Anwalt namens Elmer Cafferty ihn aufklärt: Er hat eine Kellnerin in einer Nebenstraße vergewaltigt und sich dann auch noch brutal der Verhaftung wiedersetzt. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe; sollte er sich reuig und geständig zeigen, könnte er mit 25 Jahren davonkommen.
Morris zeigt sich reuig und geständig. Und bekommt dennoch lebenslänglich.

2013 - 2014

Pete ist in der zehnten Klasse der High School, als sein Entschluss fällt, dass er einmal Literatur studieren will - maßgeblich verantwortlich für dieses Vorhaben sind die Notizbücher, die ihn zu einem glühenden Fan von John Rothstein gemacht haben. Das letzte Buch über Jimmy Gold, "Der Läufer zeigt Flagge", ist das beste Buch, das er jemals gelesen hat. Auch sein Englischlehrer Mr. Ricker ist eine echte Inspiration und bewertet einen Aufsatz Petes über Rothstein mit einer 1+.
Und dennoch läuft nicht alles rund: Das Geld aus dem Schatzkoffer geht allmählich dem Ende entgegen, und im September 2013 schickt er den letzten Umschlag ab, versehen mit einer einzigen Zeile: "Der letzte Rest. Tut mir leid, mehr ist nicht da." Den Saubers stehen wieder schwere Zeiten bevor, da ein harter Winter ihre Heizkosten unerwartet ansteigen lässt und Tinas Pläne, Chapel Ridge (eine höhere Schule) zu besuchen, wohl aus finanziellen Gründen zum Scheitern verurteilt sind.
Währenddessen lasten Rothsteins Notizbücher auf Petes Gewissen. Sollte er sie verkaufen? Er hat viel zu viel Angst davor, dass er dann eines Verbrechens bezichtigt werden könnte. Soll er sie anonym spenden? Doch er braucht das Geld! Er hat eine Idee und verwickelt seinen Englischlehrer Mr. Ricker in ein Gespräch über wertvolle Erstausgaben bekannter Bücher und wo man diese am besten losbekommen könnte. Dabei warnt ihn Mr. Ricker vor allem vor einem gewissen Andy Halliday (einst Morris Bellamys bester Freund), der auch schon einmal Hehlerware verschacherte. Somit wird eben jener Halliday für Pete zu einem potentiellen Ansprechpartner für die Notizbücher.
Eines Abends überrascht ihn seine Schwester Tina in mehrfacher Hinsicht. Zum einen fragt sie ihn rundheraus, ob er derjenige war, der die ganze Zeit das Geld an seine eigene Familie schickte. Pete leugnet das vehement, und obwohl Tina nachgibt, spürt er, dass sie ihm nicht glaubt. Weiterhin berichtet sie, dass eine gute Freundin von vor dem Umzug, Barbara Robinson, es an die Schule Chapel Ridge geschafft hat, auf die Tina einst ebenfalls so gerne gehen würde. Im Zuge dieses Gesprächs enthüllt sie ein Geheimnis: Eben jene Barbara fragte sie einst, ob sie nicht mitgehen wollte auf ein Konzert der Boyband 'Round Here, zu genau dem Konzert, auf das der Mercedes-Killer einen grauenhaften Anschlag plante und bei dem er - unter anderem unter Mithilfe von Barbaras Bruder Jerome - dingfest gemacht wurde.
Nicht lange nach diesem Gespräch macht Pete den größten Fehler seines Lebens.

1979 - 2014

Morris' erste Wochen im Gefängnis sind ein Albtraum, da er immer wieder aufs Brutalste vergewaltigt wird. Er gilt als Bücherwurm und Weichei, Gerüchte über seine überdurchschnittlichen Literaturkenntnisse machen die Runde - und das wird sein Rettungsanker. Eines Tages nämlich hilft er einem Knastbruder mit einem flammenden Liebesbrief an seine Frau aus einer Ehekrise ... und von da an ist Morris' Schreibtalent sehr gefragt, was auch dazu führt, dass er von genügend Leuten beschützt wird, um die Zeit der Vergewaltigungen hinter sich zu lassen.
Er hat viel Zeit, über sein Leben zu reflektieren, das sich ihm als ein einziger langer, sarkastischer Witz darstellt. Der Vater, der mit den Ersparnissen abhaute, die bücherbegeisterte Mutter, die für eine literarische Abhandlung beinahe den Pulitzer-Preis gewonnen hätte, dann aber doch in der Mittelmäßigkeit dahin siechte, der überdurchschnittlich begabte Morris, der sein Leben nicht in den Griff bekommt. Es war seine Englischlehrerin Mrs. Todd, die ihn einst auf John Rothstein aufmerksam machte, was eine flammende Leidenschaft in ihm auslöste. Zumindest bis er den dritten Teil rund um Jimmy Gold las, der in jenem vermeintlich letzten Band zu einem Jedermann verkommt. Es war ein Streit mit seiner Mutter über genau dieses Buch, der in einer Katastrophe endete. Nur weil sie den letzten Teil der Trilogie für den besten hielt, flippte Morris völlig aus, stürmte aus dem Haus, betrank sich sinnlos und beging einen Einbruch, der ihn erstmals hinter Gittern brachte. Von da an ging es mit ihm bergab, spätestens, als sein Freund Andy Halliday ihm gegenüber erstmals jene mystischen Notizbücher Rothsteins erwähnte ...
Im zuverlässigen 5-Jahres-Takt wird Morris' Bewährung abgelehnt, da immer wieder sein Opfer, Cora Ann Hooper, vor dem Komitee aussagt und behauptet, dass sie noch immer unter den Folgen der Vergewaltigung leide. Morris beißt sich durch, genießt aufgrund seiner Popularität und seiner guten Führung bald die Vorzüge einer Einzelzelle und hat etwas, wofür es sich zu leben lohnt: den ledernen Koffer unter dem Baum.
Es dauert bis 2014, bis Cora Ann Hooper plötzlich alles widerruft: Sie ist an Krebs erkrankt und will Morris die Freiheit gewähren, der sich unvermittelt im Alter von 59 Jahren auf freien Fuß gesetzt sieht.
Sein einziger Gedanke gilt den versteckten Notizbüchern, die er nun endlich wieder an sich nehmen will.

Teil 2: Alte Kumpel

Kapitel 1 bis 7

(Von hier an wechselt das Erzähltempus ins Präsens.)
Kermit William "Bill" Hodges ist auf dem Weg zu einem kleinen Flughafen, wo er seinen nächsten Fall zu beenden gedenkt. Der Ex-Polizist, der vor vier Jahren den Mercedes Killer zur Strecke gebracht hat, hat mittlerweile eine eigene kleine Agentur namens "Finders Keepers" gegründet und wird von seiner einzigen Mitarbeiterin Holly Gibney per Telefon darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Mann, wegen dem Hodges hierher unterwegs ist, wohl pünktlich landen wird. Sie informiert ihn auch darüber, dass Barbara Robinson versuchte, ihn zu erreichen, was ihn ein wenig beunruhigt; was will der Teenager, der zusammen mit ihm und Holly in den Fall rund um den Mercedes Killer verstrickt war, wohl von ihm?
Aber immerhin ist seine Beute, Mr. Oliver Madden, tatsächlich rechtzeitig gelandet. In einem gestohlenen Flugzeug - der rechtmäßige Besitzer dieses Flugzeugs ist Hodges' Auftraggeber. Und Oliver Madden ist nicht nur ein Flugzeugdieb - er wird wegen mehrfachen Betrugs sogar vom FBI gesucht.
Es gelingt Hodges, den schwerreichen Gangster zu überwältigen und so einzuschüchtern, dass er verspricht, das von Hodges organisierte Flugzeug nach L.A. zu nehmen und seine Geschäfte, die er ursprünglich in Hodges' Stadt abwickeln wollte, ruhen zu lassen. Nach diesem Coup fehlt nur noch eins: ein kleiner Tipp an Hodges' Ex-Partner Pete Huntley, der den bösen Buben schließlich ganz offiziell am Flughafen festnehmen kann.
Morris Bellamys erste Wochen in Freiheit sind nicht einfach, da er unter konstanter Überwachung seines Bewährungshelfers Ellis McFarland steht, der ihm durchaus auch einmal zwei Überraschungsbesuche am selben Tag abstattet. Eines Abends aber ist die Anspannung in Morris zu groß und er fährt hinaus zu seinem Versteck. Er weiß aus dem Internet, dass sein Elternhaus nun von einer Familie Saubers bewohnt wird und dass die Gegend rund um dieses Haus kaum Veränderungen erfahren hat; dennoch muss er sicher gehen, dass sein Koffer noch da ist. Er pirscht sich zu jenem Baum vor und fängt an, mit den Händen zu graben, bis er den Koffer unter den Fingern spürt. Vor Erleichterung fast weinend stopft er das Erdloch wieder zu. Der Koffer ist noch da, das muss ihm vorerst reichen, mehr kann er noch nicht tun, denn er hat zu große Angst vor dem Gefängnis, um gegen irgendwelche Auflagen zu verstoßen.
Pünktlich erscheint er deshalb täglich zu der ihm zugewiesenen Arbeitsstelle, ist ein vorbildlicher Mitbürger - doch hat er es sich auch zur Gewohnheit gemacht, seinen guten alten Freund Andy Halliday zu beobachten. Der ist fett, reich und selbstgefällig geworden, und Morris erfüllt tiefer Hass auf ihn, da es ein Streit mit Andy war, der Morris letztendlich in die Arme des Alkohols und somit zu der Vergewaltigung trieb. Er wird seinen alten Kumpel nur beobachten. Mehr nicht.

Kapitel 8 bis 12

Andrew Halliday - Andy für Morris, doch mittlerweile eher als Drew bekannt - traut seinen Augen nicht, als ein Junge seinen Buchladen betrifft. Nicht nur, dass der durch eine lächerliche Verkleidung versucht, älter auszusehen und sich als James Hawkins vorstellt (Drew ist bibliophil und erkennt den Namen sofort aus Die Schatzinsel) ... er behauptet auch noch, im Besitz von Notizbüchern des Schriftstellers John Rothstein zu sein. Der Junge präsentiert ihm einen veröffentlichten, handschriftlich verfassten Brief Rothsteins und eine kopierte Seite aus einem jener Notizbücher, um zu beweisen, dass es sich um dieselbe Handschrift handelt. Drew, der natürlich von der Existenz jener Notizbücher weiß, glaubt ihm sofort, versucht aber, sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
"Hawkins" behauptet, ihm seien sechs solche Notizbücher voller Gedichte von einem ahnungslosen Onkel geschenkt worden und will mit Drew einen Preis aushandeln, doch Drew, der den Jungen unter dem Vorwand fortschickt, er brauche Zeit, sich darüber Gedanken zu machen und die Echtheit der Handschrift zu verifizieren, ist dem Dreikäsehoch mehrere Schritte voraus. Hawkins hatte seine Fotokopie zwischen den Seiten eines Bibliotheksbuch mit einem für Drew bekannten Sticker verstaut, ein Sticker, der nur für Bücher vorgesehen war, die eigentlich nicht entliehen werden durften - außer von Bibliotheksmitarbeitern. Drew surft keine fünf Minuten im Internet und Bingo: James Hawkins ist ein High School Schüler namens Peter Saubers, der in der örtlichen Bibliothek aushilft.
Und es wird noch interessanter: Die Saubers wohnen in Morris' ehemaligem Elternhaus ... zweifellos hat Pete die Notizbücher dort gefunden, wo Morris - der, davon ist Drew fest überzeugt, noch immer hinter Gittern ist - sie versteckte. Pete hat nicht nur sechs. Er hat sie alle. Und hatte Morris nicht auch Geld erbeutet? Sicherlich hatte Pete auch das gefunden, denn irgendwie schaffte es die Familie Saubers, sich über Wasser zu halten, selbst nachdem Vater Tom von dem Mercedes Killer übel mitgespielt wurde. Ah, der Segen des Internets; schon hat Drew James Hawkins im Netz.
Denn als dieser das nächste Mal seinen Laden betritt, konfrontiert Drew ihn mit allem, was er herausgefunden hat, will ihn dazu zwingen, die Notizbücher freiwillig herauszurücken, bevor Drew die Polizei auf ihn ansetzt. Pete ist zwar völlig entsetzt und sichtlich getroffen, doch zu Drews Verblüffung hat auch der - über seinen Vater, der noch immer im Immobiliengeschäft tätig ist - Nachforschungen angestellt und weiß von der dritten Hypothek auf Drews Buchladen. Drew braucht das Geld für diese Notizbücher und kann es nicht riskieren, dass sie der Polizei in die Hände fallen.
So kommt es zu einem kurzfristen Waffenstillstand, als sie ihre Verhandlungen vertagen. Doch Drew ist zuversichtlich: Er hat das Glühen hinter Peters Augen gesehen, das er bereits von Morris kannte. Pete ist ein Besessener - und das wird Drew zu seinem Vorteil zu nutzen wissen.

Anmerkungen

  1. Hierbei handelt es sich um Janice Cray mit ihrem Baby Patricia und Augie Odenkirk - beider Schicksal wird im Eröffnungskapitel von Mr. Mercedes geschildert.
Zu Teil II der Inhaltsangabe.
V E Artikel zu Finderlohn
RomanMr. Mercedes TrilogieInhaltsangabeRezensionenSerienprojekt • Coverpage
Charaktere: Holly GibneyPete SaubersMorris BellamyBill HodgesPete HuntleyJohn RothsteinJerome RobinsonAndrew Halliday

Schauplätze: AuditoriumHallidays Antiquariat
Sonstiges: Opfer des Mercedes-KillersFinders Keepers (Agentur)Fortsetzungen (Romane)Rothsteins Werke