Mister Sahneschnitte: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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Die volle Punktzahl hat die Kurzgeschichte dann doch nicht verdient. Dazu hätte ich dann doch noch etwas mehr erwartet, denn Franklin wirkt - bevor er seine Geschichte erzählt - eher wie der typische Cliché-Schwule, wie er in romantischen Komödien vorkommt. Aber alles in Allem gefällt sie mir. | Die volle Punktzahl hat die Kurzgeschichte dann doch nicht verdient. Dazu hätte ich dann doch noch etwas mehr erwartet, denn Franklin wirkt - bevor er seine Geschichte erzählt - eher wie der typische Cliché-Schwule, wie er in romantischen Komödien vorkommt. Aber alles in Allem gefällt sie mir. | ||
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+ | Wieder mal nimmt uns King mit ins Altersheim, wieder mal erzählt ein alter Mann von seinen wilden Jahren und wieder mal dreht sich alles um geheimnisvolle Todesvorahnungen. Das sind alles Konzepte, die in früheren Kurzgeschichten schon funktioniert haben - aber bei ''Mister Sahneschnitte'' klappt das ganze für mich irgendwie nicht. Und ich habe selbst eine ganze Weile überlegen müssen, woran das liegen könnte. | ||
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+ | Das "Sahneschnitte"-Konzept macht es schon mal schwierig einen echten Konflikt - oder gar Spannung - aufkommen zu lassen. Schon mal ein wichtiger Unterschied zu thematisch ähnlich gelagerten Storys wie ''Ein Gesicht in der Menge''. Die Grundlage ist ziemlich die gleiche - in beiden Fällen werden alte Männer in ihren letzten Tagen von Personen ihrer Vergangenheit heimgesucht, die sie aus dem Leben begleiten. Aber während Dean Evers zumindest versucht gegen die seltsamen Visionen anzukämpfen und sich sogar in ein Streitgespräch mit seiner toten Frau verwickeln lässt, nehmen unsere Sahneschnitte-Senioren ihr nahendes Ende geradezu unmenschlich gelassen hin. Dazu passt dass auch ihre Besucher aus der Vergangenheit keine richtigen Charaktere sind, sondern mehr sexy Versionen der Todesfliegen, mit denen sich Dan Torrance in ''Doctor Sleep'' herumschlagen muss. Sie lächeln und zwinkern vertraulich und bereiten unsere Protagonisten gemütlich langsam aufs Sterben vor. Das ist zwar alles nett friedlich und beruhigend, aber nicht wirklich spannend zu lesen. | ||
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+ | Wahrscheinlich ist das mein Hauptproblem mit der Geschichte. - Dass King, der so beinhart realistisch über Alter, Krankheit und Tod schreiben kann, dass es mir sogar mit Mitte 20 einen Schauer durch die Knochen jagt, hier so eine weichgespülte Geschichte präsentiert. Und dabei ab und zu nur haarscharf am Kitsch vorbei schrammt. Unser Erzähler Dave geht bereitwillig ins Heim um seiner Familie nicht zur Last zu fallen und hat sich schon wunderbar eingelebt. Ollie Franklin erzählt als perfekter Senior-Gentleman ohne Ecken und Kanten gemütlich in seinen Sessel gemummelt von der wilden AIDS-Zeit. Und während ihnen sexy Todesengel zulächeln gibt es keine größten Probleme als verlorene Puzzle-Teile. | ||
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+ | Immerhin - die Hintergrundgeschichte rund um die amerikanische Schwulen-Subkultur und die aufflammende AIDS-Panik sind nett beschrieben. King nimmt uns mit auf einen Kurztrip durch die Jahrzehnte von den drögen 50ern hinein in die Schwulenclubs der 80er. Hier blitzt ganz kurz der Horror einer plötzlichen Epidemie durch, die beinahe über Nacht die Szene heimsucht und ohne große Vorwarnung zahllose Opfer fordert. Das ist ein ganz interessanter Kontrast zur dahinplätschernden Gegenwarts-Handlung im Seniorenheim, bleibt aber etwas zu kurz und oberflächlich um einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Außerdem ist es vielleicht ein bisschen bezeichnend dass Ollies Homo-Schwärmerei nicht wirklich für sich stehen darf, sondern gleich durch Daves eindeutig massentauglichere Fantasie der hübschen Rothaarigen im knappen Slip abgefedert wird. | ||
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+ | Fazit: Ewas zu zahme, altersmilde Version des klassischen "Ich sehe tote Menschen"-King-Motivs. | ||
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Aktuelle Version vom 27. Februar 2019, 10:01 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Croaton (3/5)
Stephen Kings Kurzgeschichte Mister Sahneschnitte nimmt Anleihen an The Green Mile, da Ollie Franklin seine Geschichte (wie Paul Edgecombe) in einem Seniorenzentrum erzählt. Das hat mir ganz gut gefallen. Mit der Hauptaussage der Story kann ich allerdings nichts anfangen: Am Ende seines Lebens wird ein Mensch von der Geister-Version der Person heimgesucht, die ihn in seinem Leben am meisten sexuell erregt hat ... Hm, da dürfte Pamela Anderson in den nächsten Jahren ein sehr vielbeschäftigter Geist sein! Das ist im Vergleich zu anderen Todesfantasien Kings eher niveaulos - vielleicht bedarf es mehr Interpretationsarbeit, aber das erscheint mir hier eher als verlorene Liebesmüh (oder Sexmüh?).
Gut gefallen allerdings hat mir die Schilderung der verschiedenen Beziehungen der Charaktere, allen voran Ollies Versuch, der senilen Olga Glukhov mit ihrem Puzzle zu helfen; ihre Reaktion darauf ist so menschlich, wie vielleicht nur King sie überzeugend schildern kann. Insgesamt rangiert die Geschichte bei mir zwischen 2 und 3 Punkten, doch ist sie flüssig genug geschrieben und hat auf einer zwischenmenschlichen Ebene genug zu bieten, um die 3 zu verdienen.
Fazit: Es menschelt sehr, was positiv über die verqueren Sex-Geister hinwegzutrösten vermag.
Andreas (4 / 5)
Mister Yummy ist so eine dieser unscheinbaren Geschichten, wie sie King immer wieder vorbringt. The Green Mile wurde schon erwähnt - nimmt man mal John Coffeys Talent von ihm - aber auch ein paar andere Kurzgeschichten, Alles, was du liebst, wird dir genommen, oder Mein hübsches Pony haben diesen gänzlich unspektakulären Kern, weil es mehr um das Nachdenken geht, als um das Erleben von Schicksalen der Charaktere.
Dabei beschäftigt sich King durchaus mit brenzlichen Themen. Schon im Vorwort warnt er, dass es Gegenstimmen gegeben habe, als er entschied über AIDS und Schwule zu schreiben. Wie könne er nur? Erinnert ein wenig an den Aufstand, nachdem er Der Musterschüler veröffentlichte und eine ähnliche Begründung lieferte. Er beschreibt es aus seiner Sicht, wohl wissend, dass er nicht alles verstehen kann, nicht alle Ängste ausgelebt hat.
Ich kann ebenfalls nicht beurteilen, wie gut die Binnengeschichte von Ollie Franklin ist. Wie realistisch es ist, dass eine Gruppe von Männern im mittleren Alter in den 80er Jahren in den Clubs an der Christopher Street ungestört etwas trinken gehen können. Aber die Idee, dass man kurz vor seinem Ableben seinen größten Schwarm sieht - sie hat etwas romantisches. King vermittelt kein Grauen, sondern eine Art Abschluss. Ganz so als würde man seinen Lieblingssong als letztes Lied hören, bevor der Tanzschuppen zur Nacht schließt. In Kings Geschichte fürchtet sich niemand vor dem Ableben, Ollie nicht und Dave zum Abschluss ebenfalls nicht. Hat etwas beruhigendes.
Die volle Punktzahl hat die Kurzgeschichte dann doch nicht verdient. Dazu hätte ich dann doch noch etwas mehr erwartet, denn Franklin wirkt - bevor er seine Geschichte erzählt - eher wie der typische Cliché-Schwule, wie er in romantischen Komödien vorkommt. Aber alles in Allem gefällt sie mir.
Horaz Klotz (2 / 5)
Wieder mal nimmt uns King mit ins Altersheim, wieder mal erzählt ein alter Mann von seinen wilden Jahren und wieder mal dreht sich alles um geheimnisvolle Todesvorahnungen. Das sind alles Konzepte, die in früheren Kurzgeschichten schon funktioniert haben - aber bei Mister Sahneschnitte klappt das ganze für mich irgendwie nicht. Und ich habe selbst eine ganze Weile überlegen müssen, woran das liegen könnte.
Das "Sahneschnitte"-Konzept macht es schon mal schwierig einen echten Konflikt - oder gar Spannung - aufkommen zu lassen. Schon mal ein wichtiger Unterschied zu thematisch ähnlich gelagerten Storys wie Ein Gesicht in der Menge. Die Grundlage ist ziemlich die gleiche - in beiden Fällen werden alte Männer in ihren letzten Tagen von Personen ihrer Vergangenheit heimgesucht, die sie aus dem Leben begleiten. Aber während Dean Evers zumindest versucht gegen die seltsamen Visionen anzukämpfen und sich sogar in ein Streitgespräch mit seiner toten Frau verwickeln lässt, nehmen unsere Sahneschnitte-Senioren ihr nahendes Ende geradezu unmenschlich gelassen hin. Dazu passt dass auch ihre Besucher aus der Vergangenheit keine richtigen Charaktere sind, sondern mehr sexy Versionen der Todesfliegen, mit denen sich Dan Torrance in Doctor Sleep herumschlagen muss. Sie lächeln und zwinkern vertraulich und bereiten unsere Protagonisten gemütlich langsam aufs Sterben vor. Das ist zwar alles nett friedlich und beruhigend, aber nicht wirklich spannend zu lesen.
Wahrscheinlich ist das mein Hauptproblem mit der Geschichte. - Dass King, der so beinhart realistisch über Alter, Krankheit und Tod schreiben kann, dass es mir sogar mit Mitte 20 einen Schauer durch die Knochen jagt, hier so eine weichgespülte Geschichte präsentiert. Und dabei ab und zu nur haarscharf am Kitsch vorbei schrammt. Unser Erzähler Dave geht bereitwillig ins Heim um seiner Familie nicht zur Last zu fallen und hat sich schon wunderbar eingelebt. Ollie Franklin erzählt als perfekter Senior-Gentleman ohne Ecken und Kanten gemütlich in seinen Sessel gemummelt von der wilden AIDS-Zeit. Und während ihnen sexy Todesengel zulächeln gibt es keine größten Probleme als verlorene Puzzle-Teile.
Immerhin - die Hintergrundgeschichte rund um die amerikanische Schwulen-Subkultur und die aufflammende AIDS-Panik sind nett beschrieben. King nimmt uns mit auf einen Kurztrip durch die Jahrzehnte von den drögen 50ern hinein in die Schwulenclubs der 80er. Hier blitzt ganz kurz der Horror einer plötzlichen Epidemie durch, die beinahe über Nacht die Szene heimsucht und ohne große Vorwarnung zahllose Opfer fordert. Das ist ein ganz interessanter Kontrast zur dahinplätschernden Gegenwarts-Handlung im Seniorenheim, bleibt aber etwas zu kurz und oberflächlich um einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Außerdem ist es vielleicht ein bisschen bezeichnend dass Ollies Homo-Schwärmerei nicht wirklich für sich stehen darf, sondern gleich durch Daves eindeutig massentauglichere Fantasie der hübschen Rothaarigen im knappen Slip abgefedert wird.
Fazit: Ewas zu zahme, altersmilde Version des klassischen "Ich sehe tote Menschen"-King-Motivs.
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