Blind Willie: Inhaltsangabe: Unterschied zwischen den Versionen
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:Willie, der fest glaubt, dass es Gottes Wille ist, dass er nie erwischt oder ausgeraubt wurde, sucht ein anderes Hotel für seine erneute Rückverwandlung auf. Alles klappt wie am Schnürchen, bald ist er wieder in seinem Büro, wo er sich um das Geld kümmert: Die Scheine nimmt er mit nach Hause, die Münzen kommen in spezielle Beutel, die er extra bestellt und ansammelt. Mehrmals im Jahr fährt er mit seiner Frau durch die Stadt und wirft die Beutel durch die Spendenschlitze verschiedener Kirchen. | :Willie, der fest glaubt, dass es Gottes Wille ist, dass er nie erwischt oder ausgeraubt wurde, sucht ein anderes Hotel für seine erneute Rückverwandlung auf. Alles klappt wie am Schnürchen, bald ist er wieder in seinem Büro, wo er sich um das Geld kümmert: Die Scheine nimmt er mit nach Hause, die Münzen kommen in spezielle Beutel, die er extra bestellt und ansammelt. Mehrmals im Jahr fährt er mit seiner Frau durch die Stadt und wirft die Beutel durch die Spendenschlitze verschiedener Kirchen. | ||
:Er schminkt sich ab und schreibt zwanzig Minuten lang in sein Buch der Buße. Danach blättert er in seinem speziellen Album, wo er Zeitungsabschnitte über Carol Gerber sammelt. Auch er hat das Foto der blutenden Carol, dass diese einst [[Pete Riley]] schickte. Er weiß auch, dass es bei einem Bombenattentat von Carols Gruppe ("Militante Studenten für den Frieden") sechs Tote und vierzehn Verletzte gab; ein Unfall, da die Bombe viel früher hätte losgehen sollen und lediglich dazu gedacht war, das leere Gebäude zu beschädigen. | :Er schminkt sich ab und schreibt zwanzig Minuten lang in sein Buch der Buße. Danach blättert er in seinem speziellen Album, wo er Zeitungsabschnitte über Carol Gerber sammelt. Auch er hat das Foto der blutenden Carol, dass diese einst [[Pete Riley]] schickte. Er weiß auch, dass es bei einem Bombenattentat von Carols Gruppe ("Militante Studenten für den Frieden") sechs Tote und vierzehn Verletzte gab; ein Unfall, da die Bombe viel früher hätte losgehen sollen und lediglich dazu gedacht war, das leere Gebäude zu beschädigen. | ||
− | :Der Anführer dieser Gruppe ist ein gewisser [[ | + | :Der Anführer dieser Gruppe ist ein gewisser [[Raymond Fiegler]], auf den man es abgesehen hat. Doch er entkommt einem großen Feuergefecht, bei dem viele Gruppenmitglieder sterben. Auch nach einem Feuer in der [[Benefit Street]], [[Los Angeles]] gelten er und Carol als vermisst. Doch ist das viele Blut der Blutgruppe AB positiv das von Carol? Bis heute fragt Willie sich, ob Carol tot ist oder noch lebt. |
:Beim Blättern fällt ihm wie aus dem Nichts der Name eines Soldaten ein: Ein Soldat namens [[Garrett Slocum|Slocum]] hat damals verhindert, dass alles nur noch schlimmer wurde ... und auf einmal kommt Willie die Idee, dass Slocum mit einem gewissen Wheelock bestimmt gut fertig werden würde. Und könnte Willie sich in Slocum verwandeln? Warum nicht? | :Beim Blättern fällt ihm wie aus dem Nichts der Name eines Soldaten ein: Ein Soldat namens [[Garrett Slocum|Slocum]] hat damals verhindert, dass alles nur noch schlimmer wurde ... und auf einmal kommt Willie die Idee, dass Slocum mit einem gewissen Wheelock bestimmt gut fertig werden würde. Und könnte Willie sich in Slocum verwandeln? Warum nicht? | ||
:An jenem Abend, nach entspannendem Sex mit Sharon, meint Willie, dass er sich nach Weihnachten mal eine Woche Urlaub gönnen wolle, auch, um ein etwas lästiges Problem in den Griff zu bekommen ... | :An jenem Abend, nach entspannendem Sex mit Sharon, meint Willie, dass er sich nach Weihnachten mal eine Woche Urlaub gönnen wolle, auch, um ein etwas lästiges Problem in den Griff zu bekommen ... |
Aktuelle Version vom 5. August 2013, 19:57 Uhr
Inhaltsangabe zu Blind Willie
Die Novelle Blind Willie ist ein Bestandteil der Sammlung Atlantis, wo sie den dritten Teil von insgesamt fünf darstellt. Sie ist die einzige komplett im Präsens verfasste Novelle und spielt an einem einzigen Tag. Sie ist unterteilt in 14 Kapitel, die jeweils nach der Uhrzeit benannt sind.
Inhaltsverzeichnis
6.15 Uhr bis 9.45 Uhr
- Ein Tag in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1983: Willie Shearman, von seiner Frau Sharon Bill genannt, wacht zu Weihnachtsmusik aus dem Radio auf und macht sich für die Arbeit zurecht. Wie immer wirft er sich in einen feinen Anzug, wie immer trägt er eine Krawatte, die nicht rot ist (das Vermeiden roter Krawatten ist ein Spleen von ihm). Sharon wünscht ihm im Halbschlaf einen schönen Tag und erinnert ihn daran, dass sie am Abend Gäste erwarten.
- Willie, der seltsamerweise einen fast leeren Aktenkoffer mit sich trägt, ist einer von vielen Pendlern nach New York City und vermeidet es, im Zug Freundschaften zu schließen oder auch nur Bekanntschaften zu ermuntern – er will in der Menge untergehen. Seinen Gedanken ist zu entnehmen, dass er einst im Vietnamkrieg diente.
- Er vergleicht New York mit dem einst versunkenen Atlantis (eine deutliche Verbindung zur vorigen Novelle Herzen in Atlantis) und begibt sich dort ohne Umschweife zu seinem Bürogebäude, wobei er zwei Bettlern Kleingeld zuwirft. Zwar kann er an seiner Arbeitsstelle Bekanntschaften nicht meiden, doch auch dort ist seine wahre Identität ein Geheimnis. Niemand weiß, dass er einst mithalf, ein Mädchen mit einem Baseballschläger zu verprügeln, und alle denken, seine Frau heiße Carol und er habe mit ihr zwei Kinder. Auch hier nennt ihn jeder Bill.
- Willie hat zwei Büros in diesem Gebäude, angeblich arbeitet er für die "Western States Land Analysts" (eine Agentur, die noch nie einen Kunden hatte). Die Einrichtung des ersten Büros ist Tarnung, damit das Reinigungspersonal glaubt, hier würde in der Tat gearbeitet. Das Telefon benutzt er ab und zu, um Nachfragen zu vermeiden, doch sein professionell aussehender Kopierer ist komplett unbenutzt.
- Willie hat seit 23 Jahren ein Lebensmotto: "Nur Buße ersetzt die Beichte". Und hier beginnt seine alltägliche Buße. Er klettert auf eine Trittleiter und öffnet eine verborgene, von ihm selbst entworfene Deckenklappe, die einen Stock höher in sein zweites Büro führt. Als er nach oben klettert, wird Bill zu Willie – und auch dieses Büro dient nur der Tarnung.
- Einige Bilder an der Wand zeigen Willie als Soldaten. Willie erhielt den Silver Star für herausragende Leistungen, unter anderem für die Rettung des Soldaten John Sullivan nach einer katastrophalen Explosion in Dong Ha. John Sullivan konnte sich im Krankenbett gar nicht beruhigen: Ausgerechnet ein Junge aus seiner eigenen Kleinstadt hat ihm das Leben gerettet – John weiß nicht, dass Willie dabei war, als drei Jungen Johns spätere Freundin Carol Gerber mit einem Baseballschläger malträtierten und ihr die Schulter auskugelten. Willie konnte Johns Dankbarkeit somit kaum ertragen.
- In seinem Büro im fünften Stock zieht Willie sich komplett aus und hängt seine Kleider sorgfältig in den Schrank. Er zieht sich seine alten Hundemarken über und frische Unterwäsche an, dann ist es Zeit für Teil eins seiner Buße: Er nimmt sich das Hauptbuch für 1983 heraus und schlägt es beim Eintrag Dezember auf. Nun schreibt er zehn Minuten lang den Satz hinein, den er im Verlauf der letzten Jahre geschätzte zwei Millionen Mal zu Papier brachte: Es tut mir von Herzen leid.
- Dann geht seine Verkleidung weiter. Er verwendet Schminke und Haargel für kleinere und doch äußerst effektive Veränderungen, zieht sich seine Springerstiefel und die rote Wendejacke an und verlässt mit einem anderen Koffer in der Hand dieses Büro.
9. 45 bis 12.40 Uhr
- Die anderen Arbeiter auf dem Stock kennen und bewundern Willie, der so viele Aufträge hat, dass er so gut wie nie in seinem Büro herumhocken muss, sondern stets auf Achse ist. Im Aufzug kontrolliert Willie seine Jacke, um sicherzustellen, dass sich seine Brille und die Umschläge mit den Geldscheinen noch darin befinden – schließlich erwartet er heute Officer Wheelock. Wenn er an Wheelock denkt, fällt ihm immer auch ein anderes Arschloch ein, eins namens Malenfant, das ihm in Vietnam zusetzte, wo er ständig Hearts spielen wollte.
- Willie kann es sich selbst nicht erklären, aber er ist noch nie als der Bill aus dem vierten Stock erkannt worden. Anfangs hat er sich gefragt, wie das möglich ist – so radikal ist seine Verkleidung nicht –, schließlich aber ist er einfach nur dankbar und nimmt es als Geschenk Gottes hin. Er ist auch vom Verhalten her ein anderer geworden, viel pompöser und lauter und unfreundlich zu den Bettlern.
- Jetzt kommt der heikle Teil seiner Tagesroutine: der Gang in eine Hoteltoilette, wo er von Willie Shearman zu Blind Willie Garfield wird. Diese Veränderung ist so radikal, dass er immer Angst hat, Verdacht zu wecken, was aber noch nie passiert ist. In der Toilette wendet er die Jacke, die nun armeegrün ist, steckt seinen weißen Blindenstock zusammen und setzt sich die Sonnenbrille auf. Der Bettler Blind Willie verlässt die Kabine.
- Er weiß, dass er um zwei Uhr tatsächlich blind sein wird und erinnert sich wieder daran, wie er schrie, dass er erblindet sei, als er 1970 aus Dong Ha evakuiert wurde. Schließlich nimmt er seinen Platz an der Straße ein, legt den Baseballhandschuh bereit (hierein soll das Geld gelegt werden), platziert sein Schild und beginnt seinen Arbeitstag. Es ist ungemein harte Arbeit, stundenlang so reglos dazustehen und kaum Emotionen zu zeigen. Aber es läuft gut; um 10.45 Uhr hat er schon etwa 500 Dollar zusammen – er schätzt, dass es ein 3000-Dollar-Tag werden könnte, nicht überragend für die Jahreszeit, aber in Ordnung.
- Immer wieder einmal lässt er sich anhäufendes Geld in einem doppelten Boden verschwinden, ohne das groß zu verheimlichen; niemand schaut zweimal hin, wenn er sich an seinem Koffer zu schaffen macht.
- Schon kommt Officer Wheelock daher, doch fast zeitgleich ein Passant, der sich ebenfalls als ehemaliger Soldat in Vietnam erweist und sich mit Willie auf ein detailliertes Gespräch einlässt. Wheelock hört aufmerksam zu, erpicht darauf, Willie bei einem Fehler zu ertappen, natürlich aber kann Willie bei der Unterhaltung locker mithalten und erwähnt unter anderem Lieutenant Dieffenbaker. Als der Ex-Soldat ihm ganze 100 Dollar gibt, ist Wheelock noch verärgerter als sowieso immer. Kaum ist der Spender weg, fährt Wheelock Willie an: Wie könne er so etwas nur machen, wenn er doch in Wirklichkeit sehe? Wheelock kann nicht wissen, dass Willie im Moment tatsächlich nur noch Schemen und Schatten wahrnimmt.
- Wheelock glaubt Willie kein Wort: Willie sei nicht blind, Wheelock erklärt sich dessen Vietnam-Wissen dadurch, dass Willie seine Hausaufgaben macht und alles sorgfältig nachgelesen hat. Er kassiert seine 300 Dollar und beschimpft Willie als Arschloch, als dieser den Geldumschlag zu offensichtlich übergibt. Der Handschuh, der auch in Vietnam mit dabei war, füllt sich zusehends; nun ist übrigens erneut der Name Garfield zu erkennen, denn Willie hat seinen eigenen wieder entfernt.
- Es will Wheelock nicht in den Kopf gehen, wie ein Nicht-Blinder sich tagtäglich dieses Gebettel antun kann. Er schätzt, dass Willie mit seiner Schauspielerei an einem solchen Tag an die zweitausend Dollar machen kann, was Willie sehr erfreut, liegt der Officer doch völlig daneben – es ist viel mehr. Dass Wheelock ab Januar 400 Dollar haben will, nimmt Willie deshalb recht gelassen; dann aber droht der Officer in seinem Zorn, dass er Willie einmal verfolgen will, um herauszufinden, wohin er allabendlich verschwindet. Dass alarmiert Willie sehr, besonders, weil Wheelock absolut ernst klingt und schon davon schwärmt, wie er für die Überführung eines Scharlatans Ruhm und Ehre ernten könnte.
- Prompt macht Willie eine Gegendrohung: Er könnte Wheelock als Erpresser auffliegen lassen. Dass bringt den Officer beinahe aus der Fassung, der sofort das Schlimmste annimmt und davon ausgeht, dass Willie ihn bei der Geldübergabe hat fotografieren lassen ... Willie streitet diesen Unfug nicht ab, doch Wheelock versucht, hart zu bleiben und insistiert auf der Erhöhung des zu zahlenden Geldes.
12. 40 Uhr bis Mitternacht
- Ab 12.40 Uhr sieht Willie, wie jeden Tag um diese Zeit, wirklich nichts mehr. Der Tag verläuft wie gewohnt: Manche bringen ihm einen Kaffee oder eine warme Suppe, andere pöbeln ihn an oder machen schmutzige Witze über ihn. Er ist über dreieinhalb Stunden lang stockblind; als sein Augenlicht gegen 16.25 Uhr wiederkommt, ist dies für ihn das Zeichen, seine Sachen wieder zusammenzupacken.
- Willie, der fest glaubt, dass es Gottes Wille ist, dass er nie erwischt oder ausgeraubt wurde, sucht ein anderes Hotel für seine erneute Rückverwandlung auf. Alles klappt wie am Schnürchen, bald ist er wieder in seinem Büro, wo er sich um das Geld kümmert: Die Scheine nimmt er mit nach Hause, die Münzen kommen in spezielle Beutel, die er extra bestellt und ansammelt. Mehrmals im Jahr fährt er mit seiner Frau durch die Stadt und wirft die Beutel durch die Spendenschlitze verschiedener Kirchen.
- Er schminkt sich ab und schreibt zwanzig Minuten lang in sein Buch der Buße. Danach blättert er in seinem speziellen Album, wo er Zeitungsabschnitte über Carol Gerber sammelt. Auch er hat das Foto der blutenden Carol, dass diese einst Pete Riley schickte. Er weiß auch, dass es bei einem Bombenattentat von Carols Gruppe ("Militante Studenten für den Frieden") sechs Tote und vierzehn Verletzte gab; ein Unfall, da die Bombe viel früher hätte losgehen sollen und lediglich dazu gedacht war, das leere Gebäude zu beschädigen.
- Der Anführer dieser Gruppe ist ein gewisser Raymond Fiegler, auf den man es abgesehen hat. Doch er entkommt einem großen Feuergefecht, bei dem viele Gruppenmitglieder sterben. Auch nach einem Feuer in der Benefit Street, Los Angeles gelten er und Carol als vermisst. Doch ist das viele Blut der Blutgruppe AB positiv das von Carol? Bis heute fragt Willie sich, ob Carol tot ist oder noch lebt.
- Beim Blättern fällt ihm wie aus dem Nichts der Name eines Soldaten ein: Ein Soldat namens Slocum hat damals verhindert, dass alles nur noch schlimmer wurde ... und auf einmal kommt Willie die Idee, dass Slocum mit einem gewissen Wheelock bestimmt gut fertig werden würde. Und könnte Willie sich in Slocum verwandeln? Warum nicht?
- An jenem Abend, nach entspannendem Sex mit Sharon, meint Willie, dass er sich nach Weihnachten mal eine Woche Urlaub gönnen wolle, auch, um ein etwas lästiges Problem in den Griff zu bekommen ...
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