Der Anschlag: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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Zunächst ein Hoch auf die deutsche Übersetzung. Nach ''[[Das Attentat]]'' gibt es nun ''[[Der Anschlag]]''. Als ob in Deutschland mit dem 22.11.1963 niemand was anzufangen wüsste. Und dennoch lässt sich hier sogar eine dieser Harmonien erkennen, denen [[Jake Epping]] bei seiner Reise in die Vergangenheit immer wieder begegnet, be beiden Romanen taucht besagtes/r Attentat/Anschlag erst im letzten Fünftel zentral auf. | Zunächst ein Hoch auf die deutsche Übersetzung. Nach ''[[Das Attentat]]'' gibt es nun ''[[Der Anschlag]]''. Als ob in Deutschland mit dem 22.11.1963 niemand was anzufangen wüsste. Und dennoch lässt sich hier sogar eine dieser Harmonien erkennen, denen [[Jake Epping]] bei seiner Reise in die Vergangenheit immer wieder begegnet, be beiden Romanen taucht besagtes/r Attentat/Anschlag erst im letzten Fünftel zentral auf. |
Version vom 17. Februar 2012, 21:14 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Wörterschmied (3 / 5)
Das Buch Der Anschlag ist genau das, was man vor dem ersten Aufschlagen erwartet: Absolut jede Erwartung (in positiver wie negativer Sicht) wird haargenau erfüllt:
- Positiv
- Der Einstieg ist wie bei Kings jüngsten Werken (Die Arena) direkt und kommt ohne lange Erklärungen aus.
- Aus sprachlicher Sicht ist das Buch gelungen, auch wenn es bei Weitem nicht an den Wortwitz von Wahn heranreicht. Das Buch liest sich widerstandslos wie der Unterwäschekatalog von Victoria's Secret.
- Mindestens 19 verschiedene Implementierungen einer bestimmten Zahl und augenzwinkernde Verweise auf Werke wie den Dunklen-Turm-Zyklus und ES.
- Negativ
- Gerade die Ich-Perspektive macht es schwer, dem Protagonisten eine handfeste Charakteristik zu geben und seinen Charakter zu entwickeln. Ähnlich wie Dale Barbara ist Jake Epping glatt wie ein Aal und flutscht durch die Seiten, in der Hoffnung an irgendeiner Ecke oder Kante hängen zu bleiben, genau wie seine begrenzt-dimensionalen Sidekicks.
- Es gibt keinen echten Antagonisten. Die Taten von Lee Oswald sind Jake bis ins Kleinste bekannt und vorhersagbar, letztendlich wird er zum Opfer. Der Bunte-Karten-Mensch kommt seiner Rolle als Zeitenwächter(?) nur bedingt nach und hätte stärker in die Handlung involviert werden müssen - wo sind eigentlich die Langoliers die ganze Zeit?
- Aus rund 850 Seiten im Original hätte man gut und gerne eine 400-Seiten-Geschichte machen können ohne die Spannung zu nehmen - im Gegenteil!
- Ernsthafte Frage: Wer hat etwas anderes erwartet, als dass Oswald durch Jake erschossen wird, während dieser Sadie tötet und Jake, nachdem er erkannt hat, dass man die Geschichte nicht verändern sollte (duh!), alles wieder zurücksetzt und die Handlung des Buches damit an sich nichtig macht? Interessanter wäre es gewesen, wenn der namensgebende Anschlag in der ersten Hälfte des Buches vereitelt geworden wäre und Jake in der zweiten Hälfte von den schlimmen Folgen eingeholt wird und letztendlich selbst derjenige wird, der JFK erschießt, weil Oswald die ganze Zeit unschuldig war.
- Ungeklärt
- Warum 4-5 Jahre in der Vergangenheit verweilen, wenn Jake bereits durch einige Recherche herausfinden könnte, wo Oswald sich 1958 befindet, um ihn dort abzuknallen? Sollte er wirklich einen Komplizen gehabt haben oder unschuldig gewesen sein, ließe sich das durch Reise in die Gegenwart sofort überprüfen. Die Reset-Funktion reduziert Jakes Vorgehensweise (eigentlich!) auf ein Trial-and-Error-Verfahren, dessen Durchlauf in wenigen Tagen stattfinden könnte. Die Idee, die Polizei durch einen anonymen Anruf auf Oswald aufmerksam zu machen, wäre auch zu einfach gewesen ...
- Fazit
- Das Potenzial der Grundidee wird von King leider nur zu 19% ausgeschöpft.
Croaton (4 / 5)
Ich liebe Zeitreisen und war sofort von der Idee begeistert, dass King sich diesem Thema endlich einmal ausführlicher widmen wollte. So waren meine Erwartungen an den Roman Der Anschlag äußerst hoch.
In den ersten 11 Kapiteln des Buchs war ich gefesselt, zum einen von Kings Zeitreisetheorien als auch von Jake Eppings ersten Versuchen, in den Lauf der Dinge einzugreifen. Die Welt und die Ausgangssituation, die King hier aufbaut, ist erstklassig und sehr mitreißend. Leider kommen dann jedoch ganze 10 Kapitel, die zum einen Großteil derart politisch sind, dass ich oft den Faden verloren habe und zum anderen Details derart dezidiert beleuchten, dass eine Raffung um mindestens 200 Seiten kein Verlust gewesen wäre. Dann die vielen Anspielungen auf das Amerika der späten 50er und frühen 60er, die mir entgingen und sich auch in einer Sprachwahl niederschlugen, die mir selbst mit Wörterbuch schleierhaft blieben (@ Rezension Wörterschmied: "Das Buch liest sich widerstandslos"??? Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen!) – das hat mich ermüdet und mir den Spaß genommen.
Am Ende gibt der Roman wieder mehr Gas, aber da hat man schon einen faden Geschmack im Mund. Auch versäumt King es, die Rolle der Kartenmänner schlüssig zu erklären, übertreibt meines Erachtens zu sehr bei der Negativdarstellung des alternativen 2011 und entscheidet sich dann auch noch dazu, mit Hilfe des Reset-Tricks wieder zum Status Quo zurückzukehren, was so ähnlich ist als ende ein Roman mit den Worten: "Und da wachte er auf und stellte fest, dass alles nur ein Traum war."
Fazit: Im Grunde ein 3er-Roman, dem ich wegen der insgesamt gelungenen Zeitreise-Aspekte und der vielen Anspielungen auf andere Werke doch gerade so 4 Punkte erteilen möchte. Trotzdem lässt mich Der Anschlag etwas enttäuscht zurück, da ich ihn nach der ersten Ankündigung schon in meine Top Ten hineinhoffte …
Mr. Dodd (3 / 5)
Zunächst ein Hoch auf die deutsche Übersetzung. Nach Das Attentat gibt es nun Der Anschlag. Als ob in Deutschland mit dem 22.11.1963 niemand was anzufangen wüsste. Und dennoch lässt sich hier sogar eine dieser Harmonien erkennen, denen Jake Epping bei seiner Reise in die Vergangenheit immer wieder begegnet, be beiden Romanen taucht besagtes/r Attentat/Anschlag erst im letzten Fünftel zentral auf.
Was lässt sich zu dem Buch sagen? Ich finde es als Allererstes toll, dass King endlich seinen langen Traum erfüllen konnte, ein Buch darüber zu schreiben, was passieren würde, wenn das Kennedy-Attentat verhindert werden würde. Hinweise dazu gab es schon im Langoliers-Film und im Dunklen Turm Zyklus. Schon die Größe des Buches sorgte dabei bei mir für zwiespältige Gefühle, denn zum einen freute ich mich auf die Zeitreisen-Thematik, zum anderen war ich ungewiss, wie Spannung über tausend Seiten erzeugt werden soll, wenn am Ende ein bekanntes Ereignis steht.
Genau so wurde Der Anschlag dann auch. Die ersten Kapitel fand ich wahnsinnig gut, die Zeitreisetheorien von King gefielen mir ganz gut (auch wenn hier einige Paradoxa auftreten, denn hätte es nicht jedes Mal einen neuen Al und Jake geben müssen bei jedem Neustart) und die Art und Weise, wie Jake erst einmal probiert, ob Änderungen wirklich möglich sind war eine gelungene Einleitung. Dann jedoch sackt der Roman ab, als er zu seiner richtigen Aufgabe übergeht und versinkt in oft seitenlange Langeweile, die ich mit einem Wort betiteln kann: Jodie. Der Ort wirkt auf Jake so gut, die Bewohner sind so nett und das mit Sadie ist eine so perfekte Beziehung, dass es nur langweilig werden konnte. Mir wird erstens nicht klar, wie es ein Mann aus dem 21. Jahrhundert es schafft, sich so perfekt in den 1960er Jahre zu integrieren, irgendein Fehler muss ihm einfach passieren, der seine Tarnung auffliegen lässt. Noch dazu wirkte die Sadie-Beziehung, die natürlich aus einer schweren Familie kam und mit einem durchgedrehten Irren verheiratet war, wie ein neumodischer Aufguss von der Susan-Roland-Beziehung, der mich allerdings kaum überzeugte oder irgendwie berührte.
Interessanter wurde es erst, als Jake wieder öfter Jodie verließ, um seine Vorbereitungen für Lee Harvey Oswalds Ankunft zu treffen, sowie die Bespitzelung seiner Familie. Richtig gepackt hat mich dann die Geschichte, als Jake zusammengeschlagen wird, die Vergangenheit sich immer stärker wehrt und er gerade so das Attentat verhindern konnte, wobei natürlich, oh Wunder, Sadie sterben musste.
Der Höhepunkt war der katastrophale Zustand der Welt bei seiner Rückkehr, auch wenn ich mir hier mehr Details gewünscht hätte. Ein bisschen verschaukelt kam ich mir aber dann doch durch den Reset vor (700 Seiten Handlung zum Vergessen) und die eher lahme Rolle der Karten-Männer. Wenn sie nun alles wissen, wieso können sie nicht eingreifen oder kaum verhindern, dass Zeitreisende alles durcheinander bringen? Hier wäre mehr möglich gewesen. Beispiel: Jake will zurück, um Sadie zu retten, doch der Grüne-Karte-Mann zerstört den Kaninchenbau und Jake muss für immer ab 1963 leben.
Fazit: Interessante Grundidee, sehr starker Einstieg, sehr zähe Mitte (Jodieweile kann meiner Meinung nach schon als Synonym dafür herhalten), dramatischer Höhepunkt und ein unbefriedigendes Ende. King hätte den Fokus vielleicht noch ein bisschen mehr auf das Attentat und die Auswirkungen legen sollen, anstatt die Susan-Roland-Beziehung im Gewand von zwei Schullehrern neu aufleben zu lassen.
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