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==Kapitel 6: Der Tempel des Stiers==
:Nach einem frustrierenden Gespräch mit [[Anna Stevenson]], die über die Ermordung ihres Ex-Manns [[Peter Slowik]] für [[Rose Daniels|Rose McClendon]] keine Neuigkeiten hat, hat Rosie Schwierigkeiten einzuschlafen. Wieder hört sie entferntes Donnergrollen, diesmal auch das Schreien eines Babys. Etwas ist mit ihrem Bild, denkt sie noch, dann schläft sie doch ein.
:Als sie zu sich kommt, muss sie sich die Frage stellen, ob sie nicht doch noch schläft und etwas Surreales träumt: Die gesamte Wand, gegen die sie das Bild von [[Rose Madder]] gelehnt hatte, ist zu einem riesigen, sich wie ein Film bewegenden Gemälde geworden. Der Wind von dort bläst in ihr Zimmer, das [[Radamanthus|Pferd ]] streckt kurz seinen Kopf herein und wendet sich dann desinteressiert ab. Wie schlafwandelnd tritt Rosie, nur mit ihrem Nachthemd begleitet, vor und betritt das Bild.
:[[Bild:Rose Madder Fan1.jpg|thumb|left|<center>Rose betritt das Bild (Fanzeichnung)</center>]]
:Auf der anderen Seite ist es um einiges kälter und schnell durchnässt sie der kühle Regen bis auf die Haut. Sie dreht sich um, erwartet, ihr Zimmer zu sehen, doch da steht nur eine Staffelei auf dem offenen Feld: Das Bild darauf zeigt tatsächlich ihr Zimmer und Rosie selbst, die sich gerade zum Gehen durch die Eingangstür abwendet.
:Rose Madder deutet hinunter zum Tempel und gibt Rose einen klaren Auftrag: Sie müsse ihr Baby dort rausholen, denn sie selbst könne sich dem Tempel nicht nähern. "Ich vergelte es", sichert sie Rosie zu, ein Satz, der sie verfolgen wird. Dorcas nimmt sie beiseite und gibt ihr eine ganze Reihe verwirrender Ratschläge: Sie solle ihr Nachthemd ausziehen und davon zwei Streifen abreißen. Obwohl sie nun nackt im eisigen Regen steht, tut sie wie geheißen, als Dorcas sich schon den Unterarm aufschlitzt und einen der Streifen mit ihrem Blut durchtränkt, woraufhin sie den zweiten benutzt, um sich zu verbinden. Den blutigen Streifen gibt sie Rosie, die einen schweren Stein hineinwickelt und das Ganze mit ihrem restlichen Nachthemd bedeckt; das bringt nicht viel, so stark ist der Regen schon geworden.
:Rosie wird laut Dorcas im Tempel auf verschiedene Hindernisse stoßen, die meisten davon seien aber irreal und nur da, um sie einzuschüchtern. Konkret gewarnt jedoch wird sie vor einem Bach, aus dem sie keinesfalls trinken dürfe – sogar jede Berührung führe dazu, dass sie sofort alles in ihrem Leben vergessen würde: Diesen Bach muss sie auf Steinen durchqueren.
:In einem Wäldchen wird sie einen einzigen lebenden Baum vorfinden, von dessen Früchten sie nicht essen dürfe, wohl aber müsse sie die am Boden liegenden Samen aufheben. Ihr Hauptfeind dort unten sei der Stier [[Erinyes]]. Rosie ist komplett verwirrt, geht aber wie in Trance auf den Tempel zu, als Dorcas sie herrisch dorthin winkt; sie selbst kann sie nicht begleiten, da sie an derselben Krankheit leidet wie Rose Madder, wenn auch noch nicht in so fortgeschrittenem Stadium.:Die Trugbilder beginnen sofort, Rosie zu bremsen: So scheint ein Abbild Normans in den Torbogen des Tempels gemeißelt zu sein; herumliegende Bücher zeigen schreckliche Szenen ihres Lebens in sich bewegenden Bildern; der Tempel selbst scheint ihr ständig Drohungen zuzuflüstern. Rasch geht sie weiter, immer wieder einmal das Weinen des Babys hörend, das sie automatisch als [[Caroline Daniels|Caroline]] bezeichnet (da so ihr eigenes Baby hätte heißen sollen).
:Sie kommt an den Bach und fühlt sofort brennenden Durst in sich aufsteigen. Und wäre es in ihrer Situation und bei ihrer Vergangenheit so schlimm, alles zu vergessen? Es ist der Gedanke an [[Bill Steiner]], der sie zur Vernunft bringt, und als sie die andere Seite erreicht, ist ihr Durst wie weggeblasen. Ein umgestürzter Baum blockiert den Weg, und als Rose versucht, sich durch die Wurzeln zu schlängeln, werden diese lebendig und greifen sie an. Rose bleibt erstaunlich gelassen (nach allem, was sie mit Norman durchgemacht hat, kann ihr ein Baum nichts anhaben) und berührt die Wurzeln mit dem blutigen Bündel, das sie mit sich trägt. Sofort zieht der Baum sich zurück.
:In einem Garten, in dem alles abgestorben zu sein scheint, findet sie wie angekündigt einen lebenden Baum, und es ist der prächtigste Baum, den sie in ihrem Leben jemals gesehen hat, vielleicht sogar der, der einst im Garten Eden stand. Dafür spricht, dass sie die Anweisung hat, keineswegs von dessen lecker aussehenden Früchten zu essen. Sie sammelt die Samen am Boden ein, ohne die geringste Ahnung zu haben, wozu eigentlich. Dann hört sie wieder das Baby und sieht einen Eingang (er erinnert sie an einen U-Bahn-Zugang) mit der Aufschrift LABYRINTH. Dort muss sie hinunter.
:Im Schlaf ist er telepathisch mit Rosie verbunden; er sieht sie – eine völlig veränderte, blonde, zuversichtlich wirkende Rose –, wie sie durch den toten Garten geht, den Bach überquert und Samen aufsammelt. Als sie im Labyrinth verschwindet, fühlt er hinter sich eine unmenschliche Bedrohung, eine Frau, die sagt: "Ich vergelte es" und die kreischend über ihn herfällt.
:Beim Verlassen des Hotels belauscht er am nächsten Tag ein Zimmermädchen, das vom Picknick von [[Daughters and Sisters]] spricht und erfährt ihren Vornamen: [[Pam Haverford|Pam]]. Das ist für ihn ein Durchbruch, denn wenn alles schief geht, kennt er jetzt jemanden, der ihm vielleicht etwas über seine Rose erzählen kann, wenn auch nicht freiwillig.
:Norman stiehlt ein Auto, kauft sich einen Elektroschocker und macht sich bereit für seine große Verkleidung. Nein, an Verkleidungen glaubt er nicht – für seine neue ''Rolle'': Er lässt sich (von [[Samuel Lowe]]) den Kopf kahl scheren und legt sich einen zusammenklappbaren Rollstuhl zu, an den er verschiedene Sticker anbringt, welche die Rechte der Frauen propagieren.
:Zurück im Hotel hat er einen seiner gefürchteten Migräneanfälle, die so schlimm sind, dass er alles um sich herum vergisst.
:Wieder zurück verschlingen sie ein ausgiebiges Picknick und beginnen dann, sich fast eine Dreiviertelstunde lang zu küssen und abzutasten, eine Zeit, die Rose wie nur wenige Minuten vorkommt. Bill, der spürt, dass sie kurz davor sind, etwas zu tun, was sie später bereuen würden – er will, dass für ihr erstes Mal alles perfekt ist und nicht jederzeit jemand kommen könnte –, besteht darauf, sie rechtzeitig zu ihrem zweiten Picknick zu bringen.
:Norman zieht seine Verwandlung durch: Er hat sich für seine Rolle als Querschnittgelähmter Ex-Soldat den Namen [[Hump Peterson ]] zugelegt und sich für Notfälle eine kleine Lebensgeschichte ausgedacht. Er kommt früh zum Picknick von D & S und wird wie erwartet offenherzig aufgenommen, auch wenn er versucht, sich im Hintergrund zu bewegen, um unbemerkt nach Rose Ausschau halten zu können. Sein Plan ist einfach: Rose ausfindig machen, ihr zu ihrer Wohnung folgen, sie dort foltern bis zu ihrem Tod.
:Wir erfahren, dass Norman in der Tat Wendy Yarrow ermordet hat – und jetzt, als er langsam verzweifelt, da Rose nicht auftaucht, hört er in seinem Kopf die Stimme seines verstorbenen Vaters ... und auf die hört er immer ganz besonders.