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Ur: Inhaltsangabe

98 Byte hinzugefügt, 08:58, 4. Apr. 2009
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:Es ist Zeit, ein wenig mit dem Kindle zu experimentieren. Wesleys Freund und Kollege [[Don Allman]] hatte die ungewöhnliche rosa Farbe kommentiert, sodass Wesley noch einmal im Internet danach sucht und feststellen muss, dass es dieses Gerät üblicherweise tatsächlich nur in Weiß zu geben scheint, er findet sogar eine Seite, wo sich Fans genau darüber beklagen.
:Wie dem auch sei, Wesley schaltet sein Kindle ein und betrachtet das Menu, fest entschlossen, alles zu verstehen – immerhin scheint es idiotensicher zu sein, da keine Gebrauchsanweisung beiliegt. Beim Blättern in den Untermenus springt ihm ein Eintrag ins Auge: UR FUNKTIONEN. Wesley hat keine Ahnung, was "[[Ur (Begriff)|Ur]]" bedeuten könnte, ist aber seltsam fasziniert und öffnet dieses Menu, woraufhin ihm die Einträge UR BÜCHER, UR NACHRICHTENARCHIV und UR LOKAL (BAUSTELLE) angeboten werden. Obwohl ihn ein unerklärliches, beklemmendes Gefühl beschleicht, wählt er die Bücherfunktion und wird freundlich willkommengeheißen. Das Logo ist ein schwarzer Turm, der Wesley irgendwie bedrohlich vorkommt; doch der Kursor fordert ihn blinkend auf, einen Autorennamen einzugeben. Wesley, ein großer Fan Hemingways, tippt "Ernest Hemingway" ein.
:Es dauert lange, bis das Kindle reagiert, bevor die unverständliche Nachricht 10.438.721 URS DURCHSUCHT erscheint. Weiterhin könne Wesley nun entweder einen Titel oder ein UR eingeben, letzteres mit Hilfe des Zahlenfeldes. Einer Laune folgend gibt er sein Geburtsdatum als UR ein. Was auch immer er erwartet hatte, dies war es nicht: Eine ''falsche'' Liste von Hemingways Werken. Selbst die Lebensdaten des Autors stimmen nicht; hier ist er nicht 1961, sondern 196''4'' gestorben. Und da sind Titel, von denen Wesley noch nie gehört hat, ''[[James Cortland|Cortlands ]] Hund'' etwa.
:Trotz allem neugierig geworden lädt er diesen falschen Titel für 7 Dollar 50 auf sein Kindle. Freundlich wird er darauf hingewiesen, dass UR-Romane unter den "Paradox-Gesetzen" nicht an Dritte weitergegeben werden dürften und etwas mehr Zeit fürs Herunterladen benötigten. Wesley kann nur an einen komplexen Scherz glauben, wartet aber geduldig, bis ''Cortlands Hund'' da ist. Er nutzt die Wartezeit, um Don anzurufen, der ihm bestätigt, dass es ein solches Hemingway-Buch nicht gibt; aber er erinnert sich, dass der Schriftsteller einst selbst einen Hund hatte – namens Cortland.
:Und da ist es: Wesley begreift plötzlich trotz aller Bedenken bezüglich seines Geisteszustands, dass ihm soeben ein Buch von einer anderen Daseinsebene geschickt wurde, aus dem UR 7.191.974. Mit einem die Nerven beruhigenden Bier bewaffnet, macht Wesley sich an die Lektüre – und erkennt sofort Hemingways unverwechselbaren Stil wieder. Nach nur wenigen Zeilen muss Wesley sich vor Aufregung fast übergeben und spritzt sich erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht, um wieder zur Besinnung zu kommen.
:Danach starrt er das Kindle an. "Was bist du?", fragt er es, doch natürlich antwortet es nicht.
 
==III: Wesley weigert sich, verrückt zu werden==
:Ein Tag später. Es ist Dienstagnacht, drei Uhr. Wesley ist süchtig, kann nicht aufhören, im Kindle zu blättern und zu stöbern, hat in einem Dutzend Parallelwelten bereits zwanzig neue Hemingway-Bücher entdeckt, auch andere Autoren sind mit ihm bislang unbekannten Werken vertreten. Er findet heraus, dass es so etwas wie Ur-Werke gibt, die in jedem von ihm kontrollierten Universum verfasst wurden, erkennt aber keine Konstante in seinen Entdeckungen.
:Bei seinem Unterricht holt ihn die Müdigkeit schnell ein, und als er breit grinsend meint, Hemingway habe zwar keinen Roman über einen Hund geschrieben, hätte das aber getan, wenn er länger gelebt hätte, sind seine Schüler überzeugt, dass er langsam überschnappt. Wesley erkennt, dass er bereits abhängig ist – selbst Ellen hat er über das Kindle komplett vergessen, sodass er sich schwört, diesem Wahnsinn nicht mit Haut und Haaren zu verfallen.
:Doch da hat er das Gerät auch schon wieder in der Hand, noch im Hörsaal direkt nach seiner Unterrichtsstunde. Robbie Henderson spricht ihn an, da er krank aussähe – und Wesley fasst einen plötzlichen Entschluss: Er wird Robbie und seinen Freund Don einweihen. Wenn sie die Ur-Funktionen des Kindles nicht sehen können, ist er, Wesley, verrückt, wenn doch, können sie ihm vielleicht weiterhelfen. Wesley ''muss'' einfach mit jemandem darüber reden.
:So demonstriert er den beiden sein Kindle in seinem Büro – er lädt Shakespeares Werke hoch und findet zwei neue Theaterstücke. Don, ein Experte, liest in ihnen und akzeptiert die markante Ausdrucksweise mit zitternden Händen augenblicklich als authentische Sprache des Engländers. Robbie ist großer Fan von John D. MacDonald und stößt auf ganze 17 ihm unbekannte Titel über einen [[Dave Higgins]] – nach einem Download ist auch er völlig baff.
:Alle drei sind sie überwältigt von der Masse an möglichen Werken; Wesley meint, es wäre einem einzelnen Menschen nicht einmal möglich, ''einen einzigen'' Autor in allen zugänglichen Welten zu überprüfen – schließlich zeigt die Ur-Funktion über 10.400.000 solcher Dimensionen an.
:Einig sind sie sich, dass dies ein Geheimnis bleiben muss, das dieses Zimmer keineswegs verlassen darf; Robbie aber gibt zu bedenken, dass irgendjemand Wesley dieses Ding ja geschickt haben muss – und werden ''die'' das Geheimnis wahren? Auf Robbies Rat hin checkt Wesley seine Kreditkartenabrechnung online und findet heraus, dass weder das Kindle noch die bislang getätigten Downloads dort auftauchen. Im Gegenteil: Seine Kindle-Bestellung wurde wegen einer Falscheingabe abgewiesen – Wesley hatte die letzten beiden Ziffern vertauscht.
:Nun sind alle drei am Haken der Sucht und treffen sich am Abend bei Wesley zu Hause. Robbie kommt zuerst und ist gleich Feuer und Flamme, auch die anderen Ur-Funktionen zu testen. Was ist zum Beispiel mit diesem Nachrichtenarchiv? Wesley wählt diesen Menüpunkt und bekommt Vorschläge zum Herunterladen von Artikeln der ''New York Times''.
:Robbie wählt ein Datum aus, den [[29. Januar]] [[Ereignisse im Stephen King Universum im Jahr 2009|2009]] – und zwar in der genau eine Millionsten Parallelwelt. Während der Artikel hochgeladen wird, stößt auch Don zu ihnen. Gemeinsam erfahren sie Erstaunliches: In dieser Dimension ist tatsächlich Hillary Clinton zur Präsidentin gewählt worden – als Nachfolgerin von Al Gore.
:Stundenlang durchsurfen sie fremde Welten, essen fast beiläufig Pizza, sind völlig gefangen. Welten, in denen Politiker an die Macht kommen, von denen sie noch nie etwas gehört haben; Welten, in denen Joe Biden oder ein ihnen allen unbekannter [[Linwood Speck]] Clintons Vizepräsident ist ... und in allen Welten, in denen Obama nicht Präsident wurde, war dies der Fall, weil er das Amt aus eigenen Stücken ablehnte.
:Die Faszination der Möglichkeiten schlägt sie in ihren Bann: Was etwa ist mit der Ermordung Kennedys? In allen 70 Welten, die sie überprüfen, ist Oswald der alleinige Täter; in anderen überlebt er den Tag und wird für eine weitere Amtszeit gewählt. Der Spaß hört auf, als sie auf eine Daseinsebene stoßen, in denen nach [[Ereignisse im Stephen King Universum im Jahr 1962|1962]] keine Einträge mehr zu finden sind, da der Atomkrieg Wirklichkeit geworden ist.
:Fest steht nach all dem Surfen nur, dass sich keine Schlüsse ziehen lassen, was in welcher Welt wahrscheinlicher ist; allem scheint ein wirres Zufallsprinzip zugrunde zu liegen. Don geht sogar so weit vorzuschlagen, dass Wesley das Kindle schnellstmöglich loswerden sollte. Als Don geht, zeigt sich, dass Robbie ganz anderer Meinung ist: Er sieht das Potential des Geräts, rät Wesley zum Beispiel, die in unserer Welt nie erschienenen Bücher unter seinem Namen zu veröffentlichen; Wesley ist jedoch zu integer, um dies ernsthaft in Betracht zu ziehen.

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