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Carrie (Film): Rezension (Ralf Ramge)

5 Byte hinzugefügt, 14:07, 19. Nov. 2008
K
Der Kommentar
Als die in keinster Weise aufgeklärte Carrie während des Duschens nach dem Sportunterricht erstmals die Freuden der Menstruation erlebt, bricht bei ihr die nackte Panik aus. Ihre Mitschülerinnen lachen sie lauthals aus und bewerfen sie mit Binden und Tampons, bis ihre Lehrerin [[Miss Collins]] (Betty Buckley) eingreift. Das Resultat ist ein Auftritt Carries beim Schuldirektor, welcher sich nichtmal ihren Namen merken kann oder möchte, sowie Nachsitzen für den Rest der Klasse.
Eine der betroffenen Mitschülerinnen ist [[Chris HargensonHargensen]] (Nancy Allen), der Inbegriff der verzogenen Göre und Möchtegernschlampe. Chris sieht natürlich in keinster Weise ein, sich von Miss Collins in einer Strafsitzung schleifen zu lassen und kassiert als weitere Ordnungsstrafe das schlimmste, was sich ein amerikanisches Teenagermädel wohl vorstellen kann: Das Verbot der Teilnahme am Abschlußball, dem anscheinend einzigen Grund, sich überhaupt einschulen zu lassen.
Lediglich eine Kollegin Carries, [[Sue Snell]] ([[Amy Irving]]), bringt Mitgefühl für die gehänselte graue Maus auf. Von schlechtem Gewissen geplagt überredet sie ihren Freund [[Tommy Ross]] (William Katt), an ihrer Stelle mit Carrie auf dem Abschlussball zu gehen.
Chris Hargenson hingegen sinnt auf Rache für den versauten Abschlußball. Zusammen mit ihrem unterbelichteten Lover [[Billy Nolan]] (John Travolta) heckt sie einen teuflischen Plan aus. Bei der Wahl zum Tanzpaar des Abends sollen die Wahlzettel ausgetauscht werden, so dass Carrie und Tommy die Wahl gewinnen. Auf der Bühne soll dann ein Eimer Schweineblut über Carrie gegossen werden. Doch sie ahnen nicht, daß Carrie eine heimliche Begabung hat. Carrie verfügt über die Gabe der Telekinese, dem Bewegen von Gegenständen durch die Macht ihres Willens. Und so führt der Weg direkt in ein Inferno.
 
==Der Kommentar==
[[Bild:Carrie (Film) 01.jpg|right|thumb|330px|Carrie erlebt den glücklichsten Moment ihres Lebens]]
Die Legende sagt, dass in den frühen siebziger Jahren ein Student der englischen Sprache sich neben dem Schreiben von Kurzgeschichten für Magazine wie Penthouse auch mal an einen Roman wagte. In seiner Behausung, einem [[Wohnwagen]], sitzend schrieb er und schrieb er - bis er seinen Roman fertiggestellt hatte und ihn voller Entsetzen gleich in den Mülleimer warf. Es heißt, seine Frau habe den Roman daraufhin wieder aus dem Papierkorb gefischt und ihn heimlich einem Verleger zugesandt, welcher das Buch prompt veröffentlichte. Der Name des jungen, an sich selbst zweifelnden Autors lautet Stephen King, der Titel seines Romans Carrie.
Carrie war ein völliger Flop. Niemand wollte das Buch kaufen, ein klassischer Ladenhüter. Sein zunächst nennenswertester Beitrag zur literarischen Kultur war, daß sein Verfasser durch die erfolgte Publikation Mut fasste und mit dem Schreiben weitermachte - wenn er schon das Glück hatte, einen recht schlechten Roman veröffentlichen zu können, befand er sich zumindest in einer guten Ausgangsposition für spätere Werke. Doch der Erfolg ließ auf sich warten. Zumindest bis das Erstlingswerk des jungen, aufstrebenden Autors auf einen ebenso jungen, aufstrebenden Filmemacher namens Brian De Palma traf.
Carrie ist in der Romanfassung ziemlich kurz. Auf jeden Fall kürzer als jene Werke Kings, welcher selbiger später nicht in Form eines Romans, sondern im Rahmen von Sammelbänden veröffentlichte. Streng genommen handelt es sich bei Carrie eher um eine Novelle. Sozusagen Glück für Lawrence D. Cohen, denn derartiges lässt sich leichter möglichst verlustfrei auf Spielfilmlänge reduzieren als knapp 1000- seitige Werke wie z.B. der ebenfalls aus Kings Feder stammende und hochkomplexe ''It'', an welchem Cohen einige Zeit später heftigst scheiterte. Die erste Hürde, welche der Verfasser eines Drehbuches im Falle einer Romanadaption in der Regel zu nehmen hat, ist das Straffen der Handlung des Romans. Es ist der Versuch, die Vorlage auf einen Bruchteil ihres eigentlichen Umfangs zu kürzen und hierbei die wesentlichen Aspekte des Werkes dennoch zu würdigen. Bei Carrie erscheint dies im Gegensatz zu späteren Romanen Kings nicht als nahezu unmöglich, sondern Carrie scheint geradewegs dafür prädestiniert. Nicht etwa, weil es eine Erzählung wäre, welche von vorneherein auf eine spätere Grundlage für ein Drehbuch ausgelegt wurde, wie es, um ein bekannteres Beispiel zu nennen, bei Michael Crichtons hochnotpeinlichem The Lost World mit seinem ausschließlich auf "Ich will mal ein leichtverdaulicher Spielberg-Film voller toller Spezialeffekte werden" ausgerichteten Inhalt der Fall gewesen ist. Carrie bietet sich hier vor allem durch seine unverhohlene literarische Naivität an, welche vielleicht auch der Grund gewesen sein dürfte, daß King das Manuskript als nicht gerade gelungen empfand. Die Geschichte ist nicht nur kurz, sondern auch straight forward erzählt, es gibt keine Nebenstränge in der Erzählung. Hinsichtlich seiner Komplexität rangiert Kings Roman auf der literarischen Ebene typischer Kinderliteratur - es ist möglich, eine Inhaltsangabe zu schreiben , welche sich nur auf die fortlaufende Handlung konzentriert und dem Leser anschließend den gesamten Roman nahezu verlustfrei vermittelt. Nichts anderes musste Cohen letzendlich tun.
[[Bild:Carrie (Film) 03.jpg|right|thumb|330px|Tommy, Carries Traumprinz für einen Abend|330px]]
Ein relevantes Problem für Cohen stellte offensichtlich jedoch das für den Film vorgesehene Budget dar. Im Roman legt Carrie die ganze Stadt in Schutt und Asche, der Film beschränkt sich auf die Zerstörung der Halle und ihres Wohnhauses. Dahinter dürfte zu einem Teil jedoch auch Absicht stecken, denn eine wilde Zerstörungsorgie voller explodierender Straßenzüge passt zwar durchaus in den Kontext des Buches, hätte dem resultierenden Film durch die notgedrungene Oberflächlichkeit der Bilder jedoch einen Hang zum plakativen Actionreißer verliehen, was in einem völligen Widerspruch zu Kings Intention stünde. King konzentrierte sich auf die Person der Carrie White, ihre Gedanken und ihre Psyche. Die Auswirkungen ihres Amoklaufes sind im Roman nur Beiwerk, dem Film hätten sie jedoch ihren Stempel zu sehr aufgedrückt.

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