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+ | {{cquote|Stille in dem Büro über der Scheune, in dem es heiß und sie verletzt und ihr Mann tot war. <br> Stille im Gästezimmer, in dem es kalt und ihr Mann fort ist. <br> Stille in dem Zimmer im Antlers, in dem sie beieinanderliegen, Scott und Lisey, ''jetzt sind wir zwei''. <br> Dann spricht der lebende Scott für den anderen, der 2006 tot und 1996 ''fort'' ist. ||| Kapitel X/18}} |
Version vom 18. Juni 2008, 15:41 Uhr
Stephen Kings Roman Love kommt mit einer sehr speziellen Erzählstruktur daher, die dem Leser viel Aufmerksamkeit abverlangt. Die Protagonistin Lisey Landon stellt zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes Scott fest, dass sie zahlreiche Erinnerungen an ihre Ehe unter einem – ihr purpurn erscheinenden – Schleier verborgen hat; sie hat im klassischen freudschen Sinne Schreckliches verdrängt.
Doch als sie sich endlich daran macht, Scotts altes Arbeitszimmer aufzuräumen, beginnen diese Erinnerungen schließlich, über sie hereinzubrechen – doch neben dem Schleier gibt es auch noch eine aktive innere Stimme, die Lisey davon abhalten will, sich zu erinnern. So kommt es zu einem steten Konflikt zwischen unvermittelt aufblitzenden Fetzen aus der Vergangenheit und Liseys Entschlossenheit, diese nicht ganz durchkommen zu lassen. Somit wird der Leser (vor allem im ersten Drittel des Romans) unablässig mit zusammenhangslosen Bruchstücken konfrontiert, welche die Spannung schüren und erst nach und nach aufgelöst werden. Hier ein Beispiel, das den Kampf der Erinnerungen gegen Liseys Bewusstsein demonstrieren soll: Sie denkt daran ...
... was die Krankenschwester am Tag nach dem Attentat auf Scott gesagt hatte. Oder (schweig, um Himmels willen, schweig) was sich im Winter 1996 (Sei still!) ereignet hatte. (HALT JETZT ENDLICH DEN MUND!) |
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— Kapitel V,5 |
Doch allmählich erinnert Lisey sich doch, vor allem, weil sie spürt, dass sie dies zulassen muss, um gegen den verrückten Inkunk Jim Dooley bestehen zu können. Die Vergangenheit holt sie jedoch keineswegs chronologisch ein – somit muss der Leser voll auf der Höhe sein, um stets zu wissen, was sich gerade wo abspielt, vor allem, weil manche Kapitel (wie bereits in ES) mitten im Satz unterbrochen werden, der dann im nächsten Kapitel weitergeht. Zur besseren Übersicht hier eine Aufschlüsselung der Erinnerungsebenen, ausgehend von einer Rahmenhandlung im Jahr 2006:
Kapitel | erste Ebene | zweite Ebene | dritte Ebene |
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II | 1988: Das Attentat durch den Irren Gerd Allen Cole | --- | --- |
IV | Juni 1979: Scotts Blut-Bool | --- | --- |
V | 1988: Wie Scott aus seinem Krankenbett verschwindet | --- | --- |
VII | Ihre Zeit in Bremen (keine genaue Jahresangabe) | --- | --- |
VIII | Oktober 1979: Unter dem Lecker-Baum erzählt Scott von seiner Vergangenheit | Scotts Kindheit: Er ist drei Jahre alt | --- |
X und XI | 1995 und 1996: Wie Scott vorübergehend katatonisch wird | 1979: Wie Scott ihr von Pauls Tod erzählt | Scotts Kindheit: Pauls Tod |
Wie oben zu sehen, erreicht diese "Verwirrung" ihren Höhepunkt, als sich der Handlungsstrang vierteilt und Lisey sich 2006 auf drei Ebenen zurückerinnert. Auch hier ein Zitat aus dem Buch, das die Verschachtelung der Handlungsebenen demonstriert:
Stille in dem Büro über der Scheune, in dem es heiß und sie verletzt und ihr Mann tot war. Stille im Gästezimmer, in dem es kalt und ihr Mann fort ist. Stille in dem Zimmer im Antlers, in dem sie beieinanderliegen, Scott und Lisey, jetzt sind wir zwei. Dann spricht der lebende Scott für den anderen, der 2006 tot und 1996 fort ist. |
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— Kapitel X/18 |