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Carrie: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. Januar 2008, 13:31 Uhr

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Croaton (5 / 5)

In meiner Referendarszeit gab mir ein Lehrer einen gut gemeinten Rat (den ich mittlerweile für blödsinnig halte): Besprich mit einer Klasse niemals ein Buch, das dir am Herzen liegt, denn wenn die Arbeit es nicht kaputt macht, dann spätestens die Reaktion der Schüler, die sowieso alles kategorisch ablehnen. So wählte ich für meinen ersten Leistungskurs Englisch, mit dem ich natürlich (!) unbedingt King lesen wollte, Carrie – kurz und meines Erachtens nicht so der Hammer. Sollte es mir madig gemacht werden, halb so wild.

Doch siehe da: Der Kurs war begeistert; Diskussionen über Carrie White, ihre teuflische Mutter und vor allem über die zum Erwürgen einladende Chris Hargensen ließen die Teilnahmebereitschaft am Unterricht in ungekannte Höhen steigen. Carrie war den Schülern allein altersmäßig näher als mir, und so versetzte ich mich weniger in Carrie, als in meine Kursteilnehmer – und verliebte mich in das Buch.

Man muss einfach mit Carrie fühlen, die im Schatten ihrer verrückten Mutter keinerlei Entfaltungsmöglichkeiten hat und erst in den letzten Tagen ihres Lebens so etwas wie Freiheit oder Glück erfährt. Der (anfangs so von King gar nicht geplante und nur zur Streckung des Kurzromans nachträglich hinzugefügte) Kunstgriff der Einschübe zieht die Spannungsschraube zu, da man – während die Handlung noch eher harmlos zu sein scheint - von den katastrophalen Ausmaßen erfährt, welche die Geschichte noch annehmen muss. Dass es Bücher über Carrie und sogar eine White-Kommission gibt und man bereits zu Beginn von "überlebenden Mitschülern" spricht, kommt wie ein Schock – man will unbedingt weiter lesen und wissen, was ihr nur geschehen mag. Der Hass, den King auf Margaret und Chris schürt, hält den Leser ebenfalls bei der Stange, denn er will vor allem eins: Rache!

Das Buch Carrie führt ein Schattendasein und wird angesichts des gewaltigen Gesamtwerks Kings oft übergangen oder als Erstling belächelt (es ist bezeichnend, dass der Roman Anfang 2008 selbst hier im KingWiki noch völlig unterging – drei Zeilen über Carrie White, sonst nichts!) – doch abgesehen von Anspielungen auf Personen und sonstige damals aktuellen Dinge, die man heute nicht mehr oder nur schwer versteht, hat der Roman nichts an seiner Brisanz verloren. Gut, Telekinese ist in unserer Zeit nicht mehr so spannend wie in den 70ern, doch das Schicksal gemobbter Schüler ist aktueller denn je.

Fazit: Kurz, spannend, nachdenklich stimmend – und völlig zu unrecht auch für viele King-Fans ein Mauerblümchen. Tipp: Entdeckt Carrie wieder!