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Joyland: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen

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King stürzt sich kopfüber in die bunte Jahrmarktswelt und klappert genüsslich alle Klischees ab: Die Schausteller sind bauernschlaue Schlitzohren, die Besucher spießige Tölpel und natürlich spukt es in der Geisterbahn. Teilweise ist das ganze so überzeichnet, dass es mehr wie eine Parodie wirkt - dazu würde dann auch das Cover der Originalausgabe passen. Besonders wenn unser junger Helden plötzlich von einer bestimmt zehn Jahre älteren Frau verführt wird, die er ein paar Wochen vorher zufällig am Strand getroffen hat, muss man nochmal überprüfen, ob man  wirklich nach dem neuen King gegriffen hat und nicht nach einer Sammlung Penthouse-Briefe. Immerhin - bei allen Klischees - die Schausteller bekommen diesmal ein kleines bisschen mehr charakterliche Tiefe als ihre gemeingefährlichen durchs Land ziehenden Kollegen in ''Doctor Sleep'' oder ''Der Fluch''.
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King stürzt sich kopfüber in die bunte Jahrmarktswelt und klappert genüsslich alle Klischees ab: Die Schausteller sind bauernschlaue Schlitzohren, die Besucher spießige Tölpel und natürlich spukt es in der Geisterbahn. Teilweise ist das ganze so überzeichnet, dass es mehr wie eine Parodie wirkt - dazu würde dann auch das Cover der Originalausgabe passen. Besonders wenn unser junger Helden plötzlich von einer bestimmt zehn Jahre älteren Frau verführt wird, die er ein paar Wochen vorher zufällig am Strand getroffen hat, muss man nochmal überprüfen, ob man  wirklich nach dem neuen King gegriffen hat und nicht nach einer Sammlung Penthouse-Briefe. Immerhin - bei allen Klischees - die Schausteller bekommen diesmal ein kleines bisschen mehr charakterliche Tiefe als ihre gemeingefährlichen durchs Land ziehenden Kollegen in ''Doctor Sleep'' oder ''Der Fluch''. Das ist ja auch schon mal etwas.
  
Unser Autor schreibt immer wieder Geschichten bei denen die Handlung nach und nach in den Hintergrund tritt und es eigentlich nur darum geht eine ganz bestimmte Stimmung einzufangen. Für mich fällt ''Joyland'' eindeutig in diese Kategorie. Während der Plot zwischen der täglichen Arbeit im Park und neuen Begegnungen dahinplätschert wird immer klarer worum es eigentlich geht - einen langer Sommer, jugendlichen Liebeskummer, die Suche nach einem neuen Platz im Leben. Das funktioniert tatsächlich ziemlich gut - jedenfalls solange bis Devis plötzlich in einen Mörderplot rutscht. Dass eine Story die so verträumt-realistisch beginnt plötzlich in einem Schusswechsel im Mondschein enden muss fand ich an sich schon überzogen. Dazu kommt, dass das Spiel mit Klischees und Überzeichnungen gegen Ende leider auch nicht mehr richtig funktioniert. Zumal die typische Schurkenkrankheit an der unser sonst so gewiefter Jahrmarktmörder gegen Ende zu leiden scheint ("Ich könnte dich jetzt erschießen und das werde ich auch tun, aber vorher erzähle ich dir noch ein bisschen über mein Leben und wir fahren Riesenrad") zu den Klischees gehört, die ich auch aus einem so augenzwinkernden Setting reißen.
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Unser Autor schreibt immer wieder Geschichten bei denen die Handlung nach und nach in den Hintergrund tritt und es eigentlich nur darum geht eine ganz bestimmte Stimmung einzufangen. Für mich fällt ''Joyland'' eindeutig in diese Kategorie. Während der Plot zwischen der täglichen Arbeit im Park und neuen Begegnungen dahinplätschert wird immer klarer worum es eigentlich geht - einen langen Sommer, jugendlichen Liebeskummer, die Suche nach einem neuen Platz im Leben. Das funktioniert tatsächlich ziemlich gut - jedenfalls solange bis Devis plötzlich in einen Mörderplot rutscht. Dass eine Story die so verträumt-realistisch beginnt plötzlich in einem Schusswechsel im Mondschein enden muss fand ich an sich schon überzogen. Dazu kommt, dass das Spiel mit Klischees und Überzeichnungen gegen Ende leider auch nicht mehr richtig funktioniert. Zumal die typische Schurkenkrankheit an der unser sonst so gewiefter Jahrmarktmörder gegen Ende zu leiden scheint ("Ich könnte dich jetzt erschießen und das werde ich auch tun, aber vorher erzähle ich dir noch ein bisschen über mein Leben und wir fahren Riesenrad") zu den Klischees gehört, die mich auch aus einem so augenzwinkernden Setting reißen.
  
 
Dazu kommen noch ein paar King-typische Eigenheiten, die für mich nicht wirklich zur Geschichte passen. Das alles aus Sicht des gealterten Devis erzählt wird, ist ein Kniff den King für mich langsam ausgereizt hat, zumal diese zweite Erzählebene hier - im Gegensatz zum Beispiel zu ''Green Mile'' - nicht wirklich zur Stimmung beiträgt. So musste ich immer wieder mit mir kämpfen, die Einwürfe aus der Gegenwart unseres Erzählers nicht einfach zu überspringen. Auch Mikes übersinnliche Gabe wirkt ein bisschen stiefmütterlich in die Story gepflanzt. Sie wird genau einmal wichtig und verliert sich sonst in kryptischen Andeutungen und Hinweisen, die von überall hätten kommen können. Außerdem fand ich es ein bisschen schade, dass die an sich ziemlich spannende Beziehung Wunderheiler-Großvater und totkranker übersinnlich-begabter Enkel nicht noch ein Stück weiter verfolgt wurde.
 
Dazu kommen noch ein paar King-typische Eigenheiten, die für mich nicht wirklich zur Geschichte passen. Das alles aus Sicht des gealterten Devis erzählt wird, ist ein Kniff den King für mich langsam ausgereizt hat, zumal diese zweite Erzählebene hier - im Gegensatz zum Beispiel zu ''Green Mile'' - nicht wirklich zur Stimmung beiträgt. So musste ich immer wieder mit mir kämpfen, die Einwürfe aus der Gegenwart unseres Erzählers nicht einfach zu überspringen. Auch Mikes übersinnliche Gabe wirkt ein bisschen stiefmütterlich in die Story gepflanzt. Sie wird genau einmal wichtig und verliert sich sonst in kryptischen Andeutungen und Hinweisen, die von überall hätten kommen können. Außerdem fand ich es ein bisschen schade, dass die an sich ziemlich spannende Beziehung Wunderheiler-Großvater und totkranker übersinnlich-begabter Enkel nicht noch ein Stück weiter verfolgt wurde.

Aktuelle Version vom 1. Februar 2019, 12:06 Uhr

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Cujo (4/5)

Schon bei "Wind" entdeckte ich eine erfreuliche und wohl altersbedingte Veränderung bei unserem grossen Meister. Hatte er bisher die Angewohnheit, die meisten sympathischen Charaktere einer Story einen mehr oder weniger hässlichen Tod sterben zu lassen, zumindest einen "Opfertod" im Sinn der Erlösungsopern Richard Wagners, so lässt er nun von Altersmilde geprägt die Mehrzahl der "Guten" leben.

Das ist der erste Gedanke nach dem Lesen von "Joyland": Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass nicht nur Devin, sondern auch Erin und sogar auch Annie überleben "dürfen". Es darf doch mal sein, dass die Bösen besiegt werden, dass die guten und die unheimlichen Geister beruhigt und befriedigt sind, und unsere Helden noch am Leben bleiben dürfen. Dass Mike sterben wird und muss, das ist schon bald einmal klar. Aber ein Menschenleben genügt, darum die Dankbarkeit. Mir ging es deutlich besser als nach "Der dunkle Turm".

Dann war ich auch gerührt, wie schlicht und einfach hier eine Episode aus dem Leben eines jungen Mannes erzählt wird, der nicht der ganz grosse Held (aber doch ein mehrfacher Lebensretter) ist, der überlegt, zur Musik der Doors oder gar zu "dark side of the moon" (wie schön, da war ich auch jung) abzutreten, und mit dem es das Leben gut meint. Selten war eine Sex-Szene bei King so lustig und menschenfreundlich erzählt wie Devins "Entjungferung" im Ross'schen Anwesen.

Warum denn keine 5, werdet Ihr fragen. Das liegt darin, dass ich etwa nach Seite 300 einen Teil des Finales kommen sah. Es war ja klar, dass nur zwei Menschen als Mörder in Frage kamen, und der Meister drückte unsere Nasen etwas zu fest auf diese Wahrheit, wie er Devin und Erin in aller Öffentlichkeit die Akten sichten lässt.

Trotzdem: Eine gute, wirklich gute Story. Und ganz gut ist, dass ich nicht weiss, was ich jetzt da gelesen habe: Gespenstergeschichte, Krimi oder Entwicklungsroman.

Croaton (4 / 5)

Joyland ist nach Colorado Kid der zweite Krimi Kings für den Verlag "Hard Case Crime". Nur dass dies gar kein Krimi ist, noch weniger sogar als der eben genannte Vorgänger. Und genau das ist der Haken. Aber dazu später.
Im Grunde ist Joyland ein überaus unterhaltsames Buch, das den Leser vermittels offenbar guter Recherche seitens des Autors perfekt in die Welt der Vergnügungsparks zu ziehen versteht. Ich kenne nur die englische Originalversion, doch die dortige, sehr eigentümliche Sprache der Mitarbeiter des Parks trägt wesentlich dazu bei, dass man sich fühlt, als würde einem ein ganz besonders exklusiver Einblick gewährt, ein Eindruck, der durch die Sichtweise des Ich-Erzählers Devin Jones unterstützt wird. Bleibt zu hoffen, dass es dem Übersetzer gelingt, hier nicht ins Absurde abzugleiten, sondern dass er seinerseits Recherche betrieb!
Doch kann der Roman sich nicht entscheiden, was er sein will. Ein Liebesroman? Dafür spricht der ständige Liebeskummer der Hauptperson und der Umstand, dass die einzelnen Kapitel doch tatsächlich durch Herzchen voneinander getrennt sind ... Ein Krimi? Eher nicht, denn zwar spielt ein Mord eine Rolle, doch ist dieses Verbrechen, das im Laufe der Werbung für den Roman ins Zentrum gestellt wurde, nur eine Nebenhandlung ... Ein übersinnlicher Roman? In der Geisterbahn geht wahrhaftig ein Geist um, und einmal mehr bemüht King ein mit dem zweiten Gesicht begabtes Kind ...
Dass King mit Liebesgeschichten so seine Probleme hat, demonstrierte er für mich vor allem in Glas, dass King kein Krimiautor ist, zeigte Colorado Kid, und das übersinnliche Kind ist jetzt endgültig arg überstrapaziert. Dennoch möchte ich die zweithöchste Wertung vergeben, da ich mich durchwegs gut unterhalten fühlte, was der alleroberste Anspruch ist, den ich an King stelle.

Fazit: Ein mitreißendes Buch, dem ein eindeutigeres Genre gut getan hätte.

Mr. Dodd (5 / 5)

Als Allererstes möchte ich Heyne ein Lob aussprechen. Sie haben dem Buch doch tatsächlich einen vernünftigen Titel gegeben, indem sie den Originaltitel gar nicht erst übersetzt haben. "Spaß" oder ein ähnlicher Unsinnstitel bleibt dem deutschen Leser diesmal erspart.

Insgesamt empfand ich Joyland als komplett gelungen. Es stimmt einfach alles, die Atmossphäre in dem Vergnügungspark, die Charaktere und auch die Spannungsmomente. Tatsächlich konnte ich mich mit dem Ich-Erzähler-Stil anfreunden, da Devin Jones als sehr sympathischer Zeitgenosse herüberkommt und es ihm bzw. King gelingt, den Zeitgeist von 1973 einzufangen und das so als wäre man wirklich da. Einzig sein Liebeskummer wird zu oft betont. In Anbetracht der Tatsache, dass er seine Geschichte als 60-Jähriger erzählt, nervt es schon alle vier oder fünf Seiten in der ersten Hälfte daran erinnert zu werden, dass er nicht verstehen kann, wie seine erste große Liebe ihn verlassen konnte. Aber das ist nur eine Kleinigkeit.
Besonders gelungen sind auch die Nebencharaktere und das so gut, dass das allzu frühe Ableben eines Tom Kennedy einem als Leser schon betroffen macht. Oder auch Mike Ross, ein schwerkranker Junge, der trotz allem Lebensmut zeigt, aber sein Schicksal bereits akzeptiert hat. Andere Charaktere wissen auch zu gefallen, sei es Erin Cook, Gary Allen und selbst der mir so unsympathische Eddie Parks bekommt noch seinen besonderen Auftritt, der ihn für die Hauptperson unglaublich wichtig macht.

In ein bestimmtes Genre lässt sich der Roman dabei nicht einordnen. Die Erzählung ist eher eine Mischung aus Liebesgeschichte, Krimi und Mystery. Auch hier kann King nicht auf eine übersinnliche Begabung verzichten, die sogar essentiell wichtig wird. Im Ganzen ist es jedoch die Erinnerung eines alten Mannes an den aufregendsten Sommer/Herbst seines Lebens, bestehend aus allen Elementen, die das Leben zu bieten hat: Liebeskummer, Arbeit, Freundschaft, Freude und Angst.

Fazit: Ein nostalgischer und sehr gut gelungener Rückblick Kings in die 1970er Jahre.

Hammy (3 / 5)

Als ich erfahren habe, dass es ein neues Buch von King gibt, hab ich es mir sofort bei Amazon bestellt. Im Urlaub hatte ich nun auch genügend Zeit es zu lesen.

Ich muss sagen, dass Joyland ganz anders ist als viele seiner bisherigen Romane. Es ist gut, aber das ist eben auch schon alles. Vielleicht bin ich aber auch zu anspruchsvoll? Ich war sehr erstaunt darüber, wie schnell ich damit fertig war. Es ist leicht zu lesen, es zog mich in seinen Bann und ich wollte es kaum aus der Hand legen, aber so alles in allem habe ich mir mehr davon erhofft. Di Story ist gut, die Charaktere sind auch gut, aber leider finde ich die ganze Geschichte einfach zu vorhersehbar. Ich habe mir schon zu Amfang gedacht, dass der Serienkiller immer noch im Park arbeiten muss. Im Laufe der Geschichte war mir dann auch klar um wen es sich handelt. Und es war nicht wirkich schwer zu erraten. Was ich allerdings sehr gut fand, und das muss ich auch nochmal betonen, ist die Tatsache, wie sehr King es immer wieder schafft seine Leser für ein Buch zu interessieren. Diese Legende von der Geisterbahn hat es echt in sich. Sie ist gelungen, macht "Hunger" auf mehr und ist einfach gut. Allein wegen dieser Legende habe ich das Buch weitergelesen. Das war für mich wirklich das spannendste am Buch. Aber auch die übersinnliche Fähigkeit des schwerkranken Jungen ist einfach Lesenswert. Ebenso sind die Charaktere gut ausgearbeitet, man kann sich in sie hineinversetzen, mitfühlen und ist, wie in allen Büchern Kings, immer ein kleiner unsichtbarer Teil der Handlung selbst.

King hat hier ein gutes Werk vollbracht, doch meiner Meinung nach nicht das Beste. Ich vergebe hier nur 3 von 5 Punkten, weil mich das Buch einfach nicht aus den Socken gehauen hat. Es hat es getan, ebenso Die Arena sowie einige andere Meisterwerke Kings. Mein persönliches Fazit: Ein guter Krimi mit übersinnlicher Handlung.

Vermis (4 / 5)

Nachdem ich schon Colorado Kid gelesen hatte, hab ich mir auch Joyland nochmal durchgelesen.

Das Setting ist wiedermal gelungen, die Atmosphäre im Vergnügungspark ist Toll, die Beschreibungen der Arbeiten finde ich nicht mal langweilig, eher faszinierend. Devin Jones' Liebeskummer wird zwar etwas oft betont, aber damit konnte ich mich abfinden. Sowieso würde ich Joyland zu Kings Gefühlsbetonteren Geschichten zählen. Die Figuren wirken etwas Klischeehaft, aber das ist nicht allzu schlimm gewesen. Ein Problem gibt es dennoch, und das ist die Einordnung in ein bestimmtes Genre.

Ein Krimi ist es nun wirklich nicht, die Handlung mit dem Kirmesmörder und der Showdown wirken aus dem Kontext gerissen und etwas lustlos runtergeschrieben. Was als schöne Erinnerung an einen aufregenden Sommer beginnt, endet für mich damit fast in einem Witz. Auch die Handlung um den Geist von Linda Gray wird zu schnell abgehandelt. Als ginge es nur um Devins Arbeit im Park, und sowohl der Liebeskummer, die Ghost-Story und die Krimi Geschichte wären nur kleine Nebenhandlungen, die immer nur kurz gestreift werden, aber deren Potenzial King nicht vollständig nutzt. Enttäuscht bin ich von Joyland nicht, aber als Meisterwerk würde ich es nicht bezeichnen. Hätte King sich auf eine der Handlungen stärker Konzentriert - nur die Liebesgeschichte, nur die Ghost-Story, oder nur die Krimi-Story - dann wäre das Buch besser, so aber wird zu viel Potenzial verschenkt, den diese Handlungsstränge einzeln gehabt hätten. Im direkten Vergleich mit Colorado Kid schneidet Joyland zwar etwas besser ab, trotzdem würde ich mir wünschen, King würde endlich mit seinen Krimi-Versuchen aufhören, wenn die Mercedes-Trilogie beendet ist. Der Roman bekommt 4/5 Punkte von mir.

Horaz Klotz (3 / 5)

King stürzt sich kopfüber in die bunte Jahrmarktswelt und klappert genüsslich alle Klischees ab: Die Schausteller sind bauernschlaue Schlitzohren, die Besucher spießige Tölpel und natürlich spukt es in der Geisterbahn. Teilweise ist das ganze so überzeichnet, dass es mehr wie eine Parodie wirkt - dazu würde dann auch das Cover der Originalausgabe passen. Besonders wenn unser junger Helden plötzlich von einer bestimmt zehn Jahre älteren Frau verführt wird, die er ein paar Wochen vorher zufällig am Strand getroffen hat, muss man nochmal überprüfen, ob man wirklich nach dem neuen King gegriffen hat und nicht nach einer Sammlung Penthouse-Briefe. Immerhin - bei allen Klischees - die Schausteller bekommen diesmal ein kleines bisschen mehr charakterliche Tiefe als ihre gemeingefährlichen durchs Land ziehenden Kollegen in Doctor Sleep oder Der Fluch. Das ist ja auch schon mal etwas.

Unser Autor schreibt immer wieder Geschichten bei denen die Handlung nach und nach in den Hintergrund tritt und es eigentlich nur darum geht eine ganz bestimmte Stimmung einzufangen. Für mich fällt Joyland eindeutig in diese Kategorie. Während der Plot zwischen der täglichen Arbeit im Park und neuen Begegnungen dahinplätschert wird immer klarer worum es eigentlich geht - einen langen Sommer, jugendlichen Liebeskummer, die Suche nach einem neuen Platz im Leben. Das funktioniert tatsächlich ziemlich gut - jedenfalls solange bis Devis plötzlich in einen Mörderplot rutscht. Dass eine Story die so verträumt-realistisch beginnt plötzlich in einem Schusswechsel im Mondschein enden muss fand ich an sich schon überzogen. Dazu kommt, dass das Spiel mit Klischees und Überzeichnungen gegen Ende leider auch nicht mehr richtig funktioniert. Zumal die typische Schurkenkrankheit an der unser sonst so gewiefter Jahrmarktmörder gegen Ende zu leiden scheint ("Ich könnte dich jetzt erschießen und das werde ich auch tun, aber vorher erzähle ich dir noch ein bisschen über mein Leben und wir fahren Riesenrad") zu den Klischees gehört, die mich auch aus einem so augenzwinkernden Setting reißen.

Dazu kommen noch ein paar King-typische Eigenheiten, die für mich nicht wirklich zur Geschichte passen. Das alles aus Sicht des gealterten Devis erzählt wird, ist ein Kniff den King für mich langsam ausgereizt hat, zumal diese zweite Erzählebene hier - im Gegensatz zum Beispiel zu Green Mile - nicht wirklich zur Stimmung beiträgt. So musste ich immer wieder mit mir kämpfen, die Einwürfe aus der Gegenwart unseres Erzählers nicht einfach zu überspringen. Auch Mikes übersinnliche Gabe wirkt ein bisschen stiefmütterlich in die Story gepflanzt. Sie wird genau einmal wichtig und verliert sich sonst in kryptischen Andeutungen und Hinweisen, die von überall hätten kommen können. Außerdem fand ich es ein bisschen schade, dass die an sich ziemlich spannende Beziehung Wunderheiler-Großvater und totkranker übersinnlich-begabter Enkel nicht noch ein Stück weiter verfolgt wurde.

Fazit: Das Buch dümpelt nett atmosphärisch dahin, verstrickt sich aber gegen Ende ein bisschen zu sehr in der Krimi-Nebenhandlungen. Insgesamt gute drei Punkte auf meiner persönlichen King-Skala.


V E Artikel über Joyland
RomanInhaltsangabeRezension Rezension des Hörbuchs • Coverpage
Charaktere: Devin JonesMiloErin CookTom KennedyGary AllenFred DeanLane HardyLinda GrayEmmalina ShoplawAnnie RossMike RossWendy Keegan

Schauplätze: Heaven's BayJoyland ParkMrs. Shoplaws Strandquartier
Sonstiges: Die Opfer des KirmesmördersConies