Nächtliche Brandung: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Charaktere wirken hölzern und konstruiert, die Atmosphäre ist schlecht, sogar die Handlung ist langweilig und nichtssagend. | Die Charaktere wirken hölzern und konstruiert, die Atmosphäre ist schlecht, sogar die Handlung ist langweilig und nichtssagend. | ||
Mit dieser Kurzgeschichte konnte ich nichts anfangen. Gut, dass sie so kurz war. | Mit dieser Kurzgeschichte konnte ich nichts anfangen. Gut, dass sie so kurz war. | ||
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+ | Ich hatte ja schon bei der Rezension zu ''Das letzte Gefecht'' erwähnt, dass mir die kleinen menschlichen Geschichten und persönlichen Schicksale, die King in seinen Weltuntergangsepos einbaut oft besser gefallen als die ganz großen philosophischen Fragen, die er zwischen dem nur bösen Flagg und der nur guten Gruppe rund um Mutter Abagail verhandelt - und die schließlich durch ein Eingreifen "von oben" gelöst werden müssen. Gegen dieses Fantasyaufgebot waren die kleinen Geschichten rund um einzelne Überlebende, die versuchten blutige Revolutionen anzuzetteln, sich in Kühlkammern einschlossen oder ganz still für sich allein verzweifelten um einiges realistischer, menschlicher und - für mich - spannender. Insofern ging ich ziemlich optimistisch an die ''Nächtliche Brandung'', immerhin wurde mir hier eine einzige Zusatzszene versprochen, die das Ergebnis der Supergrippe auf einen kleinen, persönlichen Rahmen herunterbricht. Das funktioniert auch recht gut - nur leider spielen die Charaktere nicht richtig mit. | ||
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+ | Für die Kürze der Geschichte gelingt es King gut ein Gefühl von melancholischer Resignation aufzubauen, das irgendwie ziemlich gut ins Weltuntergang-Motiv passt. Die Jugendlichen ahnen, dass sie die letzten Menschen im Umkreis - wenn nicht der ganzen Welt - sind, aber statt nach Boulder-Manier eine neue Gesellschaft zu errichten und für die Zukunft zu kämpfen, sitzen sie am Strand, betrinken sich, hören Radio und verlieren sich in Gedanken an ihr altes Leben. Dass sie gerade einen Menschen verbrannt haben gerät da schnell in den Hintergrund. Was natürlich religions-psychologisch ganz spannend ist - natürlich wissen sie alle, dass es nicht helfen wird, aber schaden kann so ein Menschenopfer ja auch nicht. | ||
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+ | Das große Problem sind die Charaktere - grundsätzlich finde ich es immer gut, wenn King sich an Unsympathen wagt. Aus meiner Sicht oft einer der großen Vorteile von Kurzgeschichten, wenn unser Autor zu viel Zeit mit den Figuren verbringen muss, kann er meistens nicht anders als sie langsam aber sicher doch in die klassische Helden-Form zu pressen. Die ''Brandung''-Jugendlichen bleiben nett unheroisch, aber leider auch ziemlich unnahbar. Für Waisen, die auf einen Schlag ihre Eltern, Familien und Bekannten verloren haben sind sie dann doch eine Spur zu gefühlskalt. Ein paar Seiten mehr hätten wahrscheinlich gereicht, um hier einiges mehr an psychologischer Tiefe auszuleuchten. Stattdessen müssen wir Susies Geplapper zuhören - das mir mit der Zeit auch ein bisschen auf die Nerven ging. | ||
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+ | Dagegen gefällt mir wie nonchalant die Figuren mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden. Die Symptome tauchen ohne große dramatische Szenen auf und besiegeln das Schicksal der Infizierten. Kurz wird darüber diskutiert, aber eigentlich ist klar dass kaum jemand überleben wird. Der eindrucksvollste Moment für mich war dann auch nicht die dramatische Verbrennung am Anfang, sondern die tragische, kleine, stille Szene am Ende, als der bis dahin so gefühlskalte Bernie allein im Dunkeln sitzt und an seine tote Freundin denkt. | ||
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+ | Fazit: Trotz aller Probleme mit den Charakteren eine nett melancholische Momentaufnahme aus der Welt nach dem Supervirus. | ||
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Version vom 17. Januar 2019, 11:12 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Winterspecht (2 / 5)
Stephen King's Erzählung Nächtliche Brandung kann man getrost als eine erste Skizze zu Das letzte Gefecht verstehen. Captain Trips, spricht das Supervirus A6 dreht hier das erste Mal seine Runden. Wir begegnen einer handvoll Jugendlicher am Strand in einer bereits post-apokalyptischen Umgebung, die gerade Alvin Sackheim) verbrannt haben, der sich diese Supergrippe eingefangen hat. Das ganze war gedacht als ein Menschenopfer, um die "Bösen Geister" davon abzuhalten, die Gruppe ebenfalls zu infizieren. Keiner glaubt natürlich diesen Humbug, aber alle machen mit, um mal etwas Neues auszuprobieren. Die Symptome zeigen sich trotzdem auch innerhalb der Gruppe.
Das ist dann auch schon die ganze Geschichte und sie ist, wie sie da steht, lau. Allein dass sie zum Radius von The Stand gehört, macht sie etwas attraktiver, für sich allein genommen, bietet sie zu wenig.
Mr. Dodd (3 / 5)
Die drei Punkte gebe ich bloß, weil die Geschichte wie eine frühe Form oder sogar wie ein Teil von Das letzte Gefecht wirkt. Ansonsten ist es ziemlich stupide erzählt. Susie ist eine Nervensäge, die leider zuviel zu sagen hat in dieser Kurzgeschichte. Auch der Erzähler kommt einen umsympathisch rüber. Handlung ist so gut wie kaum vorhanden, das interessanteste dürfte da noch die rituelle Verbrennung eines Seuchenopfers sein.
Wirkt wie ein Trailer zu Das letzte Gefecht, vielleicht wäre es sogar ganz gut gewesen die zwölf Seiten irgendwie noch mit in den Roman zu quetschen.
Woingenau300 (1 / 5)
Diese zugegebenermaßen sehr kurze Geschichte hat für mich eine Wirkung wie zum Beispiel die Story Abschlusstag aus Sunset- sie ist vom Umfang her sehr bemessen, vom Inhalt her unbedeutend. Was wohl so eine Art Ergänzung für Das letzte Gefecht sein soll (vielleicht auch ein rausgestrichenes Kapitel), ist so dermaßen langweilig, dass es mich wundert, dass diese Geschichte von King kommt. Die Charaktere wirken hölzern und konstruiert, die Atmosphäre ist schlecht, sogar die Handlung ist langweilig und nichtssagend. Mit dieser Kurzgeschichte konnte ich nichts anfangen. Gut, dass sie so kurz war.
Horaz Klotz (3 / 5)
Ich hatte ja schon bei der Rezension zu Das letzte Gefecht erwähnt, dass mir die kleinen menschlichen Geschichten und persönlichen Schicksale, die King in seinen Weltuntergangsepos einbaut oft besser gefallen als die ganz großen philosophischen Fragen, die er zwischen dem nur bösen Flagg und der nur guten Gruppe rund um Mutter Abagail verhandelt - und die schließlich durch ein Eingreifen "von oben" gelöst werden müssen. Gegen dieses Fantasyaufgebot waren die kleinen Geschichten rund um einzelne Überlebende, die versuchten blutige Revolutionen anzuzetteln, sich in Kühlkammern einschlossen oder ganz still für sich allein verzweifelten um einiges realistischer, menschlicher und - für mich - spannender. Insofern ging ich ziemlich optimistisch an die Nächtliche Brandung, immerhin wurde mir hier eine einzige Zusatzszene versprochen, die das Ergebnis der Supergrippe auf einen kleinen, persönlichen Rahmen herunterbricht. Das funktioniert auch recht gut - nur leider spielen die Charaktere nicht richtig mit.
Für die Kürze der Geschichte gelingt es King gut ein Gefühl von melancholischer Resignation aufzubauen, das irgendwie ziemlich gut ins Weltuntergang-Motiv passt. Die Jugendlichen ahnen, dass sie die letzten Menschen im Umkreis - wenn nicht der ganzen Welt - sind, aber statt nach Boulder-Manier eine neue Gesellschaft zu errichten und für die Zukunft zu kämpfen, sitzen sie am Strand, betrinken sich, hören Radio und verlieren sich in Gedanken an ihr altes Leben. Dass sie gerade einen Menschen verbrannt haben gerät da schnell in den Hintergrund. Was natürlich religions-psychologisch ganz spannend ist - natürlich wissen sie alle, dass es nicht helfen wird, aber schaden kann so ein Menschenopfer ja auch nicht.
Das große Problem sind die Charaktere - grundsätzlich finde ich es immer gut, wenn King sich an Unsympathen wagt. Aus meiner Sicht oft einer der großen Vorteile von Kurzgeschichten, wenn unser Autor zu viel Zeit mit den Figuren verbringen muss, kann er meistens nicht anders als sie langsam aber sicher doch in die klassische Helden-Form zu pressen. Die Brandung-Jugendlichen bleiben nett unheroisch, aber leider auch ziemlich unnahbar. Für Waisen, die auf einen Schlag ihre Eltern, Familien und Bekannten verloren haben sind sie dann doch eine Spur zu gefühlskalt. Ein paar Seiten mehr hätten wahrscheinlich gereicht, um hier einiges mehr an psychologischer Tiefe auszuleuchten. Stattdessen müssen wir Susies Geplapper zuhören - das mir mit der Zeit auch ein bisschen auf die Nerven ging.
Dagegen gefällt mir wie nonchalant die Figuren mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden. Die Symptome tauchen ohne große dramatische Szenen auf und besiegeln das Schicksal der Infizierten. Kurz wird darüber diskutiert, aber eigentlich ist klar dass kaum jemand überleben wird. Der eindrucksvollste Moment für mich war dann auch nicht die dramatische Verbrennung am Anfang, sondern die tragische, kleine, stille Szene am Ende, als der bis dahin so gefühlskalte Bernie allein im Dunkeln sitzt und an seine tote Freundin denkt.
Fazit: Trotz aller Probleme mit den Charakteren eine nett melancholische Momentaufnahme aus der Welt nach dem Supervirus.
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