Das Schreckgespenst: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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Trauriger Höhepunkt ist der Tod des dritten Kindes, welches der feige Vater einfach dem Schreckgespenst überlässt. Zum Glück bekommt er am Ende selber seine gerechte Strafe und wird in der Psychatrie von dem Schreckgespenst geschnappt. | Trauriger Höhepunkt ist der Tod des dritten Kindes, welches der feige Vater einfach dem Schreckgespenst überlässt. Zum Glück bekommt er am Ende selber seine gerechte Strafe und wird in der Psychatrie von dem Schreckgespenst geschnappt. | ||
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+ | ==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)== | ||
+ | Auf den ersten Blick verbaut King in ''Das Schreckgespenst'' ein paar ziemlich konventionelle Horror-Bausteine. Ein Gespenst, das nachts Kinder erschreckt. Soso. Und dann versteckt es sich auch noch im Wandschrank. Dass diese Kurzgeschichte sich trotz aller Klischees so nett von der Masse an typischen Gespenstergeschichten abhebt, liegt vor allem an ein paar sehr cleveren Twists. Zum einen die Wahl des Erzählers - während ziemlich jeder andere Autor die Angriffe aus Sicht der Kinder beschreiben würde, bleibt King in der Perspektive des Vaters dessen Hilflosigkeit die Geschichte auf ein ganz neues Horror-Level hebt. Die Angst, eines Nachts plötzlich am Bett eines toten Kindes zu stehen, dürften wohl alle Eltern nachvollziehen können. | ||
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+ | Der zweiter Kniff ist, den Ich-Erzähler einfach mal zum absoluten Unsympathen zu machen. Der Vater, der mit ansehen muss wie ein Kind nach dem anderen von einem Monster geholt wird, und damit eigentlich für den Posten des Mitleidträgers prädestiniert wäre ist ein hemmungsloser Rassist und Sexist. Das finde ich nett erfrischend - und recht mutig, so früh in Kings Schriftsteller-Karriere. Außerdem hat es eine Art morbide Faszination sich so lange in Billings' Hasstiraden zu verlieren, bis man sich am Ende nicht mehr sicher ist, wer hier das echte Monster ist. Tatsächlich habe ich beim ersten Lesen halb auf eine Auflösung gewartet, dass das Schreckgespenst - das zufällig mit der Familie umzieht und immer wieder im Kinderzimmer wütet, kurz bevor unsere Hauptfigur hereingestürmt kommt, einfach nur ein dunkler Persönlichkeitsaspekt des Erzählers ist. | ||
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+ | Der Schluss gibt das aber nicht wirklich her - und lässt mich tatsächlich etwas unschlüssig zurück. Beim ersten Lesen fand ich ihn einfach wegen seiner unerwarteten Schockwirkung klasse. In einer Welt in der Monster in Kinderschränken lauern, kann man einfach niemandem vertrauen. Beim zweiten Lesen habe ich dann nach Hinweisen gesucht, die irgendwie auf den Twist hindeuten - vergebens. Der letzte Auftritt des Gespensts kommt einfach aus dem Nichts. In der einen Sekunde ist Dr. Harper der perfekte Psychiater und dann zack - das Schreckgespenst, das damit im letzten Absatz auch noch einmal sein ganzes bisheriges Jagdverhalten über den Haufen wirft. Hier wurde tatsächlich ein bisschen Potential vertan. | ||
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+ | Fazit: Ein tatsächlich schauriges Monster, eine nett unsympathische Hauptfigur und ein Twist der - trotz allem - halbwegs funktioniert. Gefällt mir. | ||
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Version vom 7. Dezember 2018, 12:13 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
SonjaLiebscher(5/ 5)
Das Schreckgespenst ist wohl das ehrlichste Werk Kings. Es ist eine sehr erschreckende Geschichte, mit einem sehr schönen überraschenden Ende. Es ist derb verfasst, und natürlich schreibt King oft wie ein Penner, aber nicht, weil er einer ist, sondern um kritisch die Gesellschaft darzustellen. Denn man darf nie vergessen, dass es in der Literatur nicht nur Helden, sondern auch Anti-helden gibt. Die Geschichte ist typisch für jene Schaffenszeit Kings, sie macht Spaß zu lesen, ein genüsslicher Schauer wird aufgebaut und mit einem Hauch Fantasie kann man sich in die Ängste des Protagonisten hineinversetzen. Nach dem rasenden Finger vielleicht sein bestes Werk im Genre der Kurzgeschichte.
Andreas (5/5)
Stephen King schreibt die Kurzgeschichte Das Schreckgespenst für die Zeitschrift Cavalier. Aller Wahrscheinlichkeit nach noch vor seinem Erfolg mit Carrie reicht er diese Geschichte bei dem Herrenmagazin ein. Um Geld zu verdienen. Verglichen mit dem, was er heute für ein Kapitel eines Romans bekommt, verächtilch wenig. Doch im Jahr 1972 für die junge Familie King mit zwei kleinen Kindern Gold wert.
Die Handlung ist relativ simpel und doch so beklemmend erzählt, dass sich der Leser mit der Hauptfigur – dem Familienvater und -oberhaupt Lester Billings sofort verbunden fühlt. Er sitzt bei einem Psychiater und erzählt über seine Familie, speziell über seine Kinder. Eines nach dem anderen, zuerst Denny, dann seine Tochter Shirl und schließlich sein jüngster Sohn Andy sind ermordet worden. Vom Schreckgespenst, dem Boogeyman. Alle Kinder hatten vorher Angst einzuschlafen. Alle Kinder warnten ihren Vater und verlangten nach Sicherheit. Doch ihr Vater erduldet keine Schwäche. Etwas, was er schließlich selbst so viel hat. Er bietet Andy regelrecht an, nur um selbst verschont zu bleiben.
King schafft es wie so häufig, Mitgefühl und Ärger beim Leser hervorzurufen. Wahrscheinlich können sich die meisten daran erinnern, wie es als Kind war, einzuschlafen und plötzlich Schatten an der Decke oder der Wand zu sehen. Klar, für einen Erwachsenen mag es logisch erscheinen, schließlich steht ein Baum zwischen Fenster und Straßenlampe. Aber ein kleines Kind? Auf der anderen Seite mag sich jedes Elternteil noch sehr gut daran erinnern, wie es war, wenn ihr Kind vor Angst nicht einschlafen kann. Gerade King dürfte in der Zeit des Schreibens häufiger am Bett seiner beiden kleinen Kinder gewacht haben. Naomi kommt 1971 auf die Welt, Joe im Juni 1972. Beide dürften in unmittelbarer Nähe ihrer Eltern geschlafen haben. Ein Wohnwagen bietet nicht sehr viele Alternativen.
Als junger Familienvater also Material genug um etwas wahren Schrecken zu dieser Geschichte zu mischen und einen resoluten Vater obendrauf zu setzen. Resolut aus eigener Angst. Angst vor der Schwäche der Kinder, schließlich will man als Vater stolz auf seine Kinder sein. Aber zunehmend auch Angst um das eigene Wohl, denn das Schreckgespenst kommt immer näher, überwindet sogar einen Umzug spielend leicht. Und so muss ein resoluter Vater entscheiden. Lässt er sich auf seine eigene Angst ein und bestätigt seinem Kind die Anwesenheit des Ungeheuers, oder bleibt er so resolut und erlebt mit, wie seine eigene Linie verschwindet.
Lester tut Letzteres. Doch die Moral des jungen Geschichteschreibers mit Namen Stephen King: Wahrem Horror kann man nicht entkommen und so ist Billings seinem Alptraum plötzlich näher, als er denkt.
In meinen Augen eine kurze aber dennoch sehr schöne, weil schaurige und spannende Kurzgeschichte. Ich hoffe für die Kinder, verfluche ihren Vater und staune, mit welchem Ende King seine Kurzgeschichte abschließen kann.
Croaton (1 / 5)
Mit Lester Billings hat King wohl seinen unsympathischsten Charakter geschaffen. Er ist ein Rassist, ein Mann, der mit Kraftausdrücken um sich wirft, der kein Problem damit hat, seine Frau und seine Kinder zu schlagen, wenn sie es nicht anders verdient haben und dessen größte Angst es ist, seine Söhne könnten verweichlicht (oder gar schwul!) aufwachsen. Er lässt seine Kinder im Stich und opfert sogar das letzte, um seine eigene Haut zu retten. Man könnte meinen, dass es okay ist, dass King diesem Mistkerl eine Lektion erteilt - da aber die gesamte Geschichte aus Billings Sicht erzählt wird, erlebt man sie nur in ständigem Abscheu vor diesem Kerl.
Dann der Schluss. Ich gebe unumwunden und etwas beschämt zu, dass ich ihn schlicht nicht verstehe. Warum ist das Schreckgespenst in Dr. Harpers Schrank? Es trug Harpers Maske? Und das hat Billings nicht gemerkt? Warum hört das Schreckgespenst dem Patienten in Seelenruhe zu und lässt ihn gehen? Ich kapier's auch nach vielen Jahren nicht.
Fazit: Eine nervtötend widerliche Hauptfigur, ein (für mich) undurchschaubares Ende - zusammen mit Der Wäschemangler meines Erachtens der Tiefpunkt der insgesamt gelungenen Sammlung Nachtschicht.
Mr. Dodd (5 / 5)
Für mich eine der unheimlichsten Geschichten aus Kings Feder. Er weiß perfekt eine gruselige Atmosspähre aufzubauen. Auch wenn Lester Billings nichts anderes ist als ein unsympathischer, arroganter Egoist, so leidet man doch zumindest mit seinen Kinder mit, die dem Schreckgespenst ausgeliefert sind. Woran sie sterben bleibt dabei unklar, ob das Gespenst sie auf irgendeine Weise tötet oder sie bloß zu Tode erschreckt werden.
Trauriger Höhepunkt ist der Tod des dritten Kindes, welches der feige Vater einfach dem Schreckgespenst überlässt. Zum Glück bekommt er am Ende selber seine gerechte Strafe und wird in der Psychatrie von dem Schreckgespenst geschnappt.
Horaz Klotz (4 / 5)
Auf den ersten Blick verbaut King in Das Schreckgespenst ein paar ziemlich konventionelle Horror-Bausteine. Ein Gespenst, das nachts Kinder erschreckt. Soso. Und dann versteckt es sich auch noch im Wandschrank. Dass diese Kurzgeschichte sich trotz aller Klischees so nett von der Masse an typischen Gespenstergeschichten abhebt, liegt vor allem an ein paar sehr cleveren Twists. Zum einen die Wahl des Erzählers - während ziemlich jeder andere Autor die Angriffe aus Sicht der Kinder beschreiben würde, bleibt King in der Perspektive des Vaters dessen Hilflosigkeit die Geschichte auf ein ganz neues Horror-Level hebt. Die Angst, eines Nachts plötzlich am Bett eines toten Kindes zu stehen, dürften wohl alle Eltern nachvollziehen können.
Der zweiter Kniff ist, den Ich-Erzähler einfach mal zum absoluten Unsympathen zu machen. Der Vater, der mit ansehen muss wie ein Kind nach dem anderen von einem Monster geholt wird, und damit eigentlich für den Posten des Mitleidträgers prädestiniert wäre ist ein hemmungsloser Rassist und Sexist. Das finde ich nett erfrischend - und recht mutig, so früh in Kings Schriftsteller-Karriere. Außerdem hat es eine Art morbide Faszination sich so lange in Billings' Hasstiraden zu verlieren, bis man sich am Ende nicht mehr sicher ist, wer hier das echte Monster ist. Tatsächlich habe ich beim ersten Lesen halb auf eine Auflösung gewartet, dass das Schreckgespenst - das zufällig mit der Familie umzieht und immer wieder im Kinderzimmer wütet, kurz bevor unsere Hauptfigur hereingestürmt kommt, einfach nur ein dunkler Persönlichkeitsaspekt des Erzählers ist.
Der Schluss gibt das aber nicht wirklich her - und lässt mich tatsächlich etwas unschlüssig zurück. Beim ersten Lesen fand ich ihn einfach wegen seiner unerwarteten Schockwirkung klasse. In einer Welt in der Monster in Kinderschränken lauern, kann man einfach niemandem vertrauen. Beim zweiten Lesen habe ich dann nach Hinweisen gesucht, die irgendwie auf den Twist hindeuten - vergebens. Der letzte Auftritt des Gespensts kommt einfach aus dem Nichts. In der einen Sekunde ist Dr. Harper der perfekte Psychiater und dann zack - das Schreckgespenst, das damit im letzten Absatz auch noch einmal sein ganzes bisheriges Jagdverhalten über den Haufen wirft. Hier wurde tatsächlich ein bisschen Potential vertan.
Fazit: Ein tatsächlich schauriges Monster, eine nett unsympathische Hauptfigur und ein Twist der - trotz allem - halbwegs funktioniert. Gefällt mir.
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