Alles endgültig: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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Jede King-Geschichte ist irgendjemandes Lieblingsstory - und ''Alles endgültig'' ist meine. In der Kurzgeschichte steckt eine ganze Menge. King zeigt mal wieder, dass es in seinem Universum einen Haufen Grautöne zwischen Gut und Böse gibt. Dass man manchmal ohne jede Vorwarnung in Situationen schlittert, aus denen man nicht mehr so leicht herauskommt. Und das ungute Gefühl, wenn man merkt, dass das eigene Handeln nicht mit den eigenen ethischen Maßstäben überein stimmt und man sich plötzlich fragen muss, ob man nicht selbst irgendwie auf die Seite der "Bösen" gerutscht ist. Aber die Geschichte steht und fällt wie jede Ich-Erzählung mit ihrem Hauptcharakter. Und Dinky Earnshaw ist für mich der lustigste King-Charakter, dem ich bisher begegnet bin. Wenn er seitenweise in naivstem Jugendslang von Pornoseiten, frischen Apfelkuchen und sein Lieblingsparfum erzählt, während er gleichzeitig jeden Tag Menschen tötet, ist das reiner schwarzer Humor, der besonders beim zweiten lesen wirkt. Während andere Ich-Erzähler für mich immer Monster oder Witzfiguren bleiben, wuchs mir Dinky, der eine ganze Kleinstadt ausschaltet hat, sich aber vor seinem Putzpersonal fürchtet, überraschend schnell ans Herz. | Jede King-Geschichte ist irgendjemandes Lieblingsstory - und ''Alles endgültig'' ist meine. In der Kurzgeschichte steckt eine ganze Menge. King zeigt mal wieder, dass es in seinem Universum einen Haufen Grautöne zwischen Gut und Böse gibt. Dass man manchmal ohne jede Vorwarnung in Situationen schlittert, aus denen man nicht mehr so leicht herauskommt. Und das ungute Gefühl, wenn man merkt, dass das eigene Handeln nicht mit den eigenen ethischen Maßstäben überein stimmt und man sich plötzlich fragen muss, ob man nicht selbst irgendwie auf die Seite der "Bösen" gerutscht ist. Aber die Geschichte steht und fällt wie jede Ich-Erzählung mit ihrem Hauptcharakter. Und Dinky Earnshaw ist für mich der lustigste King-Charakter, dem ich bisher begegnet bin. Wenn er seitenweise in naivstem Jugendslang von Pornoseiten, frischen Apfelkuchen und sein Lieblingsparfum erzählt, während er gleichzeitig jeden Tag Menschen tötet, ist das reiner schwarzer Humor, der besonders beim zweiten lesen wirkt. Während andere Ich-Erzähler für mich immer Monster oder Witzfiguren bleiben, wuchs mir Dinky, der eine ganze Kleinstadt ausschaltet hat, sich aber vor seinem Putzpersonal fürchtet, überraschend schnell ans Herz. | ||
− | Ganz nebenbei schüttelt King auch noch eines der ausgefeiltesten Magiesysteme seiner Laufbahn aus dem Ärmel. Dinkys Fähigkeit per Symbolen zu töten ist gerade wage genug um halbwegs realistisch zu wirken und den Leser zum nachdenken zu bringen. Das diese Symbole nicht abgedruckt werden, sehe ich als geschickten Schachzug - so bleiben der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wie müssten Zeichen aussehen, die bizarr genug | + | Ganz nebenbei schüttelt King auch noch eines der ausgefeiltesten Magiesysteme seiner Laufbahn aus dem Ärmel. Dinkys Fähigkeit per Symbolen zu töten ist gerade wage genug um halbwegs realistisch zu wirken und den Leser zum nachdenken zu bringen. Das diese Symbole nicht abgedruckt werden, sehe ich als geschickten Schachzug - so bleiben der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wie müssten Zeichen aussehen, die bizarr genug sind um Menschen in den Selbstmord zu treiben? Und könnte es gefährlich werden, wenn man zu lange darüber nachgrübelt? Wie wirkt diese eindeutig psychologische Waffe gegen einen Hund oder Fliegen? Das ist alles spannender gemacht als ähnliche Fähigkeiten, wie etwa der alberne Tod per Namensähnlichkeit in ''Nachrufe'' und der unübersichtliche Superkräfte-Katalog in ''Dr. Sleep''. |
− | Das Ende ist dann tatsächlich unerwartet. Während die Geschichte von Seite zu Seite düsterer wird wappnet sich der Leser schon, dass der von Albträumen und Schuldgefühlen geplagte Dinky es dem ''Mann, der niemandem die Hand geben wollte'' gleichtut und einen finalen Brief aufsetzt. Doch King wartet mit einem letzten Twist und einem überraschend optimistischen offenen Ende für unseren jugendlichen Massenmörder auf. Deus ex machina? Ein bisschen. Aber letztendlich passt der Schluss perfekt zum lockeren, stellenweise albernen Ton der Geschichte. Und inzwischen wissen wir ja, dass der Meister | + | Das Ende ist dann tatsächlich unerwartet. Während die Geschichte von Seite zu Seite düsterer wird wappnet sich der Leser schon, dass der von Albträumen und Schuldgefühlen geplagte Dinky es dem ''Mann, der niemandem die Hand geben wollte'' gleichtut und einen finalen Brief aufsetzt. Doch King wartet mit einem letzten Twist und einem überraschend optimistischen offenen Ende für unseren jugendlichen Massenmörder auf. Deus ex machina? Ein bisschen. Aber letztendlich passt der Schluss perfekt zum lockeren, stellenweise albernen Ton der Geschichte. Und inzwischen wissen wir ja, dass der Meister noch weitere Pläne für Dinky hatte. |
Fazit: Eine grandiose kleine Geschichte, die von ihrem sympathischen Hauptcharakter und einem faszinierenden Magiesystem lebt, das einem nicht so schnell aus dem Kopf geht. | Fazit: Eine grandiose kleine Geschichte, die von ihrem sympathischen Hauptcharakter und einem faszinierenden Magiesystem lebt, das einem nicht so schnell aus dem Kopf geht. |
Aktuelle Version vom 1. Oktober 2018, 12:13 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Realbaby (4 / 5)
Ein kleines, eigenes Haus, ein Auto, eine Rembrandt-Kopie im Wohnzimmer und 70,- Dollar jede Woche nennt Dinky Earnshaw sein Eigen. Nicht zu vergessen Dinkys Liste, eine Art Wunsch- und Einkaufsliste in die Dinky all die Dinge eintragen kann, die er sich wünscht. Und diese Wünsche werden prompt erfüllt.
Lebensmittel muss er nicht anfordern, die bekommt er so; Rechnungen werden einfach beglichen. Das hört sich wirklich wie ein gut bezahlter Job an, oder? Und das alles nur, weil Dinky die Fähigkeit besitzt, mittels eines Spezialbriefs gewisse Leute aus dem Weg zu räumen, scheinbar zum Wohle der Menschheit.
Doch als der neunzehnjährige Dinky durch einen Zufall erfährt, wen er denn da beseitigt hat, stellt er weitere Nachforschungen an. Mittlerweile sind es an die 200 Menschen, die er auf dem Gewissen hat. Ihn beschleicht ein ungutes Gefühl und er muss entsetzt feststellen, wie naiv er doch war.
So erfährt er, dass er unter anderem eine Professorin namens Ann Tevitch mit seinem Spezialbrief in den Selbstmord getrieben hat, die in der Aidsforschung an einem Heilmittel dran war.
Und so langsam wird Dinky auch klar, warum er die 70,- Dollar in jeder Woche aufbrauchen muss, ja sogar vernichten muss, sollte etwas übrig bleiben, denn die Regel besagt, dass er kein Geld horten darf. Und so erkennt Dinky: Sollte er je vorhaben, diesen Job zu kündigen bzw. aus dem Geschäft auszusteigen, wäre er mittellos. Ihm bleibt nur eins: Einen Spezialbrief an seinen Chef Mr. Sharpton zu schicken, der für die Trans Corporation arbeitet, die auf der ganzen Welt nach Leuten wie Dinky suchen, so genannte Trannys ...
Fazit: Eine Geschichte, die kürzer nicht sein dürfte. Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte nicht von Dinky selbst erzählt wird, da mich unheimlich interessiert hätte, was die Opfer denken, was sie fühlen, in welcher Situation sie die Briefe mit den merkwürdigen Zeichen öffnen, und was genau es war das sie letztendlich in den Selbstmord getrieben hat. Und leider schon wieder eine Geschichte mit einem offenen Ende. Fasziniert hat mich die Tatsache, dass Dinky sein übrig gebliebenes Geld vernichtet. Die Scheine mit dem Müllschredder in der Küche, die Münzen wandern in den Gully vor dem Haus.
Croaton (3 / 5)
Dinky ist ein Tranny, ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten, der von einer mysteriösen Gesellschaft namens Trans Corporation angeheuert wird. Dort darf er das tun, was er am besten kann: Morden. Allerdings - so versichert ihm Mr. Sharpton - geht es nur Verbrechern an den Kragen, Menschen, ohne die wir alle besser dran sind. Endlich - nach über 200 Todesopfern - hinterfragt Dinky dies allerdings ...
Was mir die Geschichte etwas vergällt, ist die Tatsache, dass Dinky Earnshaw ein kaum greifbarer Charakter ist. Ein Mensch, der keine Freunde braucht und ohne viele Fragen zu stellen, über 200 Mal mordet, ist nicht eben die ideale Identifikationsfigur - und da er der Ich-Erzähler ist, macht dies den Zugang zur Geschichte umso schwerer. Auch wäre es nett gewesen, einige dieser seltsamen Symbole mittels derer er mordet, einmal zu sehen, anstatt nur ihre seltsamen Namen zu hören, mit denen man gar nichts anfangen kann.
Nett ist die Idee von Dinkys Liste und der Arbeitsbedingungen, denen er unterliegt. So ist der erste Teil der Geschichte auch spannender - das Anheuern und die Geheimnistuerei rund um seinen neuen Job; das Ende ist dann aber eher wirr und unglaubwürdig. Größter Pluspunkt der Story ist wohl ihre Beziehung zu Der Turm, aber eine wirklich gute Geschichte kann auch alleine stehen - und das fällt dieser hier schwer, noch dazu, da sie offen endet und man nicht erfährt, wer Dinky da am Ende kontaktiert und ihm raushelfen will.
Horaz Klotz (5 / 5)
Jede King-Geschichte ist irgendjemandes Lieblingsstory - und Alles endgültig ist meine. In der Kurzgeschichte steckt eine ganze Menge. King zeigt mal wieder, dass es in seinem Universum einen Haufen Grautöne zwischen Gut und Böse gibt. Dass man manchmal ohne jede Vorwarnung in Situationen schlittert, aus denen man nicht mehr so leicht herauskommt. Und das ungute Gefühl, wenn man merkt, dass das eigene Handeln nicht mit den eigenen ethischen Maßstäben überein stimmt und man sich plötzlich fragen muss, ob man nicht selbst irgendwie auf die Seite der "Bösen" gerutscht ist. Aber die Geschichte steht und fällt wie jede Ich-Erzählung mit ihrem Hauptcharakter. Und Dinky Earnshaw ist für mich der lustigste King-Charakter, dem ich bisher begegnet bin. Wenn er seitenweise in naivstem Jugendslang von Pornoseiten, frischen Apfelkuchen und sein Lieblingsparfum erzählt, während er gleichzeitig jeden Tag Menschen tötet, ist das reiner schwarzer Humor, der besonders beim zweiten lesen wirkt. Während andere Ich-Erzähler für mich immer Monster oder Witzfiguren bleiben, wuchs mir Dinky, der eine ganze Kleinstadt ausschaltet hat, sich aber vor seinem Putzpersonal fürchtet, überraschend schnell ans Herz.
Ganz nebenbei schüttelt King auch noch eines der ausgefeiltesten Magiesysteme seiner Laufbahn aus dem Ärmel. Dinkys Fähigkeit per Symbolen zu töten ist gerade wage genug um halbwegs realistisch zu wirken und den Leser zum nachdenken zu bringen. Das diese Symbole nicht abgedruckt werden, sehe ich als geschickten Schachzug - so bleiben der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wie müssten Zeichen aussehen, die bizarr genug sind um Menschen in den Selbstmord zu treiben? Und könnte es gefährlich werden, wenn man zu lange darüber nachgrübelt? Wie wirkt diese eindeutig psychologische Waffe gegen einen Hund oder Fliegen? Das ist alles spannender gemacht als ähnliche Fähigkeiten, wie etwa der alberne Tod per Namensähnlichkeit in Nachrufe und der unübersichtliche Superkräfte-Katalog in Dr. Sleep.
Das Ende ist dann tatsächlich unerwartet. Während die Geschichte von Seite zu Seite düsterer wird wappnet sich der Leser schon, dass der von Albträumen und Schuldgefühlen geplagte Dinky es dem Mann, der niemandem die Hand geben wollte gleichtut und einen finalen Brief aufsetzt. Doch King wartet mit einem letzten Twist und einem überraschend optimistischen offenen Ende für unseren jugendlichen Massenmörder auf. Deus ex machina? Ein bisschen. Aber letztendlich passt der Schluss perfekt zum lockeren, stellenweise albernen Ton der Geschichte. Und inzwischen wissen wir ja, dass der Meister noch weitere Pläne für Dinky hatte.
Fazit: Eine grandiose kleine Geschichte, die von ihrem sympathischen Hauptcharakter und einem faszinierenden Magiesystem lebt, das einem nicht so schnell aus dem Kopf geht.
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