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Das Monstrum: Rezension

5.212 Byte hinzugefügt, 09:09, 15. Jun. 2008
Edit 4999 geht an ein Buch mit dem ich erst warm werden muste, aber das ich grad zum dritten Mal lese! WS 5/5
"Ich habe gerade meine Waffe gezogen und einen Cola-Automaten erschossen, Sir", sagte Claudell Weems hohl hinter der Maske. Andy Torgeson drehte sich zu ihm um. "Und Sie haben ihm nicht einmal befohlen stehenzubleiben oder einen Warnschuß abgegeben. Ich glaube, ich werde Sie suspendieren müssen." ...
==[[Benutzer:Wörterschmied|Wörterschmied]] (5 / 5)==
Wer kennt sie nicht? Bilder von fliegenden Untertassen, Sichtungen von Geistern, deren Gesichter sich in Fenstern oder Fernsehbildschirmen spiegeln und natürlich die Ereignisse um Roswell und der Area51, in der unter dem Auge einer Kamera der Körper eines Außerirdischen seziert wurde.
Nach einem alten SF-Klassiker, in dem Außerirdische als schmale weiße Gestalten mit großen Köpfen und riesigen schwarzen Augen dargestellt wurden, begann die Geschichte der Entführungen durch Außerirdische und immer wieder Kontaktaufnahmen zu Wesen, die (welch ein Wunder!) alle mehr oder weniger dem im Film gezeigten Vorbild entsprachen. Die Aussagen ähneln mit erschreckender Übereinstimmung den früheren Berichten von Kobolden und Dämonen, die sich ins Zimmer schlichen und Menschen im Schlaf erforschten. Jede Epoche hat wohl ihre eigenen Ventile, um mit alten Paranoia umzugehen!
 
Auch [[Stephen King]] musste früher oder später die Idee der Außerirdischen aufgreifen. Doch hierbei geht er (wie man es von ihm erwartet) seinen ganz eigenen Weg, sich der Thematik zu nähern. Die Außerirdischen sind bereits seit Jahrtausenden tot – der Kontakt mit den Aliens erfolgt interessanterweise über das [[Raumschiff der Tommyknockers|Raumschiff]], welches selbst eine Art von abiotischem Lebewesen darstellt.
 
So unkonventionell das Auftreten des fremden Lebens ist, so einzigartig ist auch die Handlung selbst. Die Handlung orientiert sich nicht an Roswell- und Akte X-Klassikern, wo die Sicht vor allem von Außerhalb und durch Agenten des Staates erfolgt (ähnlich wie [[Der Shop]] in ''[[Feuerkind]]'' oder [[Rudy Junkins]] in ''[[Christine]]''), nein – die Hauptfigur, [[Jim Gardener]], ist selbst Teil der Sache! Des weitern erinnert der Verlauf eher an einen ''McGuyver''-Film mit seinen irrwitzigen Erfindungen, die aus Zahnseide, Silberpennys, Plastiksprengstoff auf Kartoffelbasis und natürlich der obligatorischen Kullimine bestehen.
 
Diese [[Erfindungen der Tommyknockers]] verleihen dem Roman seinen eigenen Charme – King macht sich nicht die Mühe (wie in ''Feuerkind'') paranormale oder wissenschaftliche Phänomene zu erklären, sondern zwingt den Leser, sich einfach darauf einzulassen!
 
Zentrales Thema ist allerdings nicht die Eroberung der Welt durch Außerirdische – diese sind vielmehr Gestrandete, die ums Überleben kämpfen, und reproduzieren sich selbst, indem sie fremde Lebensformen [[Werden|umformen]]. Wells Marsianer (''[[Krieg der Welten]]'') sind den Menschen scheinbar überlegen, Schätzings Yrr (''Der Schwarm'') übertrumpfen den Menschen in allen evolutionären Eigenschaften und werden klar als „überlegen“ erklärt – Kings [[Tommyknockers]] aber sind alles andere als allwissend, allmächtig oder unbesiegbar. Tatsächlich sind sie dem Menschen nur technisch überlegen (obgleich sie selbst ihre Maschinen nicht verstehen können, sondern nur herstellen), aber in vielerlei Hinsicht unterlegen.
 
So wird durch ihre [[Logik der Tommyknockers|Logik]] klar, dass sie nur nachbilden, aber nicht erschaffen können und überhaupt nicht in der Lage sind, fremde Techniken zu verstehen. Ein irrwitziges Element des Romans sind diese Unlogiken, die den Leser oft schmunzeln lassen, wie das Unvermögen Wechselstrom anzuzapfen, wodurch sie einen unglaublichen Verschleiß an Batterien haben, welcher viele einfache Aufgaben für die Tommyknockers zu schwer lösbaren Problemen macht. Hier übt King indirekt Kritik auf die nicht-nachhaltige Einstellung einiger Menschen und gerne auch auf das Verwenden von Kernenergie aus – eine Technik, die zwar gebraucht aber selten verstanden wird, geht es den Tommyknockers nicht genauso? Vor allem das Vorhängeschloss von [[Bobbis Schuppen]] ist so eine Lachnummer: Im Schuppen stehen die höchstentwickelten Technologien – aber die Tür des Schuppens kann nur von Außen abgeschlossen werden, weshalb die [[Schuppen-Leute]] die Tür offen stehen lassen müssen, wenn sich sie im Inneren befinden. Welcher Autor außer King erlaubt sich, seine „Bösewichte“ auf so lächerliche Weise darzustellen?
 
Das, was den Roman aber vor allem prägt, ist die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren: [[Jim Gardener]] und [[Bobbi Anderson]]. Einst verliebt, verloren, erneut verliebt und wieder verloren. Die Liebe der beiden ist von Anfang an als Tragödie vorbestimmt, doch wollen sich beide dies nicht eingestehen. Bobbi verwandelt sich langsam in eine Außerirdische, während ''Jim'' alles daran setzt, Bobbi zu retten und ihre Verwandlung dabei sogar noch beschleunigt. Die Ausweglosigkeit dieser Lage ist die wahre Dramatik des Romans und macht ihn für mich zu einer Tragödie. Das Buch besitzt kein wirkliches Happy End – beide Charaktere (und viele hundert [[Einwohner von Haven|andere]]) sterben, die meisten unschuldig. Jedoch ist es lediglich der Tod Bobbis, die von Jim getötet werden musste, eine tragische Angelegenheit – alles andere spielt nur die Rahmenhandlung und die Hinentwicklung zu der einzigartigen Szene, in der sich zwei Liebende als Feinde gegenüber stehen.
 
Große Emotionen in einer chaotischen und beinahe comichaften Kulisse.
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[[Kategorie:Rezension]] [[Kategorie:Das Monstrum]]

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