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Ein Tod: Rezension

10 Byte hinzugefügt, 11:48, 26. Nov. 2018
Horaz Klotz (4 / 5)
==[[Benutzer:Horaz Klotz|Horaz Klotz]] (4 / 5)==
Auf den ersten Blick wirkt ''Ein Tod'' wie ein kleiner, bitterböser Streich, den King seinen treuen Lesern spielt. Eine kleine Erinnerung des Meisters, es sich in seiner Welt nicht zu gemütlich zu machen, nur weil man glaubt alle Kniffe durchschaut zu haben. Der mutmaßliche Mörder wirkt eine Spur zu unschuldig, der heldenhafte Kampf des einsamen Sheriffs gegen das ungerechte System (mit Staatsanwalt und Richter in Personalunion!) eine Spur zu klischeehaft. Nach wenigen Seiten glaubt man zu wissen wie das alles ausgehen muss - mal wieder eine bittere Anklage gegen das des US-JustizsystemJustizsystems, eine weitere Geschichte über einen unschuldig Verurteilten, ein weiteres Opfer des Systems. Stattdessen Aber irgendetwas stimmt nicht. Der mutmaßliche Mörder wirkt eine Spur zu unschuldig, der heldenhafte Kampf des einsamen Sheriffs gegen das ungerechte System (mit Staatsanwalt und Richter in Personalunion!) eine Spur zu klischeehaft. Und plötzlich zieht unser Autor plötzlich seinen Twist aus dem Ärmel und bricht mit allen Erwartungen. Trusdale war doch schuldig. Der Sheriff lag falsch. Der Leser auch. Ätsch. Aber funktioniert die Geschichte auch noch beim zweiten Lesen, wenn man den Schluss kennt? Ich finde ja.
Gerade durch das Ende wird die Story nämlich zur unerwartet schonungslosen Auseinandersetzung mit dem ur-amerikanischen Konzept der Todesstrafe. Dass King hier nicht schon wieder einen Unschuldigen an den Galgen schickt eröffnet ganz neue Argumentationsräume. Es ist immer sehr einfach gegen die Todesstrafe zu sein, wenn es ein magisches Unschuldslamm wie John Coffey (''Green Mile'') trifft - oder wenn der Täter einen abgrundtief bösen Dämon ausschalten wollte, der nur zufällig wie ein ''Böser Kleiner Junge'' aussieht. Aber um wirklich ernsthaft über ein so radikales Thema zu schreiben, muss man das ganze übernatürliche Drumherum irgendwann streichen. Und die Frage stellen ob es in Ordnung ist einen ganz normalen Menschen aus Fleisch und Blut für seine Verbrechen hinzurichten. Das gelingt im nachdenklichen Schlussabsatz dieser Geschichte ganz gut. Nachdem der Leser dem hilflosen, offenbar geistig eingeschränkten Trusdale über Seiten hinweg die Daumen gedrückt hat, bleibt er am Ende mit seinen Gedanken allein zurück. Dass King uns hier nicht weiter an die Hand nimmt und nicht etwa mit einer pathetischen Rede gegen die Todesstrafe schließt ist für mich ein großer Pluspunkt der Geschichte.
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