Gertrude Stein
Getrude Stein | |
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Getrude Stein | |
Biografie | |
Geboren | 3. Februar 1874 in Allegheny, Pennsylvania |
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Gertrude Stein gehörte mit ihrer extrovertierten Art zu den Kultfiguren der Kunstszene ihrer Zeit. Durch einen von ständigen Wortwiederholungen geprägten Stil wollte sie nach eigenem Bekunden den Kubismus der abstrakten Malerei in die Literatur übersetzen. Mit ihren Schriften zählt sie zu den radikalsten Avantgardistinnen des 20. Jahrhunderts. Mit dem bekannten Satz Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose (aus dem Gedicht Sacred Emily im Band Geography and Plays von 1913) prägte sie die Stilfigur des Lithismus.
Leben
Stein wurde am 3. Februar 1874 in Allegheny, Pennsylvania, USA als jüngstes von fünf Kindern in eine "sehr achtbare bürgerliche Familie“, wie sie selbst schreibt, hineingeboren. Die Familie Stein war deutsch-jüdischer Herkunft. Stein wuchs wohlbehütet und von Eltern und Geschwister verwöhnt in Kalifornien auf. Sie ging mit ihrem Bruder Leo 1893 nach Cambridge (USA). Dort studierte sie Biologie und Philosophie am Radcliff-College der Harvard-Abteilung für Frauen. In Baltimore studierte sie Psychologie und Medizin an der Johns Hopkins Medical School.
Medizin langweilte sie, das „Abnormale“ konnte sie nicht leiden und das Examen bestand sie nicht. Sie arbeitete an der Entbindungsanstalt; diese Erfahrungen verarbeitete sie später in ihrer Erzählung Melanctha.
Mäzenin und Freundin
1903 ging sie mit ihrem Bruder Leo nach Europa. In Paris eröffnete sie einen Salon, der sich zu einem Zentrum der schriftstellerischen Avantgarde entwickelte. Sie gehörte der neuen revolutionären Generation an. Sie war jung genug, die Künstler zu verstehen, reif genug, um sie zu fördern und vermögend genug, um die Bilder zu kaufen. Und so kaufte sie viele Bilder der damals noch verkannten Genies: Cézanne, Monet, Renoir, Daumier und Gauguin.
Ihr erster Kauf von dem noch unbekannten Henri Matisse, Femme au chapeau 1905, begründete ihre Freundschaft mit ihm. Ein Jahr später lernte sie Pablo Picasso kennen. Und obwohl ihr sein Bild Junges Mädchen mit dem Blumenkorb, das ihr Bruder Leo kaufte, nicht gefiel, sollte sie Picasso auf dem Weg seines Berühmtwerdens begleiten. Beide Maler, Matisse und Picasso, begegneten sich das erste Mal in Gertrude Steins „Salon“. Matisse beäugte die Freundschaft Steins mit Picasso argwöhnisch. Picasso portraitierte Gertrude Stein - denkend und lauschend, wichtig und gewichtig (das Bild hängt heute im Metropolitan Museum of Art, New York).
In Steins mondänen Zusammenkünften traf man auch Max Jacob, Alfred Jarry, Guillaume Apollinaire, André Salmon, Georges Braque. Man Ray photographierte Picasso. Man lebte die Freundschaften und die Künstler ließen sich gegenseitig inspirieren: Picasso liebte die Gedichte der Poeten und diese entflammten sich an seinen Bildern.
1907 lernte Stein ihre Lebensgefährtin Alice B. Toklas kennen. 1909 veröffentlichte sie ihr erstes Buch Three Lives im Selbstverlag. Mit der Textsammlung Tender Buttons (1914) wendete sie sich verstärkt der experimentellen Literatur zu.
Neubeginn der Empfänge
Nach dem ersten Weltkrieg veränderten sich die Zusammenkünfte in Steins Salon. Viele alte Freunde waren nicht mehr da, neue kamen nach Paris. Für die, die ihre produktivsten Jahre im Krieg vertan hatten, prägte Stein den Begriff „Lost Generation“.
Durch Sylvia Beach, die in Paris 1919 den Buchladen Shakespeare and Company eröffnet hatte, kam der Kreis der jungen Schriftsteller auch in den Salon von Stein: Ernest Hemingway, Ezra Pound, Thornton Wilder, T.S. Eliot, Sherwood Anderson, F. Scott Fitzgerald, Louis Bromfield, John Reed, Edith Sitwell, John Dos Passos oder die Franzosen Jean Cocteau, Valéry Larbaud und Tristan Tzara.
Literatur
Gertrude Stein hat mit ihrem Stil Grenzen gesprengt. Sie war die erste moderne Schriftstellerin, die ohne Komma, Gedankenstrich, Semikolon und Doppelpunkt (Interpunktion) schrieb. Damit übernahm sie für ihr Werk das, was ihr in der Malerei an Abstraktem gefiel. Wort für Wort reihte sie so ihre Gedanken aneinander. Sie überließ es den Leser/innen, sich von ihren Wortketten einnehmen zu lassen. Und sie war sich ihrer Wirkung sicher: „Meine Sätze kriechen Ihnen unter die Haut, aber Sie merken es nicht, daß dies der Fall ist.“
Ihr Einfluss auf die neue Literatur ist nicht zu unterschätzen: Sherwood Anderson hat sie eine Pfadfinderin genannt, Louis Bromfield betrachtet ihr Buch The Making of Americans als ein wichtiges Werk für die junge moderne literarische Bewegung. Hemingway schreibt ihr, welchen Einfluss sie auf sein Werk hat und sorgt auch dafür, dass ihr Werk The Making of Americans zumindest teilweise in der Transatlantic Review erscheint.
Steins Hauptwerk The Making of Americans erschien 1925. 1931 gründete Alice Toklas den Verlag Plain Editions, um das Werk Steins zu vermarkten.
1937 geschah der Umzug in die Rue Christine, weil der Mietvertrag für ihren Salon in der Rue de Fleurys 27 endete.
Trotz seiner jüdischen Herkunft pflegte das Paar während der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg gute Beziehungen zum Vichy-Regime und überstand so die deutsche Besatzungszeit weitgehend unbehelligt.
Gertrude Stein starb am 27. Juli 1946 in Paris, ihr Grab befindet sich auf dem dortigen Friedhof Cimetière du Père Lachaise.
Einfluss auf Stephen King
Stephen King nutzt den Satz der berühmten Künstlerin in seinem DT Zyklus. Zum ersten Mal liest der junge Jake Chambers den Satz, als er in "tot." durch das New York unserer Welt irrt. Es nimmt seine Begegnung mit der Roten Rose auf dem unbebauten Grundstück vorweg und hat so Symbolcharakter.
1995 erwähnt er Gertrude Stein direkt in seinem Roman Das Bild:
- Ihr Baby wiegt dreitausendachthundertvierundachtzig Gramm. Obwohl Caroline ihr heimlicher Name ist und immer sein wird, steht in der Geburtsurkunde Pamela Gertrude. Zuerst erhebt Rosie Einwände und behauptet, dass der zweite Vorname des Kindes in Verbindung mit ihrem Nachnamen zu einer literarischen Anspielung werden wird. Sie plädiert, ohne große Begeisterung, für Pamela Anna.
- »Oh, bitte«, sagt Bill, »das klingt wie ein Obstdessert in einem snobistischen kalifornischen Restaurant.«
- »Aber -«
- »Und mach dir keine Gedanken wegen Pamela Gertrude. Erstens wird sie nicht einmal ihrer besten Freundin je anvertrauen, daß ihr zweiter Vorname Gert ist. Und zweitens hat die Schriftstellerin, die du meinst, einmal gesagt, eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Einen besseren Grund, bei diesem Namen zu bleiben, kann ich mir nicht vorstellen.«
- Also bleiben sie dabei.
Bücher (Auswahl)
- Three Lives (1909)
- Tender buttons: objects, food, rooms (1914)
- Geography and Plays (1922)
- The Making of Americans (geschrieben 1906-1908, veröffentlicht 1925)
- Four Saints in Three Acts (1929)
- Useful Knowledge (1929)
- How to Write (1931)
- The Autobiography of Alice B. Toklas (1933)
- Lectures in America (1935)
- The Geographical History of America or the Relation of Human Nature to the Human Mind (1936)
- Everybody's Autobiography (1937)
- Picasso (1938)
- Ida; a novel (1941)
- Wars I Have Seen (1945)
- Reflections on the Atom Bomb (1946)
- The Mother of Us All (1949)
- Last Operas and Plays (1949)
- The Things as They Are (ursprünglich unter dem Titel Q.E.D. 1903 geschrieben, veröffentlicht 1950)
- Patriarchal Poetry (1953)
- Alphabets and Birthdays (1957)
Literatur
- Renate Stendhal: Getrude Stein. In words and pictures, Algquin Books, Chapel Hill 1994, ISBN 0-9455-7599-8
- Andrea Weiss: Paris war eine Frau. Die Frauen von der Left Bank. Djuna Barnes, Janet Flanner, Gertrude Stein & Co., Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-22257-4
Weblinks
- Hörbeispiele - zwei Gedichte von Gertrude Stein selbst gesprochen (Real Media)
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