Der Sturm des Jahrhunderts: Rezension
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Inhaltsverzeichnis
Croaton (4 / 5)
Wenn ich einmal anfange, über Der Sturm des Jahrhunderts zu schimpfen, höre ich so schnell nicht mehr auf. Es nervt, dass ...
- ... die sich ständig mit Vor- und Nachnamen ansprechen. Wer sagt dauernd Dinge wie: "Wie geht's dir, Mike Anderson?"?? Im Film passiert das genau 30 mal.
- ... der Zuschauer immer wieder für dumm verkauft wird und die Charaktere ständig erklären müssen, was gerade passiert; etwa als Hatch den erhängten Peter Godsoe mit der Abschiedsbotschaft Gebt mir, was ich will, und ich verschwinde um den Hals findet und Andre Linoge die Fragen stellt: "Hast du ihn irgendwie dazu gebracht? Diese Worte auf dem Zettel um seinem Hals zu schreiben und sich dann aufzuhängen?" Gut, jetzt hat's auch der Letzte kapiert.
- ... jene Botschaft gefühlte 1.984.874 Mal auftaucht, teils auch dann, wenn kein Mensch sie sehen kann (wie etwa auf dem Bildschirm des verlassenen Leuchtturms!).
- ... Andre Linoge hin und wieder völlig sinnfrei die Zähne fletscht und in die Kamera zischt – vielleicht, um den Zuschauer zu erschrecken, den er offensichtlich vor sich sieht, denn sonst ist da niemand.
- ... die schlimmste Untat des Helden Anderson darin besteht, dass er im College einen Spickzettel benutzte (was für ein Imageschaden er in den Augen der US-Amerikaner dadurch erlitten haben muss!).
- ... es am Ende auf das "Duell" zwischen den Kindern der Hauptfiguren Hatch und Mike hinausläuft ... gaaaaaaanz zufällig natürlich.
- ... Linoge am Ende tatsächlich Ralph Anderson erwählt, denn an ihn hat man einen Bruchteil einer Sekunde nach Linoges Ankündigung gedacht, dass er ein Kind mitnehmen will – somit ist der Schluss komplett vorhersehbar.
- ... Hatchs Frau mal eben mit 35 an einem Herzinfarkt stirbt, damit Hatch Mikes Ex-Frau Molly heiraten kann. Ja, ja, blablabla, seufz, stöhn.
Der verwirrte Rezensions-Leser mag auf die Gesamtwertung schielen: 4 / 5? Ein kleiner Tippfehler? Nein, gar nicht, denn ohne die obigen Macken hätte ich, wäre es möglich, 8 verliehen – 4 gehen für den obigen Unsinn drauf. Aber die Miniserie lohnt sich, weil ...
- ... die Atmosphäre und die Grundidee selbst einen über fast viereinhalb Stunden zu fesseln vermögen.
- ... die Tricks für einen TV-Film gut gemacht sind.
- ... ein tolles Wort vorkommt.
- ... und vor allen Dingen, weil die Schauspieler durch die Bank zu überzeugen vermögen:
- Warum habe ich Tim Daly (Mike Anderson) nie zuvor und nie mehr danach in einer Hauptrolle gesehen? Seine Verzweiflung und Angst sind meisterhaft gespielt.
- Ich bin voreingenommen, was Jeffrey DeMunn betrifft, weil ich den Typ einfach klasse finde, aber auch hier liefert er eine grandiose Leistung ab, mal in der Rolle eines unsympathischen Besserwissers.
- Colm Feore ist und bleibt als Andre Linoge mein persönlicher Lieblings-Film-Bösewicht aller King-Verfilmungen. Der Film steht und fällt mit seiner minimalistischen aber immer auf den Punkt passenden Mimik (mal abgesehen vom Fauchen!), etwa als Mike ausflippt und ihn gegen die Gitterstäbe knallt – sein herablassendes Grinsen ist Gold wert.
Auf sagen wir einmal zwei Stunden gerafft und von obigem Müll befreit, könnte DSDJ mein Lieblingsfilm sein, und ich gebe zu, dass ich ihn trotz seiner Länge(n) schon fünfmal gesehen habe. Langweilig wird er nie – und wenn man ab und zu auch genervt die Augen rollen muss, bleibt insgesamt ein Gefühl der Zufriedenheit zurück.
Mr. Dodd (4 / 5)
Ich sehe dieses Drehbuch ein bisschen zwiegespalten. Zum einen ist der Grundgedanke genial, den "Bruder" von Leland Gaunt, Andre Linoge eine kleine Insel so grundartig zu zerstören, dass er sie zu einer unmoralischen Entscheidung zwingen kann. Genau wie In einer kleinen Stadt schafft es eine diabolische Person durch Kenntnisse der tiefsten Geheimnisse der Bewohner sie gegeneinander auszuspielen und ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Unterstützt wird das durch den Sturm, der der Insel zusätzlich noch arg zusetzt.
Auszusetzen habe ich dagegen zum Teil etwas an den Inselpersonen. Eine Mörderin darf nur eine Stunde später auf die Kinder aufpassen, es stört niemanden außer Mike Anderson ein Kind herzugeben für eine offenbar zutiefst verabscheuenswürdige Kreatur. Keiner von denen zieht auch nur für eine Sekunde in Betracht, dass sie Linoge und das Böse in ihm durch komplette Selbstaufgabe arg hätten schwächen könnnen. Somit gewinnt diesmal ausnahmsweise mal das Böse. Und sehr klischeehaft ist auch die Tatsache, dass Hatch Mikes Frau Molly heiratet, nachdem seine zufällig einem Herzinfarkt erlag.
Trotzdem sorgt das nur für einen Punkt Abzug, denn es ist spannend und gut geschrieben. Linoge hat auf jeden Fall einen Platz in meiner Top 10 der Bösewichte Liste verdient. Noch dazu weiß ich endlich die Herkunft des Benutzernamens eines geschätzten Mitarbeiters hier.
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